Antientzündliche Wirkung: Ginkgo: nützlich bei COVID-19?
Ginkgo-biloba-Extrakte gehören zu den besonders gut erforschten Phytotherapeutika. Das einzigartige Inhaltsstoffspektrum der Blätter macht Ginkgo-Blattextrakt zu einem geeigneten Mittel bei altersbedingten Hirnleistungsstörungen. Untersuchungen offenbarten aber auch antientzündliche und immunmodulatorische Effekte.
Antientzündliche Wirkungen
Eine wichtige Rolle scheint in dieser Hinsicht der Ginkgo-biloba-Inhaltsstoff Quercetin zu spielen. Für dieses Polyphenol wurde zum Beispiel nachgewiesen, dass es die wichtigen entzündungsfördernden Botenstoffe TNF-α (Tumornekrosefaktor α) und IL-4 (Interleukin 4) hemmt. Außerdem unterdrückt Quercetin die Bildung entscheidender inflammatorischer Enzyme wie Cyclooxygenase und Lipoxygenase. Mittlerweile weiß man, dass eine COVID-19-Infektion mit einer erhöhten Bildung entzündungsfördernder Botenstoffe einhergeht. Es könnte daher sein, dass sich Ginkgo biloba bei den Patienten positiv auswirkt.
Antivirale Aktivität
Möglicherweise entfalten Ginkgo-Extrakte bei einer SARS-CoV-2-Infektion auch antivirale Effekte. Es ist bereits bekannt, dass die in den Ginkgoblättern enthaltenen Ginkgolsäuren in vitro antiviral gegenüber Cytomegalie-Viren, Zika-Viren und Herpes-simplex-Viren wirken. Außerdem entfalten Ginkgo-biloba-Extrakte antivirale Aktivität gegenüber Influenza- und Hepatitis-B-Viren. Um aber Empfehlungen für einen Ginkgo-biloba-Einsatz bei COVID-19-Patienten aussprechen zu können, müssen erst kontrollierte Studien mit großen Patientenzahlen durchgeführt werden.
Option bei bestimmten Long-COVID-Symptomen?
Ginkgo-Extrakte könnten sich auch beim Post-COVID-Syndrom (= Long-COVID) als nützlich erweisen. Bis zu 15 Prozent aller COVID-19-Erkrankten leiden nach der akuten Erkrankung an diesem Phänomen langanhaltender Krankheitsfolgen. Zu den wichtigsten Long-COVID-Symptomen zählt die Fatigue – also eine anhaltende Erschöpfung. Unter anderem können auch psychische Probleme sowie kognitive Beeinträchtigungen wie Konzentrationsverlust oder Gedächtnisstörungen auftreten.
Es gibt Annahmen, wonach möglicherweise ein eingeschränkter Hirnstoffwechsel mit der Entstehung von Long-COVID-Symptomen in Verbindung steht. Da Ginkgo Durchblutungsstörungen im Gehirn verbessert, könnte es sich hier eventuell als sinnvoll erweisen. Gerade für die durch COVID-19 verursachten Einschränkungen der mentalen Leistungsfähigkeit wäre es vielleicht eine Behandlungsoption. Darüber hinaus könnte Ginkgo auch eine Hilfe bei den ebenso zu beobachtenden Long-COVID-Symptomen Tinnitus und Schwindel sein. Quellen: Journal of Basic and Clinical Physiology and Pharmacology 2012 Feb 16, 32(3): 131–143 (doi: 10.1515/jbcpp-2020-0310); Schwabe Austria