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Werbung sorgt für Ärger: Allergiker-Bund ruft zum Protest gegen Kampagne von EU-Versendern auf

Bild: Imago images / Bernd Riedel

Dem Verband der EU-Versender (European Association of Mail Service Pharmacies, kurz: EAMSP) gehören alle namhaften EU-Versandhändler an, darunter Zur Rose, DocMorris, Vitalsana, Europa Apotheek und natürlich auch die Shop Apotheke. Kürzlich startete der EAMSP eine neue PR-Kampagne: Unter dem Namen „Neuschnupfen“ hat der Verband die Internetseite „neuschnupfen.eu“ gebaut. Die EU-Versender beschweren sich dort über „Angst und Zurückhaltung“ in der Digitalisierung und fordern mutigere Schritte im „digitalen Wandel“.

Den „Neuschnupfen“ erklären die EU-Versender mit der „allergischen Reaktion auf alles Neue“. DocMorris und Co. monieren ganz offensichtlich auch eine gewisse Doppelmoral in der Gesellschaft: „Mein Taxi per App bestellen ist nicht mehr neu – ‚Übertreiben‘ wollen wir es trotzdem noch nicht. Hatschi. Blaubeeren und Gouda per Mausklick in den Einkaufswagen legen? Da juckt es gerade noch richtig in der Nase. Rezepte digital einlösen? Gesundheit!“

Dem Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) ist die Kampagne aufgefallen. Die Allergiker lassen kein gutes Haar an der Wortwahl der Arzneimittel-Versandhändler. Auf ihrer Facebook-Seite reagierten die Allergiker-Vertreter bereits am vergangenen Freitag und schrieben: „Eine Allergie ist keine Bagatelle!“ In seinem Facebook-Beitrag bezieht sich der DAAB – wohl ohne Absicht – allerdings auf den „Europäischen Apotheken-Verband“ und spricht recht allgemein von „Apotheken“. Im Kommentarbereich haben daher bereits einige Leserinnen und Leser reagiert, mit dem Hinweis, dass die Kampagne von den großen Versandkonzernen stammt.

DAAB: Allergie wird als Bagatelle dargestellt

Wörtlich schreibt der Allergiker-Bund:

Der DAAB hat kein Verständnis für den neuen Internetauftritt des Europäischen Apotheken-Verbandes im Netz. Wenn nun auch Apotheker den Heuschnupfen zu Werbezwecken für die Digitalisierung im Apothekenbereich als Bagatelle darstellen und auf der Internetseite www.neuschnupfen.eu eine Verballhornung des Heuschnupfens und damit auch der vielen Allergie-Patienten vornehmen, ist ein absoluter Tiefpunkt in der Darstellung des Heuschnupfens erreicht. Millionen Menschen leiden in Europa unter Allergien und gehören somit zu den potenziellen Kunden dieser Internet-Apotheken. Laut Weißbuch Allergie in Deutschland konnten Studien zeigen, dass Heuschnupfen zu den teuersten Erkrankungen für die Volkswirtschaft und das Gesundheitssystem gehört. Der Grund ist vor allem die große Häufigkeit der Erkrankung.“
Facebook-Seite des DAAB

Der DAAB bemängelt auch, dass sich die EU-Versender einerseits über Allergiker „lächerlich“ machen und gleichzeitig auf den eigenen Internetseiten damit werben, dass ihnen „Millionen Menschen in Deutschland und Europa“ ihre Gesundheit anvertrauten. Jetzt will der Allergiker-Bund auch die Meinung der Facebook-Follower wissen und fordert zum Protest auf: „Sind Sie auch der Meinung, dass diese Aktion zu weit geht, dann sagen Sie dem Europäischen Apothekerverband Ihre Meinung: info@eamsp.org."

Auch die Apotheker-Initiative #retteDeineApotheke hatte bereits auf die Kampagne der Versandhändler reagiert. In einer Pressemitteilung hatte die Initiative mitgeteilt:

Unter dem Kunstwort „Neuschnupfen“ wird dabei jedoch auf zynische Art suggeriert, Digitalisierungsängste würden Symptome einer Allergie auslösen. Aus Sicht der Apotheker-Bewegung #retteDeineApotheke verhöhnen die europäischen Versandapotheken damit Millionen von Menschen mit Allergien und Heuschnupfen, deren Lebensqualität aufgrund der Erkrankung erheblich eingeschränkt ist. Und deren Symptome bekanntermaßen Ursache einer Pollenbelastung sind.“
Initiative #retteDeineApotheke