Alkohol kann schon in geringen Mengen schaden
Ein Gläschen in Ehren? – Fürs Gehirn besser nicht!
Immer wieder heißt es, gegen das eine oder andere Gläschen Bier oder Wein sei nichts einzuwenden. Oder: Alkohol in Maßen sei gesundheitsförderlich und schütze sogar vor Demenz. Wissenschaftlich verlässlich sind solche Behauptungen nicht. Denn wie sich kleine Mengen Alkohol tatsächlich auf das Gehirn auswirken, wurde bisher nur unzureichend in Studien untersucht. Eine neue Studie aus Großbritannien kommt nun zu einer wahrlich ernüchternden Erkenntnis: Moderates Trinken schützt das Gehirn nicht. Im Gegenteil: Schon geringe Alkoholmengen führen zu gravierenden Veränderungen. Insbesondere die Hirnregion Hippocampus ist davon betroffen. Der Hippocampus ist ein Teil der Großhirnrinde und spielt eine zentrale Rolle bei der Gedächtnisbildung.
Studie mit 550 Teilnehmern
Für die Studie, die in der englischen Fachzeitschrift „The BMJ“ erschienen ist, wurden 550 Männer und Frauen über 30 Jahre hinweg untersucht. Die beteiligten Forscher sammelten Daten zum Alkoholkonsum der Probanden und setzten sie in Beziehung zu deren kognitiven Fähigkeiten. Außerdem analysierten sie die Gehirnstruktur. Dafür wurden am Ende des Studienzeitraums Magnetresonanztomographien von den Gehirnen der Studienteilnehmer durchgeführt.
Dosisabhängige Schäden im Hippocampus
Die Studienergebnisse bestätigen zum einen, dass langfristiger hoher Alkoholkonsum schädlich ist. Es zeigte sich, dass dabei der Hippocampus dosisabhängig schrumpft. Diejenigen Probanden, die pro Woche mehr als 240 Gramm Alkohol konsumierten, hatten im Vergleich zu den Abstinenten das größte Risiko, dass Nervenzellen im Hippocampus abgebaut wurden. Auch erhöhte sich ihr Risiko, dass sprachliche Fähigkeiten abnahmen.
Wenig Alkohol nicht besser als gar kein Alkohol
Überraschend war in dieser Studie, dass sich bereits moderater Alkoholkonsum (zwischen 112 und 168 Gramm pro Woche) negativ auf den Hippocampus auswirkte. Und: Selbst ein sehr geringer Konsum (unter 56 Gramm) hat gegenüber gänzlicher Abstinenz keine hirnschützende Wirkung. Das zeigte sich auch bei den kognitiven Fähigkeiten der Studienteilnehmer: Die sprachliche Kompetenz war schon bei mäßigem Alkoholkonsum schlechter als bei Nichttrinkern und bei Wenigtrinkern nicht besser als bei abstinenten Personen.
Niedrige britische Grenzwerte
Die Wissenschaftler sehen mit ihren Ergebnissen die neuen britischen Richtlinien bestätigt, nach denen reduzierte Alkoholgrenzwerte gelten. Empfohlen wird im Vereinigten Königreich eine wöchentliche Alkoholhöchstmenge von 112 Gramm. Das entspricht knapp zweieinhalb Liter Bier oder 5 Gläsern Wein (à 175 ml).
Diese Empfehlungen gelten in Deutschland
In Deutschland gelten (gemäß den Empfehlungen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen – DHS) als risikoarme Schwellendosis 24 Gramm Alkohol pro Tag für einen gesunden Mann. Das entspricht etwa 0,5 bis 0,6 Liter Bier oder 0,25 bis 0,3 Liter Wein. Für Frauen gilt als Grenzwert die Hälfte der Dosis – also lediglich 12 Gramm Alkohol pro Tag. Auch bei diesen Alkoholmengen empfiehlt die DHS, mindestens an zwei Tagen pro Woche ganz auf Alkohol zu verzichten. Quellen:BMJ 2017;357:j2353; Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS)