Blasenentzündung: Erstmal ohne Antibiotikum
Zweithäufigster Grund für Antibiotika
„Die unkomplizierte Harnwegsinfektion gehört zu jenen Infektionen, bei denen oft vorschnell und unnötigerweise zu einem Antibiotikum gegriffen wird“, sagt Professor Dr. Gerd Fätkenheuer, Leiter der Infektiologie an der Universitätsklinik Köln und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI), mit Blick auf die Therapiewahl vieler Ärzte. Harnwegsinfektionen seien nach den Atemwegsinfekten der häufigste Grund für Antibiotikaverschreibungen.
Zwei Drittel genesen auch ohne Antibiotika
Studienergebnisse zeigten, dass etwa zwei Drittel von rund 500 Patientinnen mit unkomplizierter Harnwegsinfektion auch ohne Antibiotikum wieder gesund wurden. Eine rein symptomatische Behandlung mit einem entzündungshemmenden Schmerzmittel reichte aus. Nur bei jeder dritten Patientin hielten die Beschwerden zu lange an oder verschlimmerten sich, sodass doch noch antibiotisch behandelt werden musste.
Nicht in Eigenregie!
„Diese Erkenntnisse sollen jedoch keinesfalls als Aufforderung zur Selbsttherapie verstanden werden“, mahnt Professor Fätkenheuer. Auch unkomplizierte Harnwegsinfektionen, die circa 90 Prozent aller Harnwegsinfektionen ausmachen, seien ein Fall für den Arzt. In Absprache mit diesem könne die Therapie jedoch zunächst mal ohne Antibiotikum durchgeführt werden.
Prophylaktisch wirksam: viel trinken
Was die Prophylaxe betrifft, bestätigt sich die Wirksamkeit eines alten Hausmittels: viel trinken! Eine Ende 2018 im Wissenschaftsmagazin JAMA veröffentlichte Studie zeigte: Bei Frauen mit wiederkehrenden Harnwegsinfektionen ließ sich die Zahl der jährlichen Erkrankungen fast halbieren (von 3,3 auf 1,7), wenn die Trinkmenge verdoppelt wurde (von 1,5 auf 3 Liter). Quelle: Deutsche Gesellschaft für Infektiologie e.V. (DGI)