Ergebnisse der Tarifumfrage 2018: PTA arbeiten länger und verdienen weniger
Alle zwei Jahre führt die Apothekengewerkschaft ADEXA Befragungen unter Apothekenangestellten zu deren Gehalt, Sonderzahlungen, Arbeitszeiten, der Möglichkeit zur Fort- und Weiterbildung und ihrer Zufriedenheit in der öffentlichen Apotheke durch. Vor einigen Tagen wurden die Ergebnisse der Tarifumfrage 2018 von der Gewerkschaft veröffentlicht. Erstmals, so heißt es seitens ADEXA, hätten sich mehr als 3.000 Apothekenmitarbeiterinnen und –mitarbeiter an der Umfrage beteiligt. Die Ergebnisse dienten dazu, die Arbeits- und Gehaltsstrukturen zu erfassen und zu bewerten.
Durchschnittsgehälter nach Kammerbezirken
Die Umfrage zeigt, dass die Gehälter der Apothekenmitarbeiter im Vergleich zum Zeitraum 2014 bis 2016 nur in sechs Kammerbezirken gestiegen sind. 2014 bis 2016 war eine Steigerung in dreizehn der siebzehn Kammerbezirke zu verzeichnen. Gleich geblieben ist die übertarifliche Bezahlung in vier Ländern. In sieben Kammerbezirken sank der durchschnittliche Wert. Spitzenreiter bei den übertariflichen Gehältern aller Apothekenmitarbeiter sind die Kammerbezirke Baden-Württemberg (108%) und Nordrhein (108%) sowie die beiden Stadtstaaten Bremen (107%) und Hamburg (108%). Die vergleichsweise größte Steigerung – nämlich um vier Prozentpunkte – ist in Hamburg zu verzeichnen.
Betrachtet man die Berufsgruppe PTA in den Kammerbezirken separat, ergibt sich folgende Tabelle:
Durchschnittliches Gehalt von PTA in Prozent vom Tarifgehalt
Durchschnittliches PTA-Gehalt | Differenz zum Gesamtdurchschnitt | |
Baden-Württemberg | 107% | -1 |
Nordrhein | 107% | -1 |
Berlin | 106% | +1 |
Hamburg | 106% | -1 |
Hessen | 106% | +/-0 |
Rheinland-Pfalz | 106% | +/-0 |
Bayern | 105% | -1 |
Bremen | 104% | -3 |
Schleswig-Holstein | 104% | +/-0 |
Westfalen-Lippe | 104% | -2 |
Saarland | 102% | -1 |
Brandenburg | 100% | -2 |
Niedersachsen | 100% | -3 |
Mecklenburg-Vorpommern | 99% | -2 |
Thüringen | 99% | +/-0 |
Sachsen-Anhalt | 98% | -1 |
Sachsen | 95% | +/-0 |
*Sachsen: Bezugsgröße ist der ADA-Gehaltstarif
Baden-Württemberg, Nordrhein und Hamburg gehören auch in der isolierten Betrachtung der PTA zu den Spitzenreitern. Jedoch liegen die PTA-Gehälter dort um einen Prozentpunkt unter dem Schnitt, der sich für alle Berufsgruppen ergibt (108%). Berlin ist der einzige Kammerbezirk mit einem leicht positiven Ergebnis für PTA (plus ein Prozentpunkt). In fünf Kammerbezirken ist der Durchschnittswert identisch.
Wochenarbeitszeiten gestiegen
In den vergangenen acht Jahren ist die durchschnittliche Wochenarbeitszeit laut Adexa kontinuierlich angestiegen. Während 2010 noch 27,7 Stunden pro Woche in der Offizin gearbeitet wurde, lag die durchschnittliche Arbeitszeit 2018 bei 35,5 Stunden. „Dass die Wochenarbeitszeiten steigen, hat sicherlich mehrere Gründe: Zum einen versuchen Arbeitgeber beim aktuellen Fachkräftemangel, ihre Angestellten zu einer höheren Stundenzahl zu bewegen“, so Tanja Kratt, Zweite Vorsitzende bei ADEXA.
Gehaltsentwicklung abhängig von der politischen Gesamtsituation
Das Tarifgehalt, so Kratt, sei aus Gewerkschaftssicht ein Mindeststandard. Die durchschnittlichen Gehälter sollten also in jedem Fall spürbar über dem geltenden Tarif liegen. Täten sie das nicht, dann liege das an einem mehr oder weniger großen Anteil an untertariflichen Arbeitsverhältnissen. Das gelte auch schon dann, wenn der Schnitt bei 101 oder 102 Prozent liege.
Dass die übertarifliche Bezahlung in den letzten zwei Jahren eher gesunken als gewachsen ist, sei auch ein Zeichen dafür, dass die Bundespolitik die Apotheken nicht ausreichend unterstüze, so Kratt. Hier nennt die Vorsitzende der Apothekengewerkschaft vor allem die beiden Stichworte Honorare und EuGH-Urteil zum Versandhandel.