Die zweite Chance: Stammzellspende
Alle 15 Minuten erhält ein Mensch in Deutschland die Diagnose Blutkrebs. Dazu zählen die verschiedenen Formen der Leukämie und weitere Erkrankungen des blutbildenden Systems wie maligne Lymphome und Myelome. Viele der Patienten sind Kinder und Jugendliche.
Wie die Nadel im Heuhaufen
Häufig bieten nur Stammzelltransplantationen die Aussicht auf Heilung bei Blutkrebserkrankungen. Allerdings müssen bei Patient und Stammzellspender bestimmte Gewebemerkmale – Humane Leukozyten-Antigene (HLA) – übereinstimmen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist zwischen Eltern und Kindern bzw. Geschwistern am höchsten. Dennoch findet sich lediglich für ein Drittel der Patienten, die Stammzellen benötigen, innerhalb der eigenen Familie ein geeigneter Spender. Für einen Großteil der Betroffenen muss also nach einem nicht verwandten, fremden Spender gesucht werden – den es vielleicht irgendwo auf der Welt gibt. Das gleicht einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Dieser Aufgabe hat sich die DKMS (ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei) verschrieben.
Hoffnungsvolle Zahlen
Bei der gemeinnützigen Organisation sind bereits mehr als 10 Millionen Menschen als potenzielle Stammzellspender registriert. Im vergangenen Jahr konnte die DKMS für 7.517 Blutkrebspatienten weltweit einen passenden Stammzellspender vermitteln. Im Laufe ihres fast 30-jährigen Bestehens hat die DKMS so bereits mehr als 90.000 Menschen mit Blutkrebs eine zweite Chance auf Leben geschenkt. Einer von ihnen ist die 22-jährige Michelle aus Heilbad Heiligenstadt in Thüringen.
Dank einer Stammzellspende kann Michelle heute wieder ein gesundes Leben führen. Als kleines Mädchen – mit viereinhalb Jahren – erkrankte sie an Leukämie. Monatelang kämpfte sie im Krankenhaus um ihr Leben. „Im Sommer 2004 wurde ich transplantiert“, erinnert sich Michelle. „Viele, viele Wochen habe ich anschließend noch auf der Transplantationsstation verbracht.“ Aber irgendwann ging es aufwärts. „Ich durfte zur Schule gehen, Freunde treffen, reisen, ein normales Leben führen – dank der DKMS und meiner DKMS-Stammzellspenderin, mit der ich immer noch regelmäßig Kontakt habe.“ Heute arbeitet Michelle als Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin in der Universitätsmedizin Göttingen – dort, wo sie als Kind selbst behandelt wurde.
Ein Wangenabstrich genügt
Die DKMS weist darauf hin, dass immer noch vier von zehn Blutkrebspatienten weltweit in Gefahr sind, ihr Leben zu verlieren, weil kein passender Spender für sie gefunden wird. Deshalb sei es nach wie vor wichtig, dass sich so viele Menschen wie möglich in die Datei aufnehmen lassen. Auch während der Corona-Pandemie können sich Personen, die zwischen 17 und 55 Jahre alt sind, ganz einfach online registrieren. Für die Aufnahme in die Spenderdatei muss nur ein Wangenabstrich eingesendet werden. Falls es irgendwann zu einer Stammzellspende kommt, können in den meisten Fällen (80 Prozent) die Stammzellen aus der Blutbahn gewonnen werden (periphere Stammzellspende). In nur 20 Prozent der Fälle werden sie direkt aus dem Knochenmark entnommen (Knochenmarkspende).Quelle: DKMS Gemeinnützige GmbH