Rezeptur
Praxiswissen
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Herstellung einer Rektalsalbe mit Lidocain & Nifedipin

PTA füllt Creme in eine Spenderdose ab
Wird eine Salbe mit Lidocain und Nifedipin mittels automatischer Rührsysteme hergestellt, sollte die Zubereitung aus dem Herstellungsgefäß in eine Tube umgefüllt werden. | Bild: Schelbert

Aus einer Apotheke erreichte uns folgende Anfrage:

Aufgrund einer Verschreibung eines Proktologen sollen wir 50 Gramm einer Rektalsalbe mit Lidocain 1,5 % und Nifedipin 0,3 % herstellen. Welche Grundlage können wir dazu verwenden?

Anfrage aus einer Apotheke an die PTAheute-Onlineredaktion

Wann werden Lidocain und Nifedipin angewendet?

Dermale Zubereitungen mit Lidocain 1,5 % in Kombination mit Nifedipin 0,3 % werden bei Analfissuren sowie auch bei Schmerzen nach einer Operation im anorektalen Bereich verordnet. 

Bei einer Analfissur liegt ein Riss in der Schleimhaut des Afters vor und die Betroffenen leiden unter starken, auch länger anhaltenden Schmerzen beim Stuhlgang. Durch die auftretenden Beschwerden kommt es häufig zu einer erhöhten Muskelspannung im Schließmuskel. Diese Verkrampfung bewirkt eine Minderdurchblutung und damit eine verzögerte Wundheilung im betroffenen Bereich. Solche Spasmen des Afterschließmuskels kommen häufig auch nach Operationen vor. 

Zur Linderung der Schmerzen kommen häufig Lokalanästhetika wie Lidocain zum Einsatz. Der Wirkstoff verhindert die Fortleitung von Nervenimpulsen und sorgt dadurch für eine lokale Betäubung. 

Durch die dermale Anwendung von Calciumkanalblockern wie z. B. Nifedipin werden die Gefäße wieder erweitert. Dadurch verbessert sich die Durchblutung und die Heilung wird erleichtert.

Rezeptursubstanz: Wann Lidocain und wann Lidocainhydrochlorid?

Sowohl Lidocain als auch Lidocainhydrochlorid sind als Rezeptursubstanz erhältlich. In dermalen Zubereitungen wird normalerweise die auf der Haut wirksame Lidocain-Base eingesetzt. Denn: Das Salz Lidocainhydrochlorid kann die intakte Haut nicht durchdringen und hat damit eine deutlich schlechtere dermale Wirksamkeit. 

Zur Anwendung auf den Schleimhäuten kann dagegen auch Lidocainhydrochlorid verwendet werden. Durch die fehlende Hornhautbarriere kommt es dort zu einer lokalanästhetischen Wirkung. 

Lidocain ist schlecht wasserlöslich und liegt in Dermatika in der Regel suspendiert vor. Eine Ausnahme besteht für Macrogolsalben, denn hier liegt der Wirkstoff gelöst vor. Lidocainhydrochlorid löst sich dagegen leicht in Wasser. Bei der Verarbeitung mit Dermatika-Grundlagen ist zu beachten, dass die kationische Substanz unverträglich mit anionischen Emulgatoren und Gelbildnern ist.

Gut zu wissen: Einsatz für nichtmedizinische Zwecke

Dermale Zubereitungen mit Lidocain oder Lidocainhydrochlorid als alleinigen Wirkstoff sind nicht verschreibungspflichtig. In Apotheken werden teilweise dermale Zubereitungen mit hohen Konzentrationen an Lidocain von Kosmetik- oder Piercing-Studios nachgefragt, die bei Tätowierungen oder zum Stechen von Piercings eingesetzt werden.

Die übliche therapeutische Konzentration von Lidocain in Dermatika liegt zwischen 0,5 % und 10 %. Dieser Dosierungsbereich sollte vor allem in Zubereitungen ohne ärztliche Verordnung nicht überschritten werden.

Wie wird Nifedipin verarbeitet?

Auch Nifedipin ist als Rezeptursubstanz erhältlich und liegt in den meisten Dermatika-Grundlagen ebenfalls suspendiert vor. Wie bei Lidocain besteht auch eine gute Löslichkeit in Macrogolen. 

Zur Herstellung dermaler Zubereitungen können auch Fertigpräparate eingesetzt werden. Geeignet wäre vor allem das Fertigarzneimittel Nifedipin-ratiopharm® 20 mg/ml Tropfen. Die einfach zusammengesetzte Lösung enthält neben dem Wirkstoff Nifedipin noch Macrogol 200 als Lösungsmittel.

