Rezeptur
Praxiswissen
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Herstellung von Nasen- und Hustensalben mit Menthol

Frau hält Salbentube in den Händen
Menthol wird häufig bei der Herstellung von Nasen- und Hustensalben verwendet. | Bild: New Africa / AdobeStock

In der Erkältungszeit werden in der Apotheke verstärkt Nasen- und Hustensalben mit Menthol nachgefragt. Nasensalben unterstützen dabei die Behandlung von Schnupfen und erleichtern die eingeschränkte Nasenatmung. Beim Auftragen von Hustensalben können die verdunstenden ätherischen Öle eingeatmet und durch perkutane Resorption in die unteren Atemwege gelangen. Dort lindern sie den Hustenreiz und erleichtern das Abhusten von Schleim. 

Neben verschiedenen ätherischen Ölen enthalten die Zubereitungen meist Menthol und Campher als weitere Wirkstoffe.

Aufbau und Eigenschaften von Menthol

Chemisch gesehen handelt es sich bei Menthol um einen cyclischen Monoterpenalkohol. Die Substanz besitzt drei asymmetrische Kohlenstoffatome und kann insgesamt acht mögliche isomere Verbindungen bilden. Menthol ist Hauptbestandteil des ätherischen Pfefferminzöls und hat einen frischen, pfefferminzähnlichen Geruch. 

Im Arzneibuch ist neben Menthol (Levomenthol) auch racemisches Menthol (DL-Menthol) zu finden. Zur Herstellung von Nasen- und Hustensalben wird ausschließlich Levomenthol eingesetzt, da diese linksdrehende Form für die pharmakologische Wirkung verantwortlich ist. Menthol liegt in Form farbloser Prismen oder nadelförmiger Kristalle vor und ist in Wasser sehr schwer löslich, in Ethanol oder lipophilen Dermatika-Bestandteilen wie fetten Ölen oder Paraffinen besteht dagegen eine gute Löslichkeit. 

Menthol ist leicht flüchtig, eine Verarbeitung in Zubereitungen muss daher ohne Anwendung von Wärme erfolgen. Außerdem reizt die Substanz kälteempfindliche Nervenendigungen auf den Schleimhäuten und sorgt daher für ein Kältegefühl, weiterhin kommt es zur Erweiterung der Blutgefäße. 

Bei einer Anwendung bei Schnupfen sorgt Menthol für ein Frischegefühl und verbessert die Nasenatmung.

Herstellung einer Nasensalbe aus dem NRF

Im Neuen Rezeptur-Formularium (NRF) ist eine standardisierte Rezepturvorschrift zur Herstellung einer lipophilen Nasensalbe zu finden:

Menthol-Paraffinnasensalbe 0,6 % (NRF 8.9.)
Menthol0,6 g
Dickflüssiges Paraffin49,4 g
Weißes Vaselinzu 100,0 g

Bei der Zubereitung handelt es sich aus galenischer Sicht um eine Lösungssalbe, d. h. der Wirkstoff Menthol liegt vollständig gelöst in der Salbengrundlage vor. 

Gut zu wissen: Auflösen grundsätzlich bei Raumtemperatur

Bei Lösungssalben soll der Wirkstoff ohne Anwendung von Wärme in Lösung gebracht werden. Denn durch Wärmezufuhr bei der Herstellung neigen die aufgelösten Substanzen dazu, beim Abkühlen oder während der Lagerung wieder auszukristallisieren.

Zur Herstellung wird Menthol in Dickflüssigem Paraffin in einem Becherglas ohne Wärmezufuhr aufgelöst. Anschließend wird die Mischung in einer Salbenschale unter häufigem Abschaben mit Weißem Vaselin verrührt. Die Verwendung von automatischen Rührsystemen ist ebenso möglich, wegen der Flüchtigkeit des Menthols sollte die Zubereitung dann aber in eine Aluminiumtube mit Nasensalben-Applikator umgefüllt werden. 

Als wasserfreie Salbe ist die Zubereitung mikrobiell nicht anfällig, die Aufbrauchsfrist beträgt sechs Monate. 

Vorschlag zur Kennzeichnung:

Vorschlag für ein Etikett für eine Menthol-Paraffinnasensalbe 0,6 % (NRF 8.9.)

Anwendungshinweise zu Nasensalben mit Menthol

Wegen ihrer Konsistenz werden lipophile Nasensalben im Nasenvorhof angewendet. Dazu wird eine etwa erbsengroße Menge mit Hilfe eines Applikators oder Wattestäbchen 1- bis 3-mal täglich in jedem Nasenloch verteilt. Die Zubereitung sollte durch Andrücken der Nasenflügel leicht einmassiert werden. 

Um die Weitergabe von Infektionen zu vermeiden, dürfen Nasensalben immer nur von einer Person benutzt werden. Grundsätzlich dürfen mentholhaltige Dermatika bei Säuglingen und Kleinkindern bis zur Vollendung des 2. Lebensjahres nicht angewendet werden, da in dieser Altersklasse Kehlkopfkrämpfe und somit gefährliche Atemnot auftreten können. 

