Ergebnisse der Formoline-L112-Studie: Kann Polyglucosamin das Abnehmen erleichtern?
Methoden, um abzunehmen, gibt es etliche: proteinbasierte Formuladiäten, das altbekannte FDH, low-carb, fettbindende Polymere oder Lipasehemmstoffe, die die Aufnahme des zugeführten Fettes reduzieren sollen, finden sich häufig in der Versuchsreihe der Abnehmwilligen. Um tatsächlich und langfristig erfolgreich ein gesundes Körpergewicht zu halten, sind in der Regel eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung vonnöten. Das ist anstrengend, und es ist schön, wenn es „Hilfsmittel“ gibt, die dies unterstützen. Hier scheint Formoline L112 eine Option zu sein.
Polyglucosamin soll Fettaufnahme verringern
Formoline L112 enthält Polyglucosamin. Der Wirkstoff soll Fette binden: Polyglucosamin liegt im sauren Milieu des Magens protoniert, also positiv geladen vor. Dadurch soll der Wirkstoff in der Lage sein, die negativ geladene Fettsäuren zu binden und diese – ohne Aufnahme in den Körper – wieder auszuschleußen. Der postulierte Effekt: Weniger Fettresorption, somit eine verringerte Kalorienaufnahme und folglich die gewünschte Gewichtsreduktion. Der Weg scheint durchaus möglich und plausibel – doch: Beweisende Studien haben bislang gefehlt. Das wollte Certmedica ändern. Der Hersteller hinter dem Medizinprodukt Formoline L112 hat jüngst eine placebokontrollierte Studie an 100 abnehmwilligen Patienten durchgeführt.
Wie lief die Formoline-Studie ab?
Teilnehmen durften an der Formoline-Studie Probanden mit einem BMI zwischen 30 und 35. Der Body-Mass-Index (BMI) ist ein Maß für Unter-, Normal- oder Übergewicht und berechnet sich wie folgt: Körpergewicht in Kilogramm / (Körpergröße in Meter)2. Normalgewicht beschreibt einen BMI von 18,5 bis 24,99 kg/m2, Übergewicht liegt ab einem BMI von 25 kg/m2 vor. Patienten ab einem BMI von 30 leiden an Adipositas (Fettsucht). Zusätzlich zu diesen Gewichtskriterien mussten die Teilnehmer der Studie zwischen 25 und 65 Jahre alt sein und ihr Taillenumfang größer als 88 cm (Frauen) oder 102 cm (Männer) sein. 100 Patienten wurden in die Untersuchung eingeschlossen. Die Studie lief in Italien, placebokontrolliert, doppelblind randomisiert (Teilnehmer und Auswerter wussten nicht, wer Wirkstoff und wer Placebo erhält) und dauerte zwölf Monate.
Welche „Auflagen“ bekamen die Patienten nun? Die Hälfte der Teilnehmer, also 50 Patienten, kamen in die Verumgruppe und nahmen zweimal täglich zwei Tabletten Polyglucosamin, entsprechend 1600 mg. Die anderen 50 Teilnehmer erhielten zweimal täglich wirkstofffreie Darreichungsformen, sprich Placebo. Die Kapseln nahmen die Probanden jeweils vor den Hauptmahlzeiten – was Sinn macht, will man die zugeführten Nahrungsfette binden. Allerdings sollten die Patienten zusätzlich auch ihre seitherige und tägliche Kalorienzufuhr um 10 Prozent verringern und sich mehr bewegen.
Wie sah der Ernährungsplan aus?
Einzige Auflage hinsichtlich der Ernährung war in der Formoline-Studie eine tägliche Kalorienreduktion um 10 Prozent. Anhand eines Fragebogens erfassten die Probanden eine Woche lang ihre Ernährungsgewohnheiten, und zwar zu Beginn der Untersuchung und anschließend wiederholend alle drei Monate. Auf welche Weise die Patienten die geforderte Kalorienreduktion erreichten, war ihnen völlig freigestellt. Zwar standen Ernährungsberater unterstützend zur Seite, allerdings durften die Teilnehmer selbst entscheiden, mit welchen Lebensmitteln sie ihren täglichen Kalorienbedarf bestreiten. Der Vorteil: Beim eigenverantwortlichen Ändern der Nahrungsmittel bekommen die Patienten keinen strikten Diätplan aufgezwungen. Sie prüfen selbst, mit welchen – für ihren Körper gesunden und weniger energiereichen – Nahrungsmitteln sie langfristig klar kommen.