Macrogolsalbe DAC als Grundlage

Als Basis für die angefragte Rektalsalbe kann Macrogolsalbe DAC als Grundlage eingesetzt werden. Beide Wirkstoffe liegen in der hydrophilen Salbe gelöst vor. Nifedipin kann in Form des oben vorgestellten Fertigarzneimittels eingesetzt werden, da dieses als Träger ebenfalls ein flüssiges Macrogol enthält.  

Lidocain 1,5 % – Nifedipin 0,3 % in Macrogolsalbe DAC:

Lidocain0,75 g
Nifedipin-ratiopharm® 20 mg/ml Tropfen8,4 g
Macrogolsalbe DACzu 50,0 g

Für die Zubereitung werden 0,15 g Nifedipin benötigt, diese sind in 7,5 ml Fertigarzneimittel enthalten. Die Dichte des Fertigarzneimittels wird von Seiten des Herstellers mit 1,10 bis 1,14 g/ml angegeben. Über die Formel 

m = d x V (m = Masse; d = Dichte; V = Volumen)

kann die benötigte Einwaage von 8,4 gBerechnung: m = 1,12 g/ml x 7,5 ml -> m = 8,4 g  erhalten werden. 

Die Grundlage Macrogolsalbe DAC ist vorgefertigt erhältlich, kann aber auch in der Apotheke selbst hergestellt werden. Dazu werden Macrogol 300 und Macrogol 1.500 in gleichen Anteilen miteinander bei 60 °C geschmolzen und kaltgerührt. Die Salbe sollte danach für 24 Stunden stehen gelassen und danach nochmals verrührt werden. 

Anschließend können Lidocain als Rezeptursubstanz und Nifedipin in Form des Fertigarzneimittels eingerührt werden.

Bei Nifedipin auf Lichtschutz achten!

Nifedipin gilt als äußerst lichtempfindlich. Der Calciumkanalblocker kann sich unter Einwirkung von Licht zu einer therapeutisch unwirksamen Verbindung zersetzen. Diese Photoinstabilität tritt insbesondere auf, wenn der Wirkstoff in gelöster Form vorliegt. 

Bei der Verarbeitung der Substanz in der Rezeptur sollten entsprechende Gefäße daher mit Aluminiumfolie umhüllt werden. Die fertige Zubereitung ist unmittelbar nach der Herstellung in eine Aluminiumtube abzufüllen. 

Bei der Herstellung der Salbe mit Hilfe automatischer Rührsysteme sollte die Zubereitung aus dem Herstellungsgefäß ebenfalls in eine Tube umgefüllt werden. Denn: Gefäße aus Kunststoff wie z. B. Spenderdosen bieten keinen ausreichenden Lichtschutz. 

Zur Applikation der Zubereitung sollten Fingerlinge in der passenden Größe mitgegeben werden.

Kennzeichnung der Rektalsalbe

Die Beschriftung der Zubereitung erfolgt nach § 14 Apothekenbetriebsordnung. Alle Wirkstoffe müssen dabei nach Art und Menge, alle eingesetzten Hilfsstoffe nach der Art angegeben werden. 

Bei der Verwendung eines Fertigarzneimittels ist die Angabe des Namens bei der Kennzeichnung ausreichend, eine Aufschlüsselung der einzelnen Bestandteile muss nicht erfolgen. 

Da es sich bei der hergestellten Rezeptur um eine Zubereitung mit unklarer Stabilität handelt, ist die Aufbrauchsfrist auf vier Wochen zu begrenzen.  

Vorschlag zur Kennzeichnung:

Beispiel-Etikett für 50 g Rektalsalbe
Vorschlag für ein Etikett für 50 g Rektalsalbe

Rektalsalbe: Weitere geeignete Grundlagen

Neben der Macrogolsalbe DAC können die beiden Wirkstoffe auch mit weiteren Grundlagen wie beispielsweise Weißer Vaseline, Hydrophobem Basisgel DAC oder Basiscreme DAC verarbeitet werden. Da eine Verträglichkeit des Fertigarzneimittels auf Macrogolbasis mit diesen Grundlagen nicht überprüft wurde, sollte Nifedipin als Rezeptursubstanz eingesetzt werden. 

Sowohl Lidocain als auch Nifedipin liegen in den Dermatika-Grundlagen ungelöst vor. Zur Herstellung der jeweiligen Suspensionszubereitung müssen daher die Feststoffe ausreichend fein eingesetzt und zunächst mit einem kleinen Teil der Grundlage sorgfältig angerieben werden. 

Möglicherweise  muss die fertige Zubereitung zur ausreichenden Teilchenzerkleinerung über einen Dreiwalzenstuhl gegeben werden. Quellen:
- DAC/NRF-Rezepturhinweis zu Lidocain und Lidocainhydrochlorid (25.09.2023)
- DAC/NRF-Rezepturhinweis zu Nifedipin (24.10.2023)
- Fachinformation Nifedipin-ratiopharm 20 mg/ml Tropfen
 

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