Aktuelles
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Gesundheitsrisiko Klimawandel – was nun zu tun ist

Der Klimawandel hat Auswirkungen auf unsere Gesundheit. So traten zum Beispiel im vergangenen Jahrzehnt deutlich mehr Herzinfarkte im Zusammenhang mit Hitzewellen auf. Experten rufen daher dazu auf, etwas gegen die Umweltveränderungen zu unternehmen. | Bild: Scott / AdobeStock

Das Wohl der Erde im Blick behalten

„Corona ist ein Schuss vor den Bug, ein Weckruf.“ So formulierte es der Mediziner, Kabarettist und Moderator Dr. med. Eckart von Hirschhausen bei einer virtuellen Pressekonferenz im Rahmen des diesjährigen digitalen Internistenkongresses. Denn Corona sei nicht vom Himmel gefallen, sondern hänge eng damit zusammen, wie wir mit Tieren und der Natur umgehen. Nach übereinstimmender Meinung vieler Wissenschaftler sind die Veränderungen tierischer Lebensräume und das unnatürliche Zusammentreffen verschiedener Spezies und des Menschen ein grundlegendes Übel. Sie begünstigen die Übertragung tierischer Erreger auf den Menschen (Zoonosen) und die Entstehung von Epidemien. Die Umwelt- und Klimakrise fördere diese Entwicklung noch, etwa durch Luftverschmutzung oder Hitzewellen. Um uns selbst gesund zu halten, komme es daher auf das Wohl der Erde an, so Hirschhausen, der auch die Stiftung „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“ (www.stiftung-gegm.de) gegründet hat. 

Umweltveränderungen als Pandemie-Treiber

Auch der Leiter des Robert Koch-Instituts, Prof. Dr. Lothar Wieler, sieht in den menschengemachten Umweltveränderungen einen Treiber von COVID-19 und möglichen weiteren Pandemien. Denn Menschen dringen in exotische Umwelten ein, verdichten Ballungsräume, globalisieren den Handel von Waren und bewegen sich selbst in immer stärkerem Maße rund um den Erdball. Dies alles erhöht laut Wieler die Wahrscheinlichkeit, dass sich infektiöse Atemwegserkrankungen ausbreiten können. Das Thema Corona könne aber Anlass für einen Bewusstseinswandel in der Bevölkerung sein, um auch der Klimakrise entgegenzuwirken.

Mehr Herzinfarkte – Hitzeschutz erforderlich

Gesundheitliche Auswirkungen des Klimawandels lassen sich bereits heute beziffern: So traten zum Beispiel im vergangenen Jahrzehnt deutlich mehr Herzinfarkte im Zusammenhang mit Hitzewellen auf. Es hat sich gezeigt, dass an Tagen mit einer Temperatur über 30 Grad Celsius die Sterbequote um circa 10 Prozent ansteigt. Die Zahl der Krankenhauseinlieferungen liegt bei solchen Temperaturen um 5 Prozent höher. Im Jahr 2020 gab es Schätzungen zufolge 4.000 hitzebedingte Todesfälle. Betroffen sind vor allem Ältere, Personen mit Vorerkrankungen und Menschen, die bei Hitze arbeiten müssen. Experten mahnen insbesondere für Städte ein Hitzeschutzkonzept an, etwa durch Baumpflanzungen und Verschattungsmaßnahmen. In Stadtzentren kann wegen des Phänomens der Wärmeinseln die Temperatur bis zu 10 Grad höher sein als außerhalb. 

Lebensmittelinfektionen – bessere Hygiene nötig

Der Klimawandel hat noch weitere gesundheitsgefährdende Konsequenzen. So steigt bei höheren Temperaturen die Gefahr von Infektionskrankheiten, die durch Lebensmittel übertragen werden. Zum Schutz sind daher strengere Hygienemaßnahmen erforderlich.

Höhere Pollenbelastung – vor Allergien schützen

Frühzeitigere und längere Wärmephasen im Jahr verlängern die Pollensaison. Allergien werden daher zu einer noch größeren Belastung. In dieser Hinsicht können auch neu vorkommende Pflanzen, die sich hierzulande verstärkt ausbreiten, eine weitere Gefahr darstellen. Ein bekanntes Beispiel ist die hochallergene Beifußambrosie (Ambrosia artemisiifolia). Um sich vor diesen Gesundheitsrisiken zu schützen, können aktuelle Pollenflug-Informationen eine wertvolle Hilfe sein. 

Tropische Infektionserreger – wachsam bleiben

Der Klimawandel beeinflusst auch das Vorkommen von wärmeliebenden Stechmückenarten, die Tropenkrankheiten übertragen können. Bereits jetzt hat sich die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) in Teilen Deutschlands angesiedelt. Sie ist in ihrer tropischen Heimat als Überträger von Viren bekannt, die Dengue-, Zika- und Chikungunya-Fieber auslösen. Bisher sind in Deutschland allerdings noch keine Übertragungen dieser gefährlichen Krankheiten bekannt geworden. Jedoch gab es bereits Krankheitsfälle mit dem West-Nil-Virus, das man seit 2018 in Deutschland findet. Es kann von der heimischen Culex-Mücke übertragen werden. Auch bei den Zecken beobachtet man seit einigen Jahren, dass hierzulande tropische Vertreter wie Hyalomma zugewandert sind. Sie stellen potenzielle Überträger gefährlicher Tropenkrankheiten wie Krim-Kongo Hämorrhagisches Fieber (CCHF) dar.

Klimaschutz nützt jedem

Es lohnt sich also gerade unter gesundheitlicher Perspektive, gegen den Klimawandel aktiv zu werden. Jeder kann hierzu etwas beitragen. Verhaltensänderungen wie etwa ein geringerer Fleischkonsum und mehr körperliche Bewegung statt motorisierter Fortbewegung bringen noch dazu einen direkten persönlichen Gesundheitsnutzen. Quelle: Online-Pressekonferenz anlässlich des 127. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) am 19. April 2021