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Zukunft PTA-Beruf: Petition für ein Rx-Versandverbot kurz vor dem Ziel

Bild: Mediteraneo / Adobe Stock

Christian Redmann, Apotheker aus Ebermannstadt, wollte sich nicht damit abfinden, abzuwarten und der Dinge zu harren. Er hat eine Petition für das Rx-Versandverbot an den Deutschen Bundestag gestartet. Die Forderung: einerseits das klare Bekenntnis des amtierenden Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU) zum Koalitionsvertrag und andererseits die zeitnahe Umsetzung des Verbots unter Ausschöpfung aller (europa-)rechtlichen Möglichkeiten.

Herr Redmann, Sie sind der Apotheker mit der Petition für eine Durchsetzung des RX-Versandverbotes. Können Sie noch einmal kurz erklären, worum es bei der Petition geht und was Sie bewegt hat, die Petition ins Leben zu rufen?

Christian Redmann:

Ich konnte, und vor allem wollte nicht mehr mit ansehen, wie sich engagierte Kolleginnen und Kollegen jeden Tag an steigender Bürokratie, wachsenden Zukunftsängsten, Nachwuchssorgen und immer neuen Hiobsbotschaften politischer Natur aufreiben – und niemand etwas effektiv dagegen zu tun scheint. Wir haben seit 2016 aus meiner Sicht eine absolut ungelöste – existenziell systembedrohende – Entwicklung, kurz vor Weihnachten 2017 dazu noch ein fehlerbehaftetes Gutachten (Anm. d. Red.: nähere Informationen finden Sie hier) und darauf seitdem eine gefühlte Strategie des Schweigens. Das war mir schlichtweg zu wenig. Auch wenn ich rational die Taktik dahinter verstehen kann, wollte ich mich nicht mehr hilflos fühlen, da es mein Beruf und meine Zukunft sind, die aktuell von anderen entscheiden werden.

Sie sind sehr aktiv in den sozialen Netzwerken und man hat das Gefühl, es ist eine richtige Apotheker/PTA-Community gewachsen, die die Petition unterstützt. Wie viele neue „Freunde“ haben Sie seit dem Start der Petition bei Facebook und wie nutzen Sie die sozialen Netzwerke für Ihre Petition?

Christian Redmann:

Man kann die genaue Zahl nicht beziffern, aber man erkennt, dass die Vernetzung sowohl mit PTA, PKA und Apothekerkollegen zugenommen hat. Ich war vorher schon aktiv und konnte aus einem bestehenden Pool an gutvernetzten und bekannteren Kollegen schöpfen. Die Nutzung der sozialen Plattformen besteht – überwiegend – aus der Information über die Petition, Werbung dafür und Information über Zwischenstände sowie mittlerweile gebetsmühlenartigem Aufrufen, sie zu zeichnen. Der Erfolg ist so schlecht nicht: anfangs konnten 20 bis 25 Prozent der Unterzeichner durch Facebook generiert werden: eine Zahl die naturgemäß jetzt von den Unterschriftenbögen überholt wurde. Nicht zu vergessen ist, dass soziale Netzwerke eine bislang sehr direkte Kommunikation mit – nicht nur – Standespolitikern ermöglichen oder in manchen Fällen auch zu einem direkten Dialog mit Politikern führen können. Meine Hoffnung ist es deswegen, zukünftig durch die Vernetzung in sozialen Medien vielleicht häufiger Dinge anzusprechen und versuchen zu ändern – natürlich mit Blick darauf, was möglich ist und wie weit der eigene Einfluss reicht.

Besonders gut empfand und empfinde ich die Schützenhilfe der Apothekerkammern und Verbände – hier sieht man doch einen länderübergreifenden Schulterschluss zugunsten einer Sache. Damit hätte ich anfangs nicht gerade gerechnet, wurde aber mehr als positiv überrascht.

Über Christian Redmann

Bild: Privat

Christian Redmann, 37, ist Inhaber der Stadt-Apotheke in Ebermannstadt. Er sagt, er habe die Petition gestartet, weil er seitens der ABDA das Engagement vermisse, die Belange der Apotheker durchzusetzen. Zudem irritiere es ihn, dass sich der Minister auf allen möglichen anderen Gebieten kapriziere außer auf seinem eigenen.

In der Begründung für die Petition schreibt Redmann:

„Durch politische Hängepartien, Verzögerungen während der letzten Regierung, während der Regierungsbildung sowie der zunehmenden Zahl geschlossener Apotheke gerät das deutsche Gesundheitssystem in eine bedrohliche Schieflage - eine Entwicklung, die dringend aufgehalten werden muss.“

Er thematisiert zudem den möglichen Verlust hochqualifizierter, familienfreundlicher Arbeitsplätze vor Ort – 150.000 an der Zahl. Das bewährte, seit Jahren gewachsene Versorgungssystem, drohe zuerst auszudünnen und später zusammenzubrechen, heißt es weiter. Das gehe zu Lasten der Patienten. Ein adäquater Ersatz durch sogenannte Versandapotheken sei nur auf den ersten Blick eine Alternative und gewährleiste in keinem Fall eine gleichartige Versorgungsqualität mit persönlicher Hinwendung zum Patienten.

Man hat das Gefühl, die ganze Thematik und auch die Petition sind bisher an PTA vorbeigegangen. Können Sie sich das erklären?