Die Ernährungsberater gaben allerdings Tipps, wie beispielsweise einen Teil der Kohlenhydrate bei einer Nudelmahlzeit durch mehr Gemüse zu ersetzen. Reduziert man die Nudelmenge von 100 g auf 50 g und erhöht den Gemüseanteil von 20 g auf 60 g, bleibt das zugeführte Nahrungsvolumen nahezu gleich, was gut für den Sättigungseffekt ist. Jedoch verringert sich die Kalorienzufuhr durch diesen Austausch um 40 Prozent.
Und der Sport …
Die Probanden waren angehalten, sich mehr zu bewegen. Allerdings wurde seitens des Studienprotokolls kein Extremsport gefordert. Vielmehr sollten die Teilnehmer schauen, mehr Bewegung in ihren Alltag zu integrieren: Treppen gehen, statt den Aufzug nehmen, vermehrt Spaziergänge oder kleinere Besorgungen zu Fuß erledigen. Schweißtreibende körperliche Aktivitäten (Fitnesscenter, Jogging, Krafttraining) forderte die Studie nicht.
Ziel der Studie
Die Formoline-Studie interessierte, wie sich das Körpergewicht, somit der BMI, und der Taillenumfang der Teilnehmer im Laufe eines Jahres verändert. Insgesamt zeigten die Studienteilnehmer ein gutes Durchhaltevermögen: Nur drei Teilnehmer brachen die zwölfmonatige Untersuchung ab, laut Aussagen von Certmedica, weil die Probanden den Wohnort wechselten. Beide Gruppen vertrugen die Intervention gut, am häufigsten wurde über Verstopfung berichtet – gleichermaßen in beiden Gruppen – was sich durch eine erhöhe Trinkmenge beheben ließ.
Wie funktioniert Polyglucosamin?
Polyglucosamin oder Chitosan ist ein Polymer, und zwar aus D-Glucosamin und N-Acetylglucosamin. Gewonnen wird Polyglucosamin aus Chitin, dem Hauptbestandteil von Schalen aus Krebsen und Garnelen. Durch die im Molekül vorhandenen Aminogruppen (primäre Aminogruppe im Glucosamin, sekundäre im N-Acetyl-Glucosamin) ist Polyglucosamin protonierbar und im Magen-Darm-Trakt positiv geladen. Dadurch sollen negativ geladenen Fettsäuren der Nahrungsfette gebunden und so deren Resorption verhindert werden.
Das Ergebnis der Formoline-Studie: 50 Prozent mehr Gewichtsreduktion unter Formoline L112 – ist das viel?
Der Studieninitiator, Certmedica, schreibt: „Die Gewichtsreduktion konnte durch Formoline L112 um 50 Prozent gesteigert werden". Das klingt erst einmal nach sehr viel. Betrachtet man jedoch die absoluten Zahlen, dann relativiert sich der Effekt des Abnehmens ein Stück weit. Denn: Die adipösen Probanden im Polyglucosamin-Arm reduzierten ihr Gewicht innerhalb eines Jahres um 12,1 kg. Die Patienten, die Placebo erhielten, nahmen ebenfalls ab – allein durch eine geänderte Ernährungsweise. Sie wogen nach zwölf Monaten durchschnittlich 8 kg weniger. Somit nahmen die Polyglucosamin-Patienten innerhalb dieser Zeit, einem Jahr, 4,1 kg mehr ab.
Der Body-Mass-Index (BMI) reduzierte sich sowohl in der Polyglucosamingruppe
(-4,3 kg/m2) als auch in der Placebo-Gruppe (-2,8 kg/m2).
Auch der Taillenumfang verkleinerte sich in beiden Gruppen: Die Polyglucosamin-Teilnehmer hatten nach einem Jahr 13,3 cm weniger Umfang, die Placebo-Patienten immerhin 10,2 cm.
Der eigentliche Erfolg der Studie ...
... liegt wohl nicht hauptsächlich in dem alleinigen Mehr an Gewichtsreduktion von etwa vier Kilogramm. Die Untersuchung punktet vor allem bei der geringen Abbrecher-Rate von 4 Prozent. Diäten werden gern begonnen und gerne auch wieder abgebrochen. Häufig sind die Abnehmwilligen am Anfang zu streng mit sich und halten diese starke Einschränkung dann nicht dauerhaft durch. Die praktizierte Methode in der Formoline-Studie, eine Ernährungsberater-gestützte, aber eigene Auswahl an Lebensmittel, scheint somit vielleicht ein probater Weg.
Nicht ganz günstig …
Entscheiden sich Patienten, die Polyglucosamin-basierte Unterstützung beim Abnhemen in Snapruch zu nehmen, ist dies kein ganz günstiger Entschluss. Die Diäthaltenden nahmen zweimal täglich vier Tabletten Formoline L112. Hochgerechnet auf ein Jahr bedeutet das ein Tablettenbedarf von 1460 Tabletten, sprich rund 800 Euro.