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„Politik für alte weiße Männer“: Pharmaziestudent kritisiert ABDA in offenem Brief

Der 19-jährige Pharmaziestudent sprach bereits im Deutschen Bundestag im Rahmen eines Planspiels „Jugend und Parlament“. Nun schießt er scharf gegen die ABDA und die Standespolitik. | Bild: Deutscher Bundestag

Bei der ABDA in Berlin trafen sich am Donnerstag die 34 Spitzen der Apothekerkammern und -verbände, um über die Eckpunkte zur Apotheken-Reformierung von Bundesgesundheitsminister Spahn zu diskutieren. Die ABDA erklärt sich in einer Pressemitteilung mit den vorgelegten Reform-Punkten für den Apothekenmarkt bedingt zufrieden und meldet an mehreren Stellen Gesprächsbedarf an. Konkret soll es um dort vorgesehene Regelungen zum Rx-Boni-Verbot, zu Botendiensten und zum Apothekenhonorar gehen. Eine Rückkehr zum Rx-Versandverbot scheint aber ausgeschlossen.

In seinem Brief an den ABDA-Präsidenten Friedemann Schmidt wiederholt Bühler eingangs ein Zitat Schmidts aus dem Jahr 2018, in dem dieser die Ankündigungen im Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD, die bundesweite Gleichpreisigkeit rezeptpflichtiger Arzneimittel wiederherzustellen, kommentierte: „Es ist eine vernünftige Entscheidung, die Apotheken vor Ort zu stärken. Auch und gerade im Kontext der strukturpolitischen Ziele der zukünftigen Bundesregierung müssen die Apotheken in der Fläche gehalten werden. Gesundheitspolitik ist Strukturpolitik. Und die Arzneimittelversorgung ist ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitspolitik.“ Mit dem jetzigen Kurswechsel, so Bühler, würde die Standesvertretung die Vernichtung der Apotheke vor Ort sehenden Auges hinnehmen. 

„Politik der alten weißen Männer“

Bühler bezieht sich in seinem Schreiben auch auf die Aussage des Gesundheitsministers von NRW, Karl-Josef Laumann, der am vergangenen Wochenende beim Westfälisch-Lippischen Apothekertag sagte, dass die Standesvertretung auch aktiv dazu beitragen müsse, dass junge Menschen nachkommen. Hier sieht der 19-Jährige „eher wenig Hoffnung“. In seinen Augen lässt sich die ABDA auf einen schlechten Tauschhandel, Rx-Versandverbot gegen die lang geforderte Vergütung pharmazeutischer Dienstleistungen, ein. Diese Art der Politik, die hier betrieben wird bezeichnet Bühler als „Politik der alten weißen Männer“. Er erinnert den ABDA-Präsidenten daran, die junge Generation nicht aus den Augen zu verlieren. Bühler glaubt nicht an die Umsetzbarkeit des Boni-Verbots und auch nicht daran, dass sich die Kassen daran halten, Verträge mit EU-Versendern abzuschließen und Patienten so zu den Versendern zu „lotsen“. Weiter befürchtet er, dass die Versender weitaus mehr von der Einführung des e-Rezeptes profitieren werden, als die Vor-Ort-Apotheken, die diesen Service zwar auch anbieten würden, aber nicht die finanziellen Mittel hätten, dafür auch entsprechendes Marketing zu betreiben. Er wirft der ABDA vor, zu kurzsichtig zu denken: „… bis es soweit ist, werden Sie und Ihre Generation … nichts mehr mit einer Apotheke zu tun haben.“

„Der politische Rückhalt für ein Rx-Versandverbot ist gegeben“ 

Die Basis der Apothekerinnen und Apotheker, so Bühler, würde den Abschied vom Rx-Versandverbot offensichtlich nicht mittragen. Er verweist auf eine Umfrage der Kollegen von DAZ.online, bei der die große Mehrheit der Teilnehmer die Rückkehr zum Rx-Versandverbot für die richtige Lösung hält, und auch die Protestaktion der Initiative #rettedeineApotheke, die am vergangenen Sonntag stattfand und bei der über 500 Pharmazeuten für ihre Zukunft auf die Straße gingen. Für den Pharmaziestudenten erscheint es paradox, dass die ABDA über ihre Social-Media-Kanäle über die Protestaktion berichtete, obwohl sich der Protest doch indirekt auch gegen die ABDA gerichtet hätte. „Bei einer funktionierenden Standesvertretung“, so Bühler weiter, „müsste es solche Proteste erst gar nicht geben oder sie wären von Ihnen organisiert!“ Außerdem, so Bühler, lägen ihm, im Nachgang zu seinem Schreiben an die CDU-Bundesvorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer, von einigen Unionspolitikern schriftliche Statements vor, dass das Rx-Versandverbot die eigentlich favorisierte Lösung sei, man allerdings auf den Beschluss der ABDA eingehe, da diese vom Rx-Versandverbot abgekommen sei. So auch die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Frau Maag, die in einem Schreiben an ihn noch einmal betone, dass das Rx-Versandverbot für sie am sinnvollsten sei. Am Ende seines Schreibens fordert er Schmidt auf, zu der Frage Stellung zu beziehen, wieso man als Standesvertretung das Rx-Versandverbot nicht mehr verfolgt, und regt einen Generationenwechsel bei der ABDA an.