Online-Spielsucht jetzt offiziell als Krankheit anerkannt
Exzessives Computer- oder Videospielen wird – unabhängig davon, ob es online oder offline praktiziert wird – von der WHO als eigene Störung anerkannt. Sie nahm die Diagnose "Gaming Disorder" in den neuen Katalog der Krankheiten (ICD-11, International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) auf. Darin beschreibt die WHO nach ihren Angaben eindeutige Symptome, die Ärzten die Diagnose erleichtern sollen. Dazu gehört, dass ein Mensch alle anderen Aspekte des Lebens dem Online-Spielen unterordnet und trotz negativer Konsequenzen weitermacht, und dies über einen Zeitraum von mehr als zwölf Monaten.
Betroffene sollen nach Meinung von Vladimir Poznyak vom WHO-Programm Suchtmittelmissbrauch in Kliniken behandelt werden, die bereits andere Patienten beim Entzug unterstützen. Er hofft, dass das neue Phänomen, das vor allem junge Leute betreffe, besser erforscht wird.
Wichtige Abrechnungsgrundlage für Ärzte
Die bisherige Version des Katalogs, ICD-10, wurde zuletzt vor 28 Jahren neu gefasst. Der Katalog enthält mehr als 55 000 Klassifizierungscodes für Krankheiten, Verletzungen und Todesursachen und spielt bei der vertragsärztlichen Abrechnung und beim Risikostrukturausgleich eine wichtige Rolle. Ärzte können sich bei Diagnosen an den im Katalog beschriebenen Symptomen orientieren. Zudem hängt die Erstattung vieler Leistungen daran, ob Ärzte ihre Diagnosen korrekt codieren. Der Katalog ist das wichtigste, weltweit anerkannte Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Die neue Version, ICD-11, muss von der Weltgesundheitsversammlung im kommenden Jahr noch abgesegnet werden und gilt dann offiziell ab Januar 2022. Quellen: dpa, DAZonline