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Kinderwunsch Teil 2: Ärztliche Unterstützung

Bild: Photographee.eu / Adobe Stock

Bleibt trotz des längeren Versuchens die gewünschte Schwangerschaft aus, nehmen Paare die Hilfe von Ärzten in Anspruch. Die Ursachen für die behandlungsbedürftige Unfruchtbarkeit liegen zu einem Drittel bei der Frau, zu einem Drittel beim Mann und zu einem Drittel bei beiden. Neben der Zyklusbeobachtung gehören zu den diagnostischen Maßnahmen eine allgemeine körperliche Untersuchung, die Anamnese beider Partner, eine Hormonanalyse und eine Ultraschalluntersuchung bei der Frau sowie eine gynäkologische Untersuchung. Beim Mann wird das Genital untersucht und die Spermienqualität überprüft. Um die Fruchtbarkeit des Partners abzuschätzen, können die Spermien hinsichtlich ihrer Konzentration, Beweglichkeit und Form (= Spermiogramm) beurteilt werden. Dies ist beim Urologen möglich. Erste Hinweise auf die Fertilität des Mannes können sogenannte Spermatests für zu Hause (z.B. FertiQuick®) liefern. Des Weiteren wird bei gegebenem Verdacht auf sexuell übertragbare Krankheiten hin untersucht. Bildet die Frau zu viele männliche Hormone (Androgene), treten zudem vermehrt Zystenbildung in den Eierstöcken und Zyklusstörungen auf, so kann ein Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCO) vorliegen. Häufig tritt das PCO-Syndrom im Zusammenhang mit starkem Übergewicht auf. Durch Abnehmen kann der Hormonhaushalt bereits auf natürliche Weise normalisiert werden.

Mögliche Behandlungsmethoden der Fertilitätsstörung

Je nach Ursache der Fertilitätsstörung wird aus folgenden zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten ausgewählt:

  • Hormonelle Stimulation des weiblichen Eierstocks
  • Samenübertragung (Insemination)
  • Künstliche Befruchtung (In-vitro-Fertilisaton = IVF)
  • Mikro-Injektion (Intracytoplasmatische Spermieninjektion = ICSI)
  • Einfrieren von Eizellen (Kryokonservierung)
  • Gewinnung von Spermien direkt aus den Hoden (TESE) oder Nebenhoden (MESA) 

Alle aufgeführten Methoden sind langwierig und anstrengend für die Paare. Trotz reproduktionsmedizinischer Behandlung bleibt etwa die Hälfte aller Paare ungewollt kinderlos.

Hormonelle Behandlung

Während der hormonellen Behandlung wird die Eizellreifung in den Eierstöcken angeregt. Häufig wird Clomifen verwendet. Clomifen ist ein selektiver Estrogenrezeptormodulator (SERM) und wird in Tablettenform eingenommen. Der SERM bewirkt an der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) eine vermehrte Freisetzung der körpereigenen Hormone FSH (follikelstimulierendes Hormon) und LH (Luteinisierungshormon). Infolgedessen setzt die Eizellreifung ein und der Eisprung wird ausgelöst. Als unerwünschte Wirkungen des antiöstrogenen Präparates können typische Symptome der Wechseljahre wie Hitzewallungen, Kopfschmerzen oder depressive Verstimmungen auftreten. Zur Stimulation der Eierstöcke und zur vermehrten Eizellreifung wird außerdem biotechnisch gewonnenes FSH eingesetzt. Es wird mit einem sogenannten Pen (füllerartige Fertigspritze mit Patrone für mehrere Tage) oder als Fertigspritze verabreicht. Auch HMG, eine Mischung aus FSH und LH in etwa gleichem Verhältnis, wird zur Eizellreifung und zum Auslösen des Eisprungs genutzt. Das LH zum Auslösen des Eisprungs ist in Kombination mit der FSH-Stimulation einsetzbar. Die sogenannte „Eisprung-Spritze“ enthält hCG (humanes Choriongonadotropin) und löst ebenfalls den Eisprung aus. HCG ist das Haupthormon, insbesondere in der frühen Schwangerschaft und ähnelt strukturell dem LH. Allerdings ist das Zeitfenster bis zum Eisprung größer verglichen mit dem des LHs: Circa 40 Stunden nach der hCG-Spritze ist der Eisprung zu erwarten. HCG bewirkt zudem an der Eizelle die für die Befruchtung sehr wichtige, zweite Reifeteilung (Metaphase II).

