Bornavirus – Infektionsgefahr auch für Menschen
Das klassische Bornavirus (Borna Disease Virus 1 – BoDV-1) kennt man schon lange – allerdings nicht als humanpathogenes Virus. Es war als Erreger der Borna’schen Krankheit bei Pferden und Schafen bekannt. Doch seit 2018 sind sich Forscher sicher: Das Bornavirus kann auch beim Menschen zu einer Infektion führen und eine tödliche Gehirnentzündung auslösen.
Nur wenige Fälle – diese aber tödlich
Nachgewiesen wurde eine Bornavirus-Erkrankung beim Menschen erst in einzelnen Fällen. Eine aktuelle Studie hat anhand von Datenmaterial der Jahre 1996 bis 2019 für Bayern 14 Fälle festgestellt. Die Zahl der tatsächlichen Bornavirus-Infektionen bei tödlichen Gehirnentzündungen liegt jedoch im Dunkeln. Bis vor Kurzem wurde diese Infektion gar nicht in Betracht gezogen und es wurde daher auch nicht daraufhin untersucht.
Natürlicher Wirt erkrankt nicht
Das Bornavirus kommt natürlicherweise in der Feldspitzmaus (Crocidura leucodon) vor. Infizierte Spitzmäuse zeigen keine Krankheitszeichen. Befällt das Virus jedoch Pferde oder Schafe, erkranken diese schwer. Das Virus befällt in zerstörerischer Weise das zentrale Nervensystem. Ein ganzer Stall voller Kavalleriepferde erkrankte im Jahr 1894 in der Stadt Borna (in Sachsen). Danach wurde der Erreger benannt.
Infektion durch Kontakt mit Spitzmaus-Ausscheidungen
Nach bisherigen Erkenntnissen infizieren sich Tiere – und vermutlich auch der Mensch – über Speichel, Urin oder Kot der Feldspitzmaus mit dem Bornavirus. Möglicherweise wird das Virus zudem über das Einatmen von kontaminiertem Staub und direkt durch einen Biss der Spitzmaus übertragen. Die Infektionswege wären damit vergleichbar mit denen des Hantavirus (das vor allem von Rötelmäusen übertragen wird).
Das Bornavirus kommt in Deutschland in bestimmten Gebieten vor, vor allem in Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen sowie Teilen angrenzender Bundesländer. Ab 1. März 2020 wird die Bornavirus-Infektion meldepflichtig. Dadurch erhofft man sich mehr Erkenntnisse zu dieser Erkrankung.
Infektionsrisiko sehr gering
Soweit man bisher weiß, ist eine Übertragung weder vom Pferd auf den Menschen noch von Mensch zu Mensch möglich. Insgesamt scheint das Infektionsrisiko sehr gering zu sein. Doch wenn es zu einer Erkrankung kommt, endet diese überwiegend tödlich. Die bisherigen Patienten litten zu Beginn an starken Kopfschmerzen und Fieber. Anschließend traten neurologische Symptome wie Sprach- und Gangstörungen auf. Innerhalb von Tagen bis Wochen kam es zum Koma.
Persönliche Vorsichtsmaßnahmen
Nach aktuellem Kenntnisstand kann jeder das persönliche Infektionsrisiko durch einige Verhaltensregeln reduzieren. Sie ähneln denen zum Schutz vor dem Hantavirus:
- Lebende oder tote Spitzmäuse nicht mit bloßen Händen berühren.
- Tote Tiere mit Gummihandschuhen und Mund-/Nasenschutz entfernen (in einer Plastiktüte, diese fest verschließen und mit dem Hausmüll entsorgen).
- Tote Spitzmäuse und deren Ausscheidungen zunächst mit Reinigungsmittel besprühen (damit beim anschließenden Entfernen kein virenhaltiger Staub aufwirbelt).
Keine echten Mäuse
Spitzmäuse gehören trotz ihres Namens nicht zu den Nagetieren, sondern zu den Insektenfressern – wie etwa der Maulwurf. Im Gegensatz zu den echten Mäusen haben Spitzmäuse deutlich spitzere Gesichter sowie relativ kleine Augen und Ohren. Feldspitzmäuse sind sehr selten, zudem scheu und nachtaktiv, sodass eine direkte Begegnung mit dem Menschen eher unwahrscheinlich ist. Von der Garten- und der Hausspitzmaus unterscheidet sich die Feldspitzmaus durch ihr zweifarbiges Fell: oberseits grau-braun, unterseits weiß. Spitzmäuse stehen übrigens unter Artenschutz. Quellen: Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit; Robert Koch-Institut; Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg