Umweltverträgliches Antibiotikum: Uni sucht Partner
Die Leuphana Universität in Lüneburg hat zwei Patente für Antibiotika registriert, die in der Umwelt leichter abgebaut werden können als bisherige Wirkstoffe. Nun wird ein Pharmaunternehmen gesucht, das die Arzneimittel in klinische Studien gibt und auf den Markt bringt.
Abbaubares Ciprofloxacin
Zu den wichtigsten Antibiotika zur Behandlung von bakteriellen Infektionen und Entzündungen gehört Ciprofloxacin. Es ist aber besonders schwer abbaubar. „Es ist uns gelungen, mit CipBio und Cip-Hemi zwei Varianten zu entwickeln, die abbaubar sind“, sagte Professor Klaus Kümmerer, der das Institut für Nachhaltige Chemie und Umweltchemie der Uni leitet, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die Alternativen zum herkömmlichen Antibiotikum würden in der Umwelt teilweise sogar zu Kohlendioxid und Wasser mineralisiert.
Zur Erinnerung: Wie wirkt Ciprofloxacin?
Ciprofloxacin gehört zur Gruppe der Fluorchinolone, welche früher auch als Gyrasehemmer bezeichnet wurden. Wie der veraltete Name vermuten lässt, hemmen sie das Enzym Gyrase (Topoisomerase II), welches für die bakterielle DNA-Synthese von Bedeutung ist.
Ciprofloxacin verfügt über ein breites Wirkspektrum, das auch viele gramnegative Erreger umfasst. Das Fluorchinolon kommt z. B. bei Harnwegsinfekten, Haut-, Weichteil- und Knocheninfektionen, Infektionen des Bauchraumes und der Genitalorgane sowie Sepsis (ugs. Blutvergiftung) zum Einsatz. Auch bei Atemwegsinfektionen findet Ciprofloxacin Anwendung – jedoch nicht, sofern Pneumokokken beteiligt sind.
Laborphase bereits abgeschlossen
Die Laborphase mit der chemisch-synthetischen Herstellung, dem Wirksamkeitsnachweis und positiven Ergebnissen für weitere Anforderungen ist abgeschlossen. Es könnten zusätzliche Untersuchungen starten und Daten erhoben werden. Dafür braucht das Forscherteam einen zahlungskräftigen Partner, der im großen Rahmen forscht. „Gut wäre es, wenn so ein Arzneimittel, das unter anderem gegen Blasenentzündungen und andere bakterielle Infektionen hilft, in wenigen Jahren in einer Apotheke zu kaufen wäre“, meint Kümmerer.
Umweltverträglichkeit nicht nur für Antibiotika gefordert
Auch Wirkstoffe wie Diclofenac oder Psychopharmaka seien ein Problem im Wasser, unter anderem auch für Fische, die ihr Verhalten unter Einfluss von Medikamenten nach Studien örtlich änderten. Wissenschaftler Kümmerer, der unter anderem auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berät, wünscht sich mehr Druck aus der Politik für umweltverträgliche Arzneimittel. „Wir haben ein Riesenpotenzial vor uns und für die Industrie ist es ein neues Geschäft“, betont der 61-Jährige. Dennoch sei die Skepsis groß – der Markt für herkömmliche Mittel sei lukrativ.Quelle: dpa/sn