Einnahmehinweise zu Clomifen

Clomifen wird in der ersten Zykluswoche, entweder vom zweiten bis zum sechsten oder vom fünften bis zum neunten Zyklustag eingenommen. Die genaue Dosis wird zuvor vom Arzt festgelegt. In der Regel wird täglich eine Tablette mit 25 bis 50 Milligramm eingenommen. Manchmal soll vorsichtig begonnen werden und eine Dosis von einer halben oder einer viertel Tablette wird verordnet. In seltenen Fällen liegt die Dosis darüber.

Clomifen wird fünf Tage hintereinander eingenommen. Etwa eine Woche nach Einnahme der letzten Tablette sollte - bei Erfolg - der Eisprung einsetzen.

Während der Einnahme wird das Reifen der Eibläschen vom Arzt überwacht. Das geschieht durch mehrere Ultraschall-Untersuchungen zu Beginn und zum Ende der Einnahmezeit. Dadurch lässt sich die Menge der heranreifenden Eibläschen kontrollieren und die Clomifen-Dosis gegebenenfalls anpassen.

Zur Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung des Embryos werden Progesteron und Östrogen eingesetzt. Progesteron schützt den Embryo zudem in der Frühschwangerschaft und wird in Form von Scheidenzäpfchen verabreicht. So kann der Wirkstoff direkt in die Gebärmutter gelangen.

Zur besseren Regulation des Zyklus und für die optimale Planbarkeit werden GnRH (Gonadotropin releasing hormone)-Agonisten eingesetzt. Der Zyklus wird gebremst und kann dann in Kombination mit der hormonellen Stimulation der Eierstöcke zur synchronen Eizellreifung genutzt werden. GnRH-Antagonisten üben sofort eine blockierende Wirkung auf die Freisetzung von FSH und LH aus der Hypophyse aus. Sie werden daher wenige Tage vor dem zu erwartenden Eisprung verabreicht, um einen zu frühen Eisprung zu verhindern und die weitere Reifung der Eizelle zu ermöglichen.

Als unerwünschte Wirkung der hormonellen Behandlung kann das sogenannte ovarielle Überstimulationssyndrom (OHSS) auftreten. Dies führt zur Entstehung sehr großer und vieler Follikel. Es kann zu Zystenbildung kommen oder bei erfolgreicher Empfängnis zu einer Mehrlingsschwangerschaft mit den damit verbundenen Risiken. In schwerer Form können starke Schmerzen, Flüssigkeitsansammlungen im Bauch, Atemnot und Störungen der Blutgerinnung auftreten.

Die hormonelle Stimulation wird zum gleichzeitigen Heranreifen mehrerer Eizellen angewandt, um diese im Rahmen einer In-vitro-Fertilisation (IVF) oder Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) befruchten zu können. Haben die Follikel die bestmögliche Größe erreicht, wird mittels Hormongabe der Eisprung ausgelöst. Etwa 36 Stunden später erfolgt in örtlicher Betäubung oder einer Kurznarkose die Eizell-Entnahme (= Follikelpunktion).

Samenübertragung (Insemination)

Liegt eine geringe Fruchtbarkeit des männlichen Samens vor, beispielsweise aufgrund einer zu geringen Spermienanzahl oder zu wenig beweglichen Spermien, kann der männliche Samen mit speziellen Verfahren so aufbereitet werden, dass die gesunden Spermien in höherer Konzentration vorliegen. Der beste Zeitpunkt für die künstliche Samenübertragung ist 36 Stunden vor dem Eisprung. Ziel ist es, den Spermien zum optimalen Zeitpunkt den Weg zur Eizelle zu verkürzen. Bei der homologen Insemination werden Spermien des Ehemannes, bei der heterologen Insemination werden Spermien eines anonymen Spenders verwendet.

