Ein PTA als Redakteur beim DeutschenApothekenPortal
Thomas Noll ist PTA und arbeitet als medizinisch-wissenschaftlicher Redakteur beim Deutschen Apotheken Portal (DAP). Im Interview mit PTAheute verrät der 30-Jährige, was ihn am PTA-Beruf begeistert und welche Aufgaben er als Redakteur beim DAP übernimmt.
Herr Noll, Sie sind mit Leidenschaft PTA. Wie sind Sie damals zu diesem Beruf gekommen?
Ursprünglich wollte ich nach dem Abitur Pharmazie studieren. Aufgrund des hohen Numerus clausus habe ich es allerdings nicht auf Anhieb rein geschafft. Mein Plan war daher, über das Sammeln von Wartesemestern letztlich ins Studium zu gelangen.
Erst etwas später habe ich den Beruf des PTA entdeckt und herausgefunden, dass sich dieser perfekt als Vorbereitung für das Studium eignet: Man sammelt schon einmal einiges an Fachwissen und kommt dann auch viel leichter durch Selbiges. Manche Universitäten gewähren zudem einen Bonus für Studienbewerbende, die bereits eine abgeschlossene PTA-Ausbildung haben.
Die Ausbildung habe ich dann im Frühjahr 2012 an der PTA-Lehranstalt in Köln begonnen und nach zweieinhalb Jahren Regelzeit im Sommer 2014 den zweiten Abschnitt der staatlichen Prüfung absolviert.
Wie ging es nach Ihrer Ausbildung weiter? Hat es Sie dann noch an die Universität gezogen?
Bereits vor meiner Abschlussprüfung konnte ich mir einen Platz in der pharmazeutischen Industrie sichern. Doch durch die vorhergegangenen Praktika in der öffentlichen Apotheke war mir eigentlich klar: ich möchte wieder zurück in den HV [Anm. d. Red: Handverkauf]. Ans Studium habe ich da schon gar nicht mehr gedacht.
Nach einigen Monaten in der galenischen Forschung bin ich daher Anfang 2015 wieder in die öffentliche Apotheke zurückgewechselt und habe den Apothekenalltag wirklich genossen.
Sie sagen, Sie haben die Arbeit in der Apotheke „genossen“. Nun bringen sicherlich viele „Genuss“ eher mit der Freizeit als mit der Arbeit in Verbindung. Was genau gefällt Ihnen denn so am PTA-Beruf?
Das ist einfach ein toller, abwechslungsreicher Beruf mit viel sofortiger Belohnung für gute Arbeit. Man merkt direkt, wenn man einem Kunden den Tag oder die Woche verbessern konnte.
Hatten Sie in Ihrer Apothekenzeit neben dem Handverkauf noch andere Aufgabenbereiche?
In dieser Zeit habe ich so ziemlich alles mitgemacht, was man als PTA in einer klassischen öffentlichen Apotheke machen kann: Rezeptur, Labor, Beratung von Kunden, Anmessen von Kompressionsstrümpfen sowie zahlreiche Fort- und Weiterbildungen. Auch das sehr stressreiche, aber ebenso zufriedenstellende Renovieren und Eröffnen einer Filialapotheke durfte ich miterleben. Und das alles stets mit Spaß an der Arbeit.
Trotz Ihrer Begeisterung, sind Sie mittlerweile nicht mehr in der öffentlichen Apotheke tätig. Wie kam es dazu?
Dafür gab es mehrere Gründe: Einerseits gab es ein paar persönliche Motive, andererseits bot sich hier für mich die Chance zur Weiterentwicklung. Schon während der Schulzeit hatte ich mich für journalistische Tätigkeiten und das Schreiben von Texten interessiert, den Gedanken damals jedoch wieder verworfen. Als das DeutscheApothekenPortal 2019 dann Redakteure suchte, war das für mich die Gelegenheit, meine Leidenschaft für die Apotheke mit alten Wunschträumen zu vereinbaren. Außerdem sah ich in dieser neuen Aufgabe die Chance, tausende Kollegen täglich bei ihrer Arbeit zu unterstützen – was für mich auch ein sehr zufriedenstellender Gedanke war. Daher habe ich mich beworben und bin seit nunmehr drei Jahren in der medizinisch-wissenschaftlichen Redaktion tätig.
Gut zu wissen: Was macht das DAP?
