Selbsttests aus der Apotheke
Serien
6 min merken gemerkt Artikel drucken

Sind Hormontests für zu Hause sinnvoll?

Frau nimmt Speichelabstrich mit einem Teststäbchen
Bei Schlafstörungen, Antriebslosigkeit und anderen Beschwerden kann auf zahlreiche Hormone getestet werden – dabei werden Körperflüssigkeiten wie Speichel, Urin oder Blut analysiert. | Bild: New Africa / AdobeStock

Selbsttests zur Kontrolle bestimmter Gesundheitswerte liegen im Trend. In der Apotheke sowie in Drogeriemärkten oder im Internet sind zahlreiche Testverfahren zu verschiedenen Anwendungsgebieten erhältlich. Analysiert werden dabei verschiedene Körperflüssigkeiten wie Speichel, Urin oder auch Blut.

Auch auf Hormone kann getestet werden

Es sind auch Tests zur Bestimmung zahlreicher Hormone erhältlich, die eine Lösung bei vielzähligen Beschwerden versprechen. Meist werden diese Tests vollmundig beworben und sollen bei Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Überanstrengung und Schlafstörungen eingesetzt werden. 

Sogar ein Burnout-Test als Kombipaket ist erhältlich. Dabei werden verschiedene Hormone wie Cortisol, Serotonin und Vitamine überprüft, da diese Parameter bei Betroffenen von Burnout oft auffällig sind. 

Auch sind Testverfahren erhältlich, die den Hormonspiegel der Geschlechtshormone wie Testosteron und Östrogen oder des Schlafhormons Melatonin bestimmen können. Betroffene entnehmen dazu zu Hause eine Speichel- oder Urinprobe und schicken diese dann an ein Fachlabor. Innerhalb weniger Tage kann dann ein Ergebnisbericht zu den jeweiligen Messwerten und Tipps für das weitere Vorgehen erhalten werden. 

Ob Hormon-Selbsttests allerdings dafür geeignet sind, einen aus dem Gleichgewicht geratenen Hormonspiegel nachweisen zu können, ist fraglich.

Hormontests für zu Hause – Experten raten davon ab

Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) hat dazu eine eindeutige Meinung und rät von Selbsttests zur Messung des Hormonstatus ab. Eine solche Selbstdiagnostik könne zu ungenauen Ergebnissen führen, da die Qualität der Testverfahren bei den meisten kommerziellen Anbietern nicht geklärt ist. 

Auch wenn die Tests nach einem zertifizierten Verfahren durchgeführt werden, hängt das Ergebnis – insbesondere bei Hormontests – stark von äußeren Bedingungen ab. So beeinflusst der Zeitpunkt der Probenentnahme meist deutlich das Ergebnis. 

Weiterhin bemängelt die Fachgesellschaft, dass es nach dem Erhalt der Messergebnisse kein Beratungsgespräch mit einem Facharzt gibt, um die Messwerte einordnen zu können. 

Gut wissen: Was versteht man eigentlich unter Endokrinologie?

Der Begriff „endokrin“ beschreibt die Freisetzung von Botenstoffen in die Blutbahn – diese Stoffe werden als Hormone bezeichnet. Hormone können bereits in geringen Mengen eine außerordentliche Wirkung aufweisen. Sie binden dazu in der Zielzelle an einen Rezeptor und lösen dort eine Signalkaskade aus. 

Endokrinologen sind Fachärzte für Hormone und den Stoffwechsel und beschäftigen sich mit verschiedenen Erkrankungen der hormonproduzierenden Drüsen.

Bei Beschwerden: Ärztliche Rücksprache notwendig

Die DGE empfiehlt vielmehr ausdrücklich, dass Betroffene mit einem Verdacht auf eine hormonelle Störung sich an einen Facharzt werden sollen. Dort können gegebenenfalls notwendige Untersuchen durchgeführt werden. 

Bei einem begründeten Verdacht wird dann auch ein Hormontest angeordnet. Die Kosten dazu werden im Übrigen – im Gegensatz zu den Hormon-Selbsttests – von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. 

Liegt tatsächlich eine Störung im Hormonsystem vor, können direkt weitere Therapien mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

Wann sind Hormontests sinnvoll?

Bei einer klaren Fragestellung können Selbsttests auf Hormone auch empfehlenswert sein und werden schon seit Jahren eingesetzt. 