Gut zu wissen: Gefahr der Lipidpneumonie

Bei der Anwendung lipidhaltiger Zubereitungen in der Nase kann es zu einer Aspiration und infolgedessen zur Entwicklung einer Lipidpneumonie kommen. Diese Gefahr besteht nicht nur bei flüssigen Nasenölen, sondern auch bei halbfesten Dermatika. 

Lipophile Substanzen wie Paraffine und Vaselin können dabei in die unteren Atemwege gelangen, ohne durch einen Hustenreflex aufgehalten zu werden. Infolgedessen kann es zu Atemproblemen, Fieber und einer Lungenentzündung kommen. Daher sollten lipidhaltige Nasensalben weder bei Kindern noch unmittelbar vor dem Schlafengehen angewendet werden. Eine Anwendung über einen längeren Zeitraum sollte nur auf Anraten eines Arztes erfolgen.

Hustensalben – wohltuend bei Erkältungen

Bei Erkältungskrankheiten können für Erwachsene und Schulkinder auch Hustensalben aufgetragen werden. Flüchtige Wirkstoffe wie Menthol, Campher oder ätherische Öle wirken sekretolytisch und bronchospasmolytisch und erleichtern somit das Abhusten. 

Die Zubereitungen können zur Inhalation auch in einen Verdampfer gegeben werden. Im NRF ist ein Rezepturvorschlag zur Herstellung einer solchen Salbe zu finden:

Hustensalbe (NRF 4.8.)
Racemischer Campher oder D-Campher8,0 g
Menthol2,0 g
Eucalyptusöl8,0 g
Latschenkiefernöl10,0 g
Terpentinöl2,0 g
Mikrokristallines Paraffin 83 °C21,0 g
Weißes Vaselinzu 100,0 g

Zur Herstellung der Hustensalbe kann sowohl Racemischer Campher als auch D-Campher eingesetzt werden, beide wirken durchblutungsfördernd und schleimlösend. Campher ist bei Raumtemperatur leicht flüchtig und verflüssigt sich beim Anreiben mit Menthol. Zur Konsistenzerhöhung der Zubereitung wird Mikrokristallines Paraffin verwendet, dadurch wird ein Ausölen der flüssigen ätherischen Öle aus der Grundlage verhindert.

Herstellung einer Hustensalbe

Wie bei der vorgestellten Nasensalbe handelt es sich auch bei der Hustensalbe um eine Lösungssalbe, d. h. alle Bestandteile liegen gelöst in der Grundlage vor. Die Wirkstoffe dürfen daher erst in die erkaltete Grundlage eingearbeitet werden, ansonsten besteht die Gefahr einer Kristallbildung

Zunächst werden Mikrokristallines Paraffin und Weißes Vaselin in einer Salbenschale auf dem Wasserbad geschmolzen und die Schmelze anschließend kalt gerührt. Dann werden Campher und Menthol in einem Becherglas in den ätherischen Ölen bei Raumtemperatur gelöst. Anschließend wird die erhaltene Lösung anteilig in die Grundlage eingerührt.

Die fertige Salbe wird in eine Aluminiumtube abgefüllt, die Aufbrauchsfrist beträgt ein Jahr.

Hustensalbe richtig anwenden

Die Hustensalbe kann bis zu 4-mal täglich auf Brust und Rücken aufgetragen werden. Eine Inhalationstherapie ist bis zu 3-mal täglich möglich, dazu wird ein Salbenstrang von rund 3 cm bis 6 cm in einen Dampfinhalator gegeben und mit nicht mehr kochendem Wasser übergossen. 

Die Hustensalbe darf nicht bei Kindern unter 2 Jahren angewendet werden, eine Inhalation ist erst ab 6 Jahren erlaubt. Auch während der Schwangerschaft bzw. in der Stillzeit ist die Hustensalbe nicht geeignet. Weiterhin sollte der Kontakt des Arzneimittels mit offenen Hautstellen, den Augen und Schleimhäuten vermieden werden. Bei Kindern ab 2 Jahren darf die Salbe nicht im Bereich des Gesichts, vor allem nicht unter der Nase, aufgetragen werden. 

Nach der Anwendung der Zubereitung empfiehlt es sich gründlich die Hände mit Wasser und Seife zu waschen. Quellen:
DAC/NRF-Rezepturhinweis Menthol (18.10.2022);
DAC/NRF-Rezepturhinweis Nasalia (09.11.2022);
DAC/NRF-Rezepturhinweis Campher (18.10.2021);
NRF-Vorschrift 8.9. Menthol-Paraffinnasensalbe 0,6 %;
NRF-Vorschrift 4.8. Hustensalbe
 

Gut zu wissen: Vor der Herstellung – Preis abklären

Werden nicht verschreibungspflichtige Zubereitungen auf Kundenwunsch hergestellt, so müssen die Kosten vom Kunden übernommen werden. Deshalb ist es empfehlenswert, vor der eigentlichen Herstellung den Preis des Arzneimittels auszurechnen und den Kunden darüber zu informieren.

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