Das DeutscheApothekenPortal (DAP) gibt Hilfestellungen bei allen Fragen rund um die Arzneimittelabgabe und ist damit ein wichtiger Servicepartner der Apotheken. Das DAP unterstützt Approbierte sowie PTA bei der Lösung von Problemen, die sich rund um die Verschreibung und Abgabe von Arzneimitteln ergeben. Hierfür stellt das DAP eine Vielzahl von Arbeitshilfen, Postern, Fortbildungen und anderen kostenlosen Servicematerialien zur Verfügung.
Die in einer öffentlichen Apotheke anfallenden Aufgaben sind weithin bekannt. Doch was für Aufgaben übernehmen Sie als PTA beim DeutschenApothekenPortal?
Das ist sehr breit gefächert, die Texterstellung gehört natürlich immer fest dazu – sei es für unsere Arbeitshilfen, Newsletter, den DAP Dialog oder eines unserer anderen, zahlreichen Angebote. Da muss dann Recherche betrieben und der Text erstellt werden. Je nachdem, wo der Text veröffentlicht wird, sind außerdem enge Absprachen mit unserer IT-Abteilung oder unserem Grafikatelier notwendig. Natürlich erfolgen zwischendrin auch noch einige Kontrollschritte: So wird jeder Text, den wir erstellen, im 4-Augen-Prinzip wissenschaftlich geprüft und lektoriert.
Zu meinen Kernaufgaben gehört aber auch, neue Ideen für Angebote auf unserer Homepage zu entwickeln, wie z. B. neue Fortbildungsmaßnahmen oder Infomaterialien. Hierzu treffen wir uns regelmäßig in kleiner Runde und diskutieren neue Ideen.
Ebenso wichtig ist auch der tägliche Austausch mit den Apotheken vor Ort. Wir bekommen jeden Tag eine große Anzahl an Fragen aus dem Apothekenalltag, wie beispielsweise bei bestimmten Abgabesituationen vorzugehen ist. Die Beantwortung dieser Fragen ist auch zum Teil meine Aufgabe.
Seit neuestem bin ich auch im Multimedia-Bereich tätig, d. h. ich beschäftige mich viel mit Ton, Bild und Schnitt. Da dies ein neuer Bereich des DAP ist, kann ich hier noch nicht zu viel verraten. Die Ergebnisse sind jedoch zum Teil schon auf dem DeutschenApothekenPortal zu finden – zum Beispiel gibt es unter unserer Arbeitshilfe zu T-Rezepten mittlerweile auch ein Erklärvideo. Solchen Content wird es in Zukunft viel öfter geben.
Wir sind außerdem mehrmals im Jahr in ganz Deutschland unterwegs, beispielsweise auf Messen wie der Interpharm und der Expopharm. Hier kann man mich auch immer persönlich antreffen, weil ich den direkten Kontakt zu PTA und Approbierten aus dem HV sehr schätze.
Das klingt wirklich sehr abwechslungsreich. Damit wir uns Ihre Arbeit noch etwas besser vorstellen können, beschreiben Sie uns doch bitte einmal einen typischen Arbeitstag.
Üblicherweise prüfe ich morgens zunächst einmal meine E-Mails, nehme an Meetings teil und plane meinen Tag. Wir beim DeutschenApothekenPortal sind allerdings sehr frei bei unserer Arbeitseinteilung, weshalb jeder Tag anders aussehen kann. Üblicherweise orientiere ich mich für den Rest des Tages an laufenden Projekten. Derzeit steht zum Beispiel der nächste DAP Dialog bevor, für den noch viel Text geschrieben werden muss. Da alle Materialien viele Schritte bei unterschiedlichen Kollegen durchlaufen, bearbeitet man oftmals viele Projekte gleichzeitig – auch das sorgt laufend für Abwechslung.
Der DAP Dialog erscheint sechsmal im Jahr. Wie kann man sich die Entstehung vorstellen und welche Aufgaben fallen in diesem Kontext für Sie an?
Der Dialog entsteht immer über Monate hinweg – zuerst gehen wir in die Ideenfindungsphase, in der überlegt wird, was man im nächsten Heft zu berichten hat und was für die Apothekenmitarbeitenden interessant sein könnte. Bei einem so großen Magazin wie dem DAP Dialog teilen wir die Texte dann in unserer gesamten Redaktion auf – ganz nach Neigung und Interesse. Wenn das Thema für einen Artikel feststeht, wird zu diesem Thema recherchiert. Dazu steht uns allerlei Lektüre zur Verfügung, aber natürlich findet heutzutage auch viel Recherche im Internet statt. Die Informationen werden anschließend zusammengetragen und daraus ein Text erstellt.
