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Wie Arzneistoffe die Vitamin-Versorgung beeinflussen: Vorsicht Vitamin-B-Räuber

Schwarzer Deckel mit orangefarbenen Kapseln, daneben Kapseldose
Bei Dauertherapie mit bestimmten Wirkstoffen empfiehlt sich, Vitamin B zu supplementieren. | Bild: Stepan Popov / AdobeStock

Ernährungsbedingte Vitamin-Mangelerscheinungen kommen in europäischen Ländern kaum vor. Eine Unterversorgung mit Vitaminen entsteht hier hauptsächlich durch die gestörte Aufnahme und Verwertung der Vitamine aufgrund von Arzneimitteln oder anderen Nahrungsbestandteilen.

Verschiedene Mechanismen können die Vitaminversorgung erschweren

Für den Einfluss auf die Vitamin-B-Familie sind verschiedene Mechanismen bekannt:

  • Die Erhöhung des pH-Werts im Magen (z. B. durch die Einnahme von Antazida oder Protonenpumpenhemmern) behindert die Aufnahme der B-Vitamine.
  • Ist die Funktion der Magenschleimhautzellen (z. B. durch Dauereinnahme von NSAR) gestört, so ist die Produktion des Intrinsic factor vermindert, der zur Aufnahme von Vitamin B12 nötig ist.
  • Verschiedene Wirkstoffe erhöhen die renale Ausscheidung der B-Vitamine und verursachen so eine Unterversorgung.
  • Bei hohem Alkoholkonsum wird vermehrt Vitamin B1 zum Abbau von Ethanol benötigt, der Thiaminspiegel sinkt.

Zur Erinnerung: Die Familie der B-Vitamine

VitaminBeteiligung an:Symptome bei Unterversorgung (Auswahl)
B1 (Thiamin)Reizweiterleitung im Nervensystem und Kohlenhydratstoffwechselverminderte geistige Leistungsfähigkeit, Parästhesien, Tachykardie
B2 (Riboflavin)Eiweiß-, Kohlenhydrat- und FettstoffwechselMüdigkeit, Entzündung von Haut und Schleimhäuten
B3 (Niacin/Nicotinsäure + Nicotinamid)Eiweiß-, Kohlenhydrat- und FettstoffwechselSchwindel, Appetitlosigkeit, Depression
B5 (Pantothensäure)Energiegewinnung, Eiweiß-, Kohlenhydrat- und FettstoffwechselAufgrund ubiquitären Vorkommens irrelevant
B6 (Pyridoxin, Pyridoxal und Pyridoxamin)Aminosäurestoffwechsel, Reizweiterleitung im NervensystemErhöhte Homocysteinwerte/erhöhte Arteriosklerose-Gefahr
B7 (Biotin)Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel, Aufbau von Haut, Haaren und NägelnAufgrund ubiquitären Vorkommens irrelevant
B9 (Folsäure)Eiweiß- und Nervenstoffwechsel, ZellteilungSchleimhautveränderungen, neurologische Störungen, makrozytäre Anämie
B12 (Cyanocobalamin)Gehirn- und Nervenstoffwechsel, Bildung von ErythrozytenPerniziöse Anämie, neurologische Ausfallerscheinungen, kardiologische Symptome

Beeinflussung durch NSAR, Antazida und Co.

Aus der Tabelle wird ersichtlich: Ein Mangel an B-Vitaminen kann sich durch verschiedene Symptome äußern. Zu den Wirkstoffen und Wirkstoffgruppen, die eine Unterversorgung verursachen können, zählen:

  • NSAR,
  • Protonenpumpenhemmer,
  • Antazida,
  • ASS (als Thrombozytenaggregationshemmer),
  • Kontrazeptiva,
  • Metformin,
  • Herzglykoside und
  • Schleifendiuretika.

Auch verschiedene Nahrungsbestandteile rauben dem Körper B-Vitamine, wenn sie im Übermaß verzehrt werden:

  • schwarzer Tee,
  • Alkohol,
  • Leinsamen und
  • Alfalfa-Sprossen.

Supplementation bei Dauertherapie erwägen

Während die Ernährungsgewohnheiten im Bedarfsfall umgestellt werden können, ist in der Arzneimitteltherapie meist kein Ausweichen auf andere Wirkstoffe möglich. 

Es empfiehlt sich daher, bei einer Dauertherapie mit den genannten Wirkstoffgruppen B-Vitamine zu supplementieren, um trotz verminderter Aufnahme und Verwertung eine ausreichende Vitaminversorgung zu gewährleisten. Quellen: Pressemeldung ifemedi/Loges; Uwe Gröber: „Arzneimittel und Mikronährstoffe“, 4. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart ; Leitzmann et al: „Ernährung in Prävention und Therapie“, 3. Auflage, Hippokrates Verlag ; Derendorf et al: „Arzneimittelkunde für PTA“, 9. Auflage, Deutscher Apotheker Verlag