Jeder zweite Arzt ist für eine Cannabis-Legalisierung
Im Rahmen einer kurzfristigen Umfrage des Ärztenachrichtendienstes (ÄND) haben 53 Prozent der befragten Ärzte für eine Cannabis-Legalisierung gestimmt. Der Hintergrund der Ärzteumfrage war die öffentliche Debatte um die aktuelle Forderung des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Cannabis zu legalisieren. An der deutschlandweiten Online-Umfrage haben seit dem vergangenen Dienstag innerhalb von 24 Stunden 858 Haus- und Fachärzte teilgenommen. Aus den Freitext-Antworten der Teilnehmer war zu entnehmen, dass die Legalisierungs-Befürworter die Cannabis-Freigabe allerdings an Bedingungen knüpfen würden. Genannt werden unter anderem strenge Aufsicht, Qualitätskontrollen sowie ausreichende Aufklärungs- und Beratungsangebote. Einzelstimmen schlagen die Apotheke als geeignete Abgabestelle in ihren Ausführungen vor.
12 Prozent der Ärzte möchten Cannabis verbieten
Die derzeitige Beschränkung des Konsums auf die medizinische Anwendung nach ärztlicher Verordnung bleibt für 36 Prozent der Umfrageteilnehmer nach wie vor der richtige Weg. Nur zwölf Prozent der befragten Mediziner haben sich für ein komplettes Cannabisverbot ausgesprochen. Die Gegner einer Legalisierung führen in erster Linie gesundheitliche Argumente ins Feld: Die Beeinträchtigung der kognitiven Leistungsfähigkeit durch dauerhaften Cannabiskonsum wird ebenso genannt, wie die Schädigung der Lunge sowie die Entwicklung von Psychosen.
Bundesärztekammer lehnt Cannabis-Freigabe ab
Den Anlass für die ÄND-Umfrage bildete die öffentliche Debatte um die Forderung des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK). Der BDK hatte vor wenigen Tagen vorgeschlagen, das Cannabisverbot aufzuheben. „Es gab in der Menschheitsgeschichte noch nie eine Gesellschaft ohne Drogenkonsum, das muss man akzeptieren", erklärte BDK-Chef André Schulz der Bild-Zeitung.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft sieht das wiederum anders. „Cannabis zu erlauben, wäre ein fatales Signal“ sagt ihr Vorsitzender Rainer Wendt zu Focus Online. Nach Angaben der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) ist die Bundesärztekammer (BÄK) mit der Idee des BDK ebenfalls nicht einverstanden. „Kiffen ist kein harmloses Freizeitvergnügen“, betont Erik Bodendieck, der Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Sucht und Drogen“ der BÄK gegenüber der NOZ.
Parteien bewerten BDK-Vorschlag unterschiedlich
In der Politik hat das Thema Cannabis-Freigabe erneut Fahrt aufgenommen. Die Linksfraktion im Bundestag begrüßt die Forderung des BDK und will ein Ende des Cannabis-Verbots in Deutschland durch eine fraktionsübergreifende Initiative erreichen. „Ziel muss es sein, die Kriminalisierung der Konsumenten zu beenden, die Verbreitung von Cannabis zu kontrollieren sowie den Gesundheits- und Jugendschutz in der Bevölkerung zu verbessern“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer Jan Korte am vergangenen Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.
Gemeinsam mit den Grünen hatten die Linken bereits Ende Janaur ihre Zustimmung zu dem Antrag der FDP-Bundestagsfraktion, Cannabis in kontrollierten Modellprojekten freizugeben, signalisiert. Mindestens eine weitere Fraktion müssten die Linken und Grünen jedoch von ihrem Vorhaben überzeugen, um im Falle einer Abstimmung eine Mehrheit zu erlangen.
Die Union ist von dem Vorschlag des BDK nach Angaben der Frankfurter Rundschau nicht überzeugt. „Unser Kampf gegen illegale und harte Drogen wird nicht leichter, wenn wir eine Einstiegsdroge legalisieren“, sagte der Vize-Vorsitzende für den Bereich „Innen und Recht“ der Unions-Bundestagsfraktion, Stephan Harbarth (CDU), der Zeitung.
Auch die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), hatte nach Angaben der Zeitung „Welt“ der BDK-Forderung zur Cannabis-Legalisierung eine klare Absage erteilt. „Ich werde nicht tatenlos dabei zuschauen, wie Jugendliche im wahrsten Sinne des Wortes ihre Zukunftsperspektiven verkiffen", sagte Mortler der „Welt".