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Auf die Uhr geschaut – Was nehme ich wann?

Bild: yavyav / Alex / Adobe Stock

Egal ob die Verabredung zum Essen, der Flug in den Urlaub oder die Bestellung im Internet – wir alle schätzen Pünktlichkeit. Auch bei manchen Medikamenten kommt es auf die rechtzeitige Einnahme an. Das betrifft sowohl die Tageszeit als auch den Abstand zu den Mahlzeiten. Denn werden diese Hinweise ignoriert, drohen Unverträglichkeiten sowie unerwünschte oder unzureichende Wirkungen.

Die Frühaufsteher unter den Arzneimitteln

Echte „Frühaufsteher“ sind Glucocorticoide wie Prednisolon, Flumethason und Mometason. Einige Menschen reagieren selbst bei kurzzeitiger Gabe mit einer Steigerung des Blutzuckers und Unruhe bzw. Schlafstörungen. Da unser Körper zwischen sechs und acht Uhr morgens seine eigene Kortisonproduktion durchführt, empfiehlt es sich, Glucocorticoide ebenfalls in diesem Zeitraum zu nehmen. Das kann die Nebenwirkungen reduzieren, Unruhe kann sich im Laufe des Tages legen und der Blutzucker kann besser kontrolliert werden. 

Auch Diuretika, wie Torasemid, Spironolacton und Hydrochlorothiazid, sollten morgens eingenommen werden. Ihr Wirkmechanismus besteht aus einer Erhöhung der Ausscheidung von Wasser und Elektrolyten, was zu vermehrtem Harndrang führt. Das kann gerade nachts als störend empfunden werden und die Compliance gefährden. Daher empfiehlt die Fachinformation die Einnahme am Morgen.

Die perfekte Begleitung für den Abend

Auch wenn es für viele Patienten einfacher ist, alle ihre Medikamente morgens zu nehmen, gibt es einige Wirkstoffe, deren abendliche Einnahme viel sinnvoller ist. Dazu gehören lipidsenkende Statine, wie Simvastatin und Lovastatin. Da der Körper gerade nachts LDL-Cholesterin bildet, profitieren Patienten von einer möglichst späten Einnahme dieser Wirkstoffe. Bei den neueren Wirkstoffen Atorvastatin und Rosuvastatin verhält es sich übrigens anders. Aufgrund ihrer langen Halbwertszeit können diese Statine auch morgens eingenommen werden. 

Auch Antihistaminika, wie Cetirizin, Loratadin und das aktuell in Verruf geratene Ranitidin, sind als Begleitung für den Abend sinnvoll. Obwohl sie kaum ZNS gängig sind, reagieren einige Patienten nach der Einnahme mit Müdigkeit oder Benommenheit. Aus Gründen der Patientensicherheit und der Complianceförderung sollten diese Medikamente erst am Abend eingenommen werden. Im Fall von Arbeitern in Nachtschichten greift diese Regel natürlich nicht.

Einige möchten zum Essen ausgeführt werden

Während Protonenpumpeninhibitoren und Schilddrüsenhormone einen nüchternen Magen bevorzugen, sollten andere gemeinsam mit einer Mahlzeit eingenommen werden. Dazu gehören Metformin als Antidiabetikum oder Praziquantel als Anthelmintikum. Durch die Aufnahme mit einer Mahlzeit können im Fall von Metformin Nebenwirkungen, wie Übelkeit, reduziert werden. Auch Vitamin D3 wird wegen seiner lipophilen Eigenschaften besser mit einer fettreichen Mahlzeit eingenommen. 

Da die Tageszeit teilweise erheblichen Einfluss auf die Wirksamkeit bzw. Verträglichkeit von Arzneimitteln hat, sollten PTA und Apotheker ihre Patienten regelmäßig auf die korrekten Einnahmezeitpunkte hinweisen. Ignoriert ein Patient diese Hinweise seit längerer Zeit, ist das kein Grund in Panik zu verfallen. Wenn die Wirkung für Arzt und Patient bisher zufriedenstellend ist, gibt es keinen Grund das körpereigene Timing durcheinander zu bringen und das Medikament sollte genauso eingenommen werden wie bisher. Denn manchmal schafft es der Körper, diese Unpünktlichkeit zu tolerieren.