Grippesaison 2018/19: 10 Prozent mehr Menschen haben sich gegen Grippe impfen lassen
Wer ist Schuld am Grippeimstoffmangel? Diese Frage trieb wohl alle Akteure im Gesundheitswesen zu Beginn der diesjährigen Grippesaison um: Ärzte, Apotheker und Pharmagroßhändler, die pharmazeutischen Unternehmer, das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) und nicht zuletzt die Patienten – die bei Influenzavakzinen unter Umständen vertröstet werden mussten oder leer ausgingen. Einen alleinigen „Schuldigen“, wenn man dies überhaupt so nennen kann, gibt es sicherlich nicht. Eher haben mehrere Faktoren zur Impfstoffknappheit beigetragen. Der „Schwarze Peter“ der Verantwortlichkeit wanderte im Kreis: Letztlich wurde der Pharmaindustrie vorgeworfen, sie habe zu wenige Influenzavakzine produziert. Die Hersteller führten sodann an, dass sie in den vergangenen Jahren stets Grippeimpfstoffe am Ende der Saison entsorgen mussten – auf eigene Kosten –, und sie beklagten zudem die späten Bestellungen seitens der Apotheken. Die Apotheken nun wieder monierten die späte Bestellung der Ärzte, diese wiederum machten dem G-BA Vorwürfe, der seine Entscheidung hin zur Standardimpfung mit Vierfach-Grippeimpfstoffen zu spät traf.
Mehr Influenzaimpfungen aufgrund der schlimmen Grippe 2017/18?
In der Diskussion war auch immer wieder, ob sich schlicht mehr Menschen in diesem Grippewinter für einen Influenzaschutz entschieden haben. Die Grippesaison 2017/18 verlief besonders schwer, insgesamt gab es laut Influenzasaisonbericht 2017 des Robert-Koch-Instituts 334.000 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle und damit die höchste Infiziertenzahl seit Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetzes in 2001. Ungünstig war, dass vor dem dominant zirkulierenden Virus Influenza B Yamagata (68 Prozent) nur die Vierfachvakzine schützte, die allerdings in der letzten Grippesaison die meisten Patienten nicht erhielten. Die hohe Krankheitslast durch die letztjährige Grippe könnte jedoch einigen Menschen dazu bewegt haben, sich in diesem Winter vor Influenza schützen zu lassen. Und in der Tat: Das Marktforschungsinstitut IQVIA lieferte jüngst Daten zu den an GKV- und Privatkrankenversicherte abgegebene Grippeimpfstoffdosen.
14,6 Millionen Grippeimpfdosen
In der aktuell noch andauernden Grippesaison 2018/19 wurden insgesamt 14,6 Millionen Grippeimpfdosen (Zeitraum August bis Dezember 2018) abgegeben, 13,3 Millionen hiervon entfallen auf GKV-Patienten, das sind 10 Prozent mehr als in der Vorjahresgrippesaison. Auf Privatkrankenversicherte entfallen 1,3 Millionen Grippeimpfdosen. Vor allem September und Oktober waren hinsichtlich abgegebener Grippeimpfstoffe mit 5,3 Millionen und 5,1 Millionen Dosen starke Monate. Zur Einordnung: Privatkrankenversicherte machen etwa 13 Prozent aller Versicherten in der Bundesrepublik aus. Wurde also in den letzten Jahren stets eine mangelnde Impfeuphorie gerade bei Grippeschutzimpfungen beklagt, so geht hinsichtlich einer besseren Impfquote die letztjährige Influenzasaison endlich in die richtige Richtung. Bleibt abzuwarten, ob der Trend auch in den kommenden Wintern bestehen bleibt.
Aktuelle Lage bei Grippe: Ist der Höhepunkt der Grippewelle vorbei?
Die Grippewelle 2018/19 fand ihren Anfang in der zweiten Kalenderwoche des aktuellen Jahres. Derzeit meldet die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) am Robert-Koch-Institut (RKI) im neusten Wochenbericht (achte Kalenderwoche 16. Bis 22. Februar) 23.906 labordiagnostisch bestätigte Influenzainfektionen. Seit Beginn der Influenzasaison sind 84.587 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle nach Infektionsschutzgesetz (IfSG) an das RKI übermittelt worden und 199 Todesfälle. In dieser Grippesaison dominieren Influenza-A-Viren das Grippegeschehen, die virologische Sentinelsurveillance der AGI fand von 634 Viren in 58 Prozent der Fälle Influenza A(H1N1) und in 42 Prozent der Fälle Influenza A(H3N2). Das RKI gibt sich recht optimistisch: „Möglicherweise wurde der Höhepunkt der diesjährigen Grippewelle inzwischen erreicht beziehungsweise überschritten.“