Christian Redmann:

Ich denke, ein Grund ist, dass viele Apothekenleiter selbst die Petition nicht wahrnehmen bzw. nicht die Brisanz unserer aktuellen Situation erkennen. Erkennt die Leitung nicht, wie wichtig der Kampf um den Beruf ist, wie sollen es dann die Angestellten erkennen? Manchmal – und das finde ich recht erstaunlich – kam mir auch zu Ohren, dass man als Apotheker ja unterschrieben habe, aber dem Team, deren Familien oder den eigenen Verwandten vorgelegt, das Thema erläutert, oder gar die Petitionslisten ausgedruckt und den Kunden zur Unterschrift ausgelegt hätte man nicht. Das ist dann schon ernüchternd.

Sicherlich trägt mitunter aber auch die – noch(!) – gute Jobsituation im pharmazeutischen Bereich dazu bei, dass man sich im Angestelltenverhältnis weniger Sorgen darüber machen muss, wie es weitergeht, wenn die eigene Apotheke aufgrund der beruflichen Umstände schließen muss.

Warum ist die Durchsetzung des Rx-Versandverbotes aus Ihrer Sicht wichtig für die Zukunft der Apotheken und damit auch für die des PTA-Berufes?

Christian Redmann:

Das Rx-Versandverbot und die der Gleichpreisigkeit sind unabdingbare Säulen zur Sicherung der Versorgung in Deutschland. Ohne die gesetzliche Absicherung dieser Rahmenbedingungen werden wir in eine gefährliche Schieflage geraten, sowohl zu Lasten der Patienten als auch zu Lasten der ortsansässigen Betriebe und somit der Arbeitsplätze. Entkernt man durch Wegnahme der gesicherten Rx-Vergütung unsere Existenzgrundlage schließen in absehbarer Zeit die Mehrheit der Apotheken und fallen somit auch die Arbeitsplätze für Angestellte weg. Eigentlich recht einsichtig. Versandapotheken werden durch ihren Aufbau und ihre auf Gewinnmaximierung ausgelegte Firmenpolitik niemals genug Arbeitsplätze bereitstellen können und wollen, um diesen Raubbau und diese Vernichtung aufzufangen.

Welche Argumente können Sie Kolleginnen und Kollegen an die Hand geben, um Kunden, Freunde und Bekannte davon zu überzeugen, die Petition mit Ihrer Unterschrift zu unterstützen und wie können PTA in ihren Apotheken Unterschriften sammeln? Geht das auch anhand von Unterschriftenlisten?

Christian Redmann:

Wurde bereits genannt: Sicherung des eigenen Arbeitsplatzes, vernetztes Denken über den eigenen Arbeitsplatz hinaus – ebenso an die Apothekerkollegen: Will man die Apotheken – auch die eigene – erhalten, muss jeder die Chance nutzen u. a. durch diese Petition der Politik auch zu sagen: ich will nicht untergehen, ich will meinen Beruf so ausüben, wie er vorgesehen ist. Nicht zuletzt argumentiert man am besten zu allererst aus Sicht des Patienten: Stellen Sie doch einmal die Frage, was es für einen geriatrischen Patienten bedeutet, wenn die Vor-Ort-Versorgung wegfällt, er auf Tabletten tagelang warten muss, keine Rezepturen für ihn angefertigt werden sollen, dringende Schmerzmittel nicht per Versand sofort geliefert werden können, eine spezialisierte Versorgung im Alter nicht ohne weiteres möglich sein wird …

PTA sollten ihre Chefs darauf ansprechen, ob sie die Listen auslegen dürfen – so etwas geht nicht ohne Erlaubnis bzw. Einverständnis der Apothekenleitung. Leider ist man da als Angestellter auf den Goodwill des Chefs angewiesen, was in diesem Fall eigentlich kein Problem sein sollte. Die Listen findet man auf der Seite der Petition.

Vielleicht sollten die PTA auch einmal an ihre Ausbildungsschulen schreiben – ich selbst habe dies mehrmals getan und bis auf eine(!) Schule weder eine Rückmeldung geschweige denn Unterschriftensammlungen erhalten. Das ist schon bedenklich, wenn es bereits kein Interesse an dieser Stelle zu geben scheint. Die Fachschaften an den Universitäten hingegen waren mitunter recht eifrig und umtriebig.

Wie sehen Sie den PTA-Beruf? Können Sie sich Ihre Apotheke ohne PTA vorstellen?

Christian Redmann:

Ich empfinde PTA als wichtige und notwendige Unterstützung unseres Berufs. Unabhängig von meiner Apotheke kann ich mir die Berufslandschaft ohne die pharmazeutisch-technischen Assistenten nicht vorstellen. Gute PTA sind wichtig für jede Apotheke, allein z. B. die Routine im Labor hilft die hohen qualitativen Anforderungen, die unser Beruf mit sich bringt, zu erfüllen und somit zur Arzneimittelqualität beizutragen. Ich denke, unsere Berufe ergänzen sich hervorragend.

Es fehlen noch knapp 1.800 Unterschriften, die bis zum 7. November 2018 gesammelt werden müssen. Gesetzt den Fall - und davon gehen wir aus -, die schaffen Sie noch: wie geht‘s dann weiter?

Christian Redmann:

Nach Erreichen der Quorumszahl setze ich mich mit den Verantwortlichen von openpetition.de in Verbindung und bespreche das weitere Vorgehen. Wie die Bundesregierung, respektive zunächst der Petitionsausschuss, reagiert, ist meinem Wissen nach festgelegt.

Wir drücken Christian Redmann und uns allen die Daumen, dass die fehlenden 1.800 Unterschriften für den Erhalt der Apotheken schnellstmöglich zusammenkommen. Vielen Dank für das freundliche Interview!

Jetzt mitmachen!

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Unsere Bitte: Motivieren Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen, Freunde, Kunden und Bekannten, die Petition zu unterzeichnen. Vielen Dank!