So können bei unerfülltem Kinderwunsch Ovulationstests helfen, den genauen Zeitpunkt des Eisprungs zu ermitteln. Dazu wird die Konzentration des luteinisierenden Hormons (LH) im Urin bestimmt. 

Auch beim Ausbleiben der Menstruation kann ein Schwangerschaftstest meist schnell Gewissheit bringen. Dieser Test reagiert auf das Schwangerschaftshormon hCG (humanes Choriongonadotropin).

Wie funktioniert ein Ovulationstest?

Pro Zyklus kann eine Frau nur an rund sechs Tagen schwanger werden – fünf Tage vor dem Eisprung und der Tag des Eisprungs selbst gelten als fruchtbar. Tritt bei bestehendem Kinderwunsch keine Schwangerschaft ein, kann es also sinnvoll sein, die fruchtbaren Tage mithilfe eines Ovulationstests zu bestimmen. 

Kurz vor dem Eisprung steigt die Konzentration des luteinisierenden Hormons (LH) sprunghaft an. Dieser Anstieg kann etwa 24 Stunden davor im Urin gemessen werden. Dazu hält die Frau ein Teststäbchen am Morgen in den Urinstrahl oder in einen Becher mit Urin und kann einige Minuten später das Ergebnis ablesen. Kann ein LH-Anstieg nachgewiesen werden, beginnen die zwei fruchtbarsten Tage im Zyklus

Bei der Abgabe eines solchen Tests in der Apotheke sollte die Kundin darüber informiert werden, dass mit der Messung rechtzeitig während des Menstruationszyklus begonnen werden muss. Dazu muss die gewöhnliche Zykluslänge bekannt sein. Beträgt der Menstruationszyklus beispielsweise 28 Tage, sollte ab dem 11. Tag täglich morgens ein Ovulationstest durchgeführt werden. Ansonsten besteht die Gefahr, den LH-Anstieg zu verpassen.

Schwangerschaftstest: Worauf ist bei der Anwendung zu achten?

Das Schwangerschaftshormon hCG (humanes Choriongonadotropin) spielt vor allem in der Frühschwangerschaft eine wichtige Rolle und trägt zum Erhalt der Schwangerschaft bei. So fördert es unter anderem die Produktion von Progesteron aus dem Gelbkörper und sorgt für eine gut aufgebaute Gebärmutterschleimhaut. 

In der Frühschwangerschaft steigt die hCG-Konzentration schnell an und kann im Blut ungefähr 8 bis 10 Tage nach der Empfängnis nachgewiesen werden. Im Urin ist ein Nachweis frühestens 10 Tage nach Befruchtung der Eizelle möglich – das machen sich sogenannte Schwangerschaftsfrühtests zunutze. Diese Tests sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, da sie trotz bestehender Schwangerschaft negativ ausfallen können.

Gut zu wissen: Was ist bei der Abgabe eines Schwangerschaftsfrühtests wichtig?

Frühe Schwangerschaftstests können leicht falsch negativ ausfallen, weil der hCG-Wert im Urin noch nicht hoch genug ist. Es kann auch zunächst ein positiver Test vorliegen, der dann einige Tage später wieder negativ ist. In einem solchen Fall hat sich der Embryo nicht richtig eingenistet und wird mit der nächsten Monatsblutung wieder abgestoßen.

Als zuverlässig gelten klassische Urin-Schwangerschaftstests rund 14 Tage nach der Empfängnis, das entspricht in etwa dem ersten Tag nach Ausbleiben der zu erwartenden Periode. 

Die Durchführung eines solchen Tests zu Hause entspricht der Handhabung eines Ovulationstests: Das Teststäbchen wird dazu in den Urin am Morgen gehalten. Je weiter die Schwangerschaft fortgeschritten ist, desto höher sind die hCG-Werte im Urin auch zu anderen Tageszeiten und ein Test kann auch im Laufe des Tages durchgeführt werden. Quellen:
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/155332/Fachgesellschaft-raet-von-Hormonselbsttests-fuer-zu-Hause-ab
- https://meinlabtest.de/hormone?srsltid=AfmBOoolShgqqBf0alNkabWg3iFRGVXtGKIDbgpUkmHJsvwTIwf2EIQL
- https://de.clearblue.com/sites/default/files/wysiwyg/products/leaflets/2300460_02.pdf
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2018/09/28/schwangerschaftstests/chapter:2
 

Zurück