In-vitro-Fertilisation (IVF) 

Die IVF erfordert mehrere zeitlich aufeinander abgestimmte Schritte. Zunächst wird mittels hormoneller Behandlung die Reifung mehrerer Eizellen angeregt. Die reifen Eizellen werden durch transvaginale Follikelpunktion entnommen. Die Spermien des Partners werden im Labor mit den Eizellen zusammengebracht. Wenn befruchtete Eizellen vorliegen, können diese in die Gebärmutterhöhle übertragen werden. In Deutschland darf die IVF nur bei verheirateten Paaren durchgeführt werden. Es dürfen maximal drei befruchtete Eizellen eingesetzt werden, um das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft zu senken. Mehrlingsschwangerschaften können zu Früh- und Fehlgeburten oder Entwicklungsstörungen der Embryos führen.

Mikro-Injektion (Intracytoplasmatische Spermieninjektion = ICSI)

Bei der ICSI wird ein Spermium mittels einer feinen Nadel direkt in das Cytoplasma einer Eizelle injiziert. Die zusätzlichen Schritte dieser Methode sind analog zur In-vitro-Fertilisation. Die Fehlgeburtenrate nach IVF und ICSI liegt mit etwa 20 % höher als die üblich zu erwartende Rate von etwa 15 %. Dabei ist das höhere Alter der Kinderwunsch-Patientinnen zu berücksichtigen. Auch Eileiterschwangerschaften sind in 1 bis 3 % der Fälle möglich.

Kryokonservierung

Das Einfrieren und Lagern von Eizellen und Spermien bei tiefen Temperaturen in flüssigem Stickstoff, um sie zu einem späteren Zeitpunkt aufzutauen und in die Gebärmutter einzubringen, wird als Kryokonservierung bezeichnet. Die Schwangerschaftsrate ist allerdings niedriger als bei der Verwendung frischer Eizellen. Die Kryokonservierung kommt nach der Follikelpunktion zum Einsatz, um die hormonelle Stimulation des Eierstocks nicht wiederholen zu müssen oder beispielsweise bei Krebspatientinnen, die nach der Krebsbehandlung Kinder bekommen möchten. Die aufgetauten, kryokonservierten Eizellen können im Rahmen einer IVF oder ICSI befruchtet und eingesetzt werden. Zur Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut können zuvor Östrogen und Progesteron verabreicht werden.

Gewinnung von Spermien direkt aus den Hoden (TESE) 
oder den Nebenhoden (MESA)

Sollte das Ejakulat des Mannes keinerlei Spermien enthalten, so können zeugungsfähige Spermien aus den Hoden oder Nebenhoden gewonnen werden. Bei der Methode der TESE („testicular sperm extraction") werden Spermien aus den Hoden entnommen, bei der MESA („microsurgical epididymal sperm aspiration") aus den Nebenhoden.

Weitere Möglichkeiten

Sind die Eileiter der Frau undurchgängig, können operative Maßnahmen helfen, die Eileiter wiederherzustellen, so dass die Frau auf natürlichem Wege schwanger werden kann.

Bleibt die Erfüllung des Kinderwunsches trotz Stressabbaus und medizinischer Unterstützung aus, kann für manche Paare die Adoption eines Kindes eine Lösung darstellen oder sie nutzen ihre Kraft für andere Aufgaben, die das Leben lebenswert machen.

Quellen

Informationen zur Therapie der Unfruchtbarkeit- Frauenärzte im Netz: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/unfruchtbarkeit/therapie/

Informationen zu Medikamenten in der Kinderwunschbehandlung - Kinderwunsch Centrum München

Informationen zur Behandlung von Fruchtbarkeitsstörungen - BZgA: https://www.familienplanung.de/kinderwunsch/behandlung/

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