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Kinderwunsch bei Rheuma: Was ist zu beachten?

Weibliche Hand hält positiven Schwangerschaftstest
Frauen, die an einer rheumatischen Erkrankung leiden, können grundsätzlich normale und unkomplizierte Schwangerschaftsverläufe haben. Um mögliche Risiken zu minimieren, sollte die Schwangerschaft jedoch gut geplant werden. | Bild: Anna Ritter / AdobeStock

Rheumatische Erkrankungen kommen in Deutschland sehr häufig vor. Laut des Robert Koch-Instituts leiden circa 2 % der Menschen an einer chronisch-entzündlichen Erkrankung

Mit Hinblick auf eine geplante Schwangerschaft machen sich viele Frauen Sorgen, ob eine medikamentöse Therapie oder die Erkrankung selbst negative Auswirkungen haben könnte.

Geeignete Verhütungsmaßnahmen bei Rheuma

Bereits mit Diagnosestellung einer rheumatischen Erkrankung sollten geeignete Verhütungsmethoden besprochen werden, wenn kein akuter Kinderwunsch besteht. 

Dafür wird das Blut auf das Vorhandensein von Antiphospholipid-Antikörpern (APL-Ak) untersucht, da dieser Wert mit einem erhöhten Thromboserisiko korreliert. Sollte der Bluttest positiv ausfallen, wird von klassischen Kontrazeptiva mit einer Kombination aus Estrogen und Gestagen abgeraten, da diese das individuelle Thromboserisiko zusätzlich erhöhen. 

Infrage kommen Estrogen-freie Verhütungsmethoden wie die Kupferspirale, eine reine Gestagen-Pille (auch „Mini-Pille“ genannt, als Monotherapie geringeres Thromboserisiko als in den klassischen Kombinationspillen) oder das Kondom. 

Bei der Wahl des Verhütungsmittels sollten immer die jeweiligen Vorstellungen der Frau berücksichtigt werden. Ist der Bluttest negativ, können alle gängigen Verhütungsmethoden in Betracht gezogen werden.

Rheuma – kein Ausschluss für eine Schwangerschaft

Grundsätzlich können Frauen, die an einer rheumatischen Erkrankung leiden, aber normale und unkomplizierte Schwangerschaftsverläufe haben. Es ist wichtig, im Voraus mit dem Gynäkologen und Rheumatologen ins Gespräch zu kommen. 

Um mögliche Risiken zu minimieren, sollte die Schwangerschaft gut geplant werden. Oberstes Ziel ist es, eine effektive Krankheitskontrolle mit geringer Entzündungsaktivität anzustreben. So erhöhen sich die Chancen auf eine zeitnahe Empfängnis sowie einen unkomplizierten Schwangerschaftsverlauf.  

Rheumatikerinnen werden später und seltener schwanger

Je besser die rheumatische Erkrankung eingestellt ist, desto geringer ist die Entzündungsaktivität im Körper, was wiederum die Entstehung einer Schwangerschaft begünstigt. 

Untersuchungen zufolge bekommen Rheumatikerinnen später und seltener Kinder als Frauen ohne eine derartige Erkrankung, da es u. a. länger dauert, bis sich eine Schwangerschaft einstellt. Rund 25 % der Rheumatikerinnen benötigen mehr als ein Jahr, um schwanger zu werden. 

Außerdem spielen Symptome wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit, psychische Faktoren sowie sexuelle Funktionsstörungen eine wichtige Rolle. Studien deuten darauf hin, dass die individuelle Eizellreserve, welche bereits vor der Geburt im Körper einer jeden Frau angelegt wird, unter einer chronisch-entzündlichen Erkrankung schneller aufgebraucht sein könnte. Die Folge sind häufige anovulatorische Zyklen (Zyklen ohne Eisprung), in denen keine Empfängnis möglich ist.

Gut zu wissen: Sonderfall Systemischer Lupus erythematodes (SLE)

Systemischer Lupus erythematodes (SLE) beschreibt eine rheumatische Erkrankung, die u. a. Organe und Gefäße befällt. 

Ist die Erkrankung gut eingestellt, kommen grundsätzlich alle gängigen Verhütungsmethoden infrage. Bei erhöhter Entzündungsaktivität ist von Estrogen/Gestagen-Pillen abzuraten, da diese die Häufigkeit der Schübe erhöhen können.

Allerdings häufen sich während und nach der Schwangerschaft Krankheitsschübe des SLE, weshalb regelmäßige Verlaufskontrollen zur Überprüfung der Rheuma-Aktivität nötig sind.

Außerdem besteht im Vergleich zu gesunden Frauen ein erhöhtes Fehl- und Frühgeburtenrisiko. Das Risiko kann jedoch durch eine optimierte Therapie minimiert werden.

Rheuma: Sichere Medikamente in der Schwangerschaft

Rheumatikerinnen mit Kinderwunsch sollten mit ihrem Gynäkologen und Rheumatologen die Therapie analysieren und ggf. optimieren, denn bei der Einnahme von Arzneimitteln muss einiges beachtet werden.

Einige Medikamente können beibehalten werden, andere müssen abgesetzt oder ausgetauscht werden. Bei einer ungeplanten Schwangerschaft sollte man deshalb zügig mit den behandelnden Ärzten Kontakt aufnehmen. 

Heutzutage wird angeraten, eine passende medikamentöse Therapie weiterzuführen, um das Auftreten von Schüben zu minimieren. Eine niedrige Entzündungsaktivität unterstützt zusätzlich die normale Entwicklung des Embryos.

Gut zu wissen: Typische Rheuma-Medikamente in der Schwangerschaft

  • NSAR: Diclofenac und Ibuprofen als Mittel der Wahl zur Symptomkontrolle im 1. und 2. Trimenon
  • Glucocorticoide: Prednisolon bzw. Prednison bevorzugen
  • Sulfasalazin: sehr gute Studienlage – Basistherapeutikum bei rheumatischer Arthritis, Kombination mit Hydroxychloroquin oder Chloroquin in Schwangerschaft möglich
  • Methotrexat, Mycophenolat und Cyclophosphamid: min. 3 Monate vor geplanter Schwangerschaft absetzen, da teratogen
  • Leflunomid: sicherheitshalber absetzen, da eine Fruchtschädigung nicht 100%ig ausgeschlossen werden kann
  • Adalimumab, Etanercept und Infliximab (TNF-α Inhibitoren): sehr gut untersucht, laut neuerer Studien im 1. und 2. Trimenon sicher. Auch bei Kinderwunsch indiziert.
  • Certolizumab pegol (TNF-α Inhibitor, Cimcia®): Bei erstmaliger Einstellung bevorzugen, da es nur gering plazentagängig ist. Datenlage gut, aber noch recht dünn.

Zentrales Schwangerschaftsregister zur Erhöhung der Sicherheit

Das Online-Register „Rhekiss“ existiert seit 2015 und erfasst Schwangerschaften von Frauen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen. 

Durch die hohe Anzahl an Erfahrungsberichten soll die Therapiesicherheit erhöht und die Betreuung der Patientinnen verbessert werden. Außerdem finden betroffene Frauen Informationen zu den Themen Verhütung, Kinderwunsch und Umgang mit einer ungeplanten Schwangerschaft. Quellen:
- https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Was-bei-Rheuma-und-Kinderwunsch-zu-beachten-ist-450751.html
- https://www.rheuma-liga.de/rheuma/alltag-mit-rheuma/schwangerschaft
- https://rhekiss.de/
- https://www.embryotox.de/erkrankungen/details/ansicht/erkrankung/rheumatoide-arthritis
 

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