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Schlankheitsmittel bei Ökotest: Eine Wunderpille gibt es nicht

Bild: terovesalainen / Adobe Stock

Der Markt an Schlankheitsmitteln, die ohne Rezept in Apotheken, Drogeriemärkten und im Internet zu haben sind, ist riesig. Aber können die auch was? Ökotest hat sich die Sache einmal angesehen – zum einen die Datenlage, also inwiefern langfristig gewichtsreduzierende Effekt nachgewiesen sind. Zum anderen wurden Inhaltsstoffe und die Deklaration einer genauen Prüfung unterzogen. Beraten wurden die Verbraucherschützer dabei von Professor Manfred Schubert-Zsilavecz, pharmazeutischer Chemiker aus Frankfurt. Dessen erster Rat lautet: Finger weg von Schlankheitsmittel aus dem Internet! Er warnt ausdrücklich davor: „Im Internet Schlankheitsmittel zu kaufen, die es im stationären Handel nicht gibt, ist wie russisches Roulette zu spielen.“ Schubert-Zsilavecz hat als Leiter des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker etliche dieser Mittel untersucht.

Doch auch an den Mitteln aus Apotheke und Drogeriemarkt können die Tester wenig Gutes finden. Man könne keines der Schlankheitsmittel empfehlen, heißt es. Bis auf das Arzneimittel Orlistat – die anderen sind Lebensmittel oder Medizinprodukte – werden alle getesteten Produkte mit „ungenügend“ oder „mangelhaft“ bewertet.

Einnahme von Orlistat nur unter ärztlicher Aufsicht

Und Orlistat, das immerhin „befriedigend“ für sich beanspruchen kann, ist nach Ansicht der Tester auch nicht uneingeschränkt empfehlenswert. So sei die Wirksamkeit des einzig verbliebenen Wirkstoffs, der ausschließlich zur Behandlung von Übergewicht zugelassen ist, zwar ausreichend belegt, heißt es. Dennoch solle es nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden, findet Ökotest. Zudem wirke Orlistat, dass die Spaltung der Fette im Dünndarm und somit deren Aufnahme hemmt, nur dauerhaft, wenn es im Rahmen einer Diät, mit mehr Bewegung und einer Änderung des Lebensstils eingesetzt wird. Auch die Nebenwirkungen bleiben nicht unerwähnt: Blähungen, Durchfall oder öliger Stuhlgang treten vor allem bei zu fetthaltiger Ernährung auf, schreibt Ökotest.

Fettbinder haben keine oder nur eine kurzzeitige Wirkung

Die Medizinprodukte im Test setzen darauf, Nahrunsgfette zu binden, damit sie nicht resorbiert, sondern ausgeschieden werden. Zum Teil enthalten sie Ballaststoffkonzentrate, zum Beispiel aus Feigenkaktus (z.B. in Lipogran® oder XLS-Medical® Fettbinder). Eine wissenschaftliche Grundlage dafür, dass das zu Gewichtsverlust führt, gibt es nach Ansicht des Gutachters nicht. Für Polyglucosamine aus Krebstierpanzern (Chitosan), wie sie etwa in Formoline L112® enthalten sind, gibt es zwar mehr Daten, doch Belege für einen Langzeiteffekt auf das Gewicht sieht der Gutachter hier nicht. Die Wirksamkeitsstudien seien nicht ausreichend lang angelegt, so die Kritik. Gerade am Anfang purzelten die Pfunde oft, die echte Bewährungsprobe stelle dann aber die Langzeitwirkung dar. 

Verstärkung des Sättigungsgefühls

Ein weiteres Wirkprinzip, das neben der Fettbindung zum Einsatz kommt, ist die Verstärkung des Sättigungsgefühls. Präparate, die Ballaststoffe (Glucomannane) aus der asiatischen Konjakwurzel enthalten, basieren darauf. Dieses Prinzip zur Gewichtsreduzierung hat sogar den Segen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Deswegen darf der Hersteller mit folgendem Health Claim werben: „Glucomannan trägt im Rahmen einer kalorienarmen Ernährung zu  Gewichtsverlust bei.“ Ökotest-Experte Schubert-Zsilavecz ist nicht überzeugt und kritisiert die EFSA. „Dass dieser Health Claim zulässig ist, hilft nur den Herstellern, ihre Produkte zu verkaufen. Die Verbraucher haben nichts davon.“ Man könne damit zwar tatsächlich unter Umständen etwas Gewicht verlieren, der Lerneffekt sei aber gleich null und die Kilos sofort wieder drauf.

Fatburner alle "mangelhaft"

Die Fettverbrennung ankurbeln – das versprechen die sogenannten Fatburner. Sie enthalten Zitrusfrucht- und  Guaranaextrakte, zum Beispiel Alsiroyal Figura® Fatburner Kapseln oder Reducelle®. Wissenschaftliche Belege für dieses Prinzip? Fehlanzeige. Die Fatburner werden durch die Bank mit mangelhaft bewertet. 

Inhaltsstoffe nicht immer eindeutig deklariert

Ein weiterer Punkt, den Ökotest kritisiert, ist der fehlende Hinweis, dass nur mit einer deutlichen Änderung des Lebensstils eine langfristige Gewichtsabnahme erreicht werden kann. Daher sollte erwähnt sein, dass die Schlankheitsmittel nur in Kombination mit einer kalorienarmen Ernährung funktionieren können, finden die Tester. Diesen Hinweis vermissen sie aber bei allen Fatburnern sowie bei Refigura® Sticks, das auf Sättigung und Fettbindung setzt. Abzüge gab es auch bei Mitteln, bei denen nicht wirklich klar ist, was der Verbraucher überhaupt zu sich nimmt. So geschehen bei Lucovital Obesimed® Forte, das „Omtec 19“ und „OmtecX“ enthält und bei dem sich nur im Beipackzettel irgendwo die Information findet, dass es sich um die Kombination aus reinen, natürlichen viskosen Polysacchariden handeln soll. Bei Refigura® bleibt völlig im Dunkeln, was der ominöse „Kioslim-Komplex“ sein soll. Bedenkliche Inhaltsstoffe wurden immerhin in keinem der Produkte gefunden.

„Sparen Sie sich das Geld“

Das Fazit von Ökotest lautet daher, ernste Nebenwirkungen seien bei den Schlankheitsmitteln im Test nicht zu erwarten, aber eine Wirkung eben leider auch nicht. Die Verbraucherschützer raten daher dazu, sich das Geld zu sparen.