Immer mehr fettleibige Jugendliche
Übergewicht und Adipositas in Europa
Jugendliches Übergewicht stellt eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts dar. Weltweit ist heute einer von zehn jungen Menschen zwischen fünf und 17 Jahren übergewichtig oder fettleibig. Auch in Europa sind mehr und mehr Kinder und Jugendliche betroffen. Die neue WHO-Studie hat die Entwicklung in Europa vom Jahr 2002 bis 2014 unter die Lupe genommen. Die wichtigsten Fakten:
- Die Gesamthäufigkeit von Übergewicht und Fettsucht bei europäischen Kindern und Jugendlichen beträgt 19 Prozent.
- Generell sind mehr Jungen (24 Prozent) als Mädchen (14 Prozent) betroffen.
- In den meisten Ländern zeigte sich ein Zusammenhang zwischen Adipositas und sozioökonomischer Herkunft: Vor allem Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien sind davon bedroht, fettleibig zu werden.
- In südeuropäischen Ländern ist Übergewicht generell häufiger anzutreffen.
- In einigen osteuropäischen Ländern, in denen die Übergewichtsraten vor 2002 relativ gering waren, haben die Jugendlichen inzwischen stark zugelegt.
- Bei der Adipositas betrug die durchschnittliche Häufigkeit im Jahr 2014 über alle 27 untersuchten Länder hinweg 4 Prozent. Die niedrigste Rate wiesen 15-jährige Mädchen in der Ukraine auf, die höchste Rate 11-jährige Jungen in Mazedonien.
- Die Adipositas-Rate bei 11-jährigen Jungen lag in vier Ländern über 10 Prozent: Mazedonien, Kroatien, Griechenland, Portugal.
- Die niedrigsten Adipositas-Raten wurden in den Niederlanden und in Norwegen ermittelt. Einen signifikanten Rückgang der Fettleibigkeit vom Jahr 2002 bis 2014 gab es lediglich bei 13-jährigen Jungen in Norwegen und 11-jährigen Mädchen in Spanien.
Zu mehr körperlicher Bewegung anregen
Die Studie hat auch eine weitere Tatsache zutage gebracht: Im Beobachtungszeitraum seit 2002 hat die Zeit, die Jugendliche sitzend vor dem Bildschirm verbringen, sehr deutlich zugenommen. Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler fordern daher, für mehr Bewegung im Alltag zu sorgen. Dazu könnte schon die Ausstattung in den Schulen beitragen. So würden zum Beispiel durch Sitz-Steh-Pulte immer wieder Sitzunterbrechungen ermöglicht.
Lebenslange gesundheitliche Konsequenzen
Die gesundheitlichen Auswirkungen von extremem Körpergewicht sind hinreichend bekannt. So entwickeln die betroffenen Kinder und Jugendlichen häufiger einen Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sie leiden vermehrt an Asthma und an Erkrankungen des Bewegungsapparats. Sie fehlen häufiger in der Schule, haben eher psychische Probleme und werden oftmals sozial ausgegrenzt. Besonders besorgniserregend ist, dass etwa vier von fünf adipösen Jugendlichen auch als Erwachsene unter Gewichtsproblemen leiden. Das Risiko für viele chronische Krankheitsbilder und eine verminderte Lebensqualität bleibt also bestehen. Quellen: World Health Organization Regional Office for Europe; Pädagogische Hochschule Heidelberg