Nachdem der fertige Text inhaltlich von einem wissenschaftlichen Kollegen und der Chefredakteurin geprüft wurde, geht er von dort aus zu unserem Lektor, der Grammatik und Rechtschreibung überprüft. Sobald alle Korrekturen in den Text eingearbeitet wurden, geht es mit dem Setzen des Textes [Anm. d. Red.: d. h. die Überführung in ein druckbares Layout] weiter. Das macht unsere Grafikabteilung. Im Anschluss muss natürlich noch einmal geprüft werden, ob beim Setzen möglicherweise Textstellen verloren gegangen sind oder sich hier und da ein Satzzeichen zu viel eingeschlichen hat.
Der DAP bietet, wie von Ihnen zuvor erwähnt, zahlreiche weitere Hilfestellungen an. Wie unterscheiden sich die Arbeitsschritte bei diesen weiteren Projekten?
Für die Erstellung von Arbeitshilfen müssen oftmals Gesetzestexte gewälzt und Diagramme erstellt werden, die die gesetzlichen Vorgaben für die Apothekenmitarbeitenden veranschaulichen und so den Apothekenalltag leichter machen. Diese Schaubilder erstellen wir in Zusammenarbeit mit unserem Grafikatelier.
Für die Erstellung von anderen Online-Services, wie zum Beispiel Wissenschecks, muss nicht nur Recherche betrieben und der Text erstellt werden, es müssen auch die Fragen konzipiert und das Ganze programmiert werden. Dafür stehen wir im engen Kontakt mit unserer hauseigenen IT-Abteilung, die dafür sorgt, dass alles, was wir uns vorstellen, am Ende auch so auf unserer Homepage erscheint.
Gut zu Wissen: Das DAP auf PTAheute.de
Einmal pro Monat finden Sie auf PTAheute.de einen aktuellen Retaxfall des DAP. Thomas Noll und seine Kollegen geben darin Hinweise zum Umgang mit und der korrekten Belieferung von Rezepten.
Vielen Dank für Ihre ausführliche Schilderung. Zum Abschluss noch eine unserer Lieblingsfragen: Was müsste sich Ihrer Meinung nach ändern, um den PTA-Beruf noch attraktiver zu machen?
Aus meiner Sicht sollte vor allem der Einstieg in den PTA-Beruf erleichtert werden. Man kann die PTA-Schulen in Deutschland vermutlich an den Händen abzählen, weswegen Interessenten von weiten Anreisewegen zum Ausbildungsort abgeschreckt werden könnten.
Auch ist es aus meiner Sicht ein absolutes Unding, dass ein gesellschaftlich so wichtiger Beruf nach wie vor nicht adäquat gefördert wird. Vielerorts müssen PTA-Schüler monatlich hohe Beiträge zahlen, um die Ausbildung durchlaufen zu können. Die Gesamtkosten für die Ausbildung belaufen sich schnell auf mehrere Tausend Euro – Bahntickets, eventuelle Wohnungen vor Ort etc. nicht mit eingerechnet. Da die Ausbildung aber in Vollzeit stattfindet, ist es schwierig, nebenher noch das nötige Geld zu verdienen. Den ersten Euro verdienen PTA erst im praktischen Teil der Ausbildung.
In meinen Augen muss die PTA-Ausbildung daher in vollem Umfang staatlich gefördert werden und – ähnlich wie das Studium – maximal mit einem Semesterbeitrag, der deutlich geringer ausfällt und auch ein Semesterticket umfasst, behaftet sein. Denn den Fachkräftemangel merken Apotheken allerorts. Wenn wir davon wegkommen wollen, muss es für jeden und jede möglich sein, die Ausbildung zu absolvieren.
Was die PTA-Ausbildung darüber hinaus attraktiver machen könnte, wäre eine Ausweitung des Ausbildungszeitraums auf drei Jahre, und damit verbunden die stärkere Vorbereitung auf die vielen weiteren Tätigkeitsfelder, wie zum Beispiel in der Industrie oder auch in der Krankenhausapotheke.
Wir danken Herrn Noll für das interessante Gespräch und die Einblicke in seinen Arbeitsalltag als Redakteur beim DeutschenApothekenPortal.