Corona-Schutzmaßnahmen
Corona-Pandemie
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Auch diesen Herbst: Regelmäßiges Lüften wichtig

zwei weit geöffnete Fenster
Regelmäßig die Räume lüften hilft auch diesen Herbst wieder, das Ansteckungsrisiko mit SARS-CoV-2 zu verringern. | Bild: Rawf8 / AdobeStock

Eines der bekanntesten Superspreaderereignisse zu Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland dürfte wohl die Karnevalssitzung im nordrhein-westfälischen Kreis Heinsberg gewesen sein. Rund 450 Menschen saßen in einem nur 320 m2 großen Saal, unter den Feiernden befand sich dabei mindestens eine mit dem damals noch neuartigen Coronavirus infizierte Person. Eine Klimaanlage war zwar für die Frischluftzufuhr zuständig, allerdings wurde dabei nur rund ein Viertel der Luft durch Außenluft ersetzt, die restlichen drei Viertel wurden wieder in den Saal zurückgepustet. Die Filter der Lüftungsanlage hielten keine Viren zurück. Aus Lärmschutzgründen blieben die Fenster während der Feier geschlossen, während der insgesamt fünf Stunden gab es eine Pause.

Fast die Hälfte der Personen steckte sich an

In den Tagen und Wochen nach der Sitzung stieg die Inzidenz in Heinsberg rapide an. Wissenschaftler um den Virologen Hendrik Streeck von der Universität Bonn untersuchten damals 51 Tage nach der Veranstaltung das Blut von 91,3% der Teilnehmer. Von 404 Personen konnten bei 186 Ig-G-Antikörper auf SARS-CoV-2 nachgewiesen werden, fast die Hälfte hatte sich auf der Karnevalsfeier oder in den Tagen danach angesteckt.

Was genau fördert das Risiko für eine Infektion?

Die Forscher haben sich nun in einer aktuellen Analyse noch einmal genau dafür interessiert, welche einzelnen Faktoren das Risiko für eine Ansteckung eigentlich erhöht haben. Das Geschlecht spielte dabei keine Rolle, Frauen wie Männer steckten sich mit der gleichen Wahrscheinlichkeit an. Einen Einfluss könnte dagegen das Körpergewicht haben, Menschen mit höherem Körpergewicht infizierten sich eher als normalgewichtige Personen. Der Body-Mass-Index der mit dem Coronavirus infizierten Personen lag dabei durchschnittlich bei 26,2 kg/m2 gegenüber 24,3 kg/m2 bei Nichtinfizierten. Ein BMI-Wert zwischen 19 und 25 gilt dabei als Normalgewicht, ab einem Wert von 25 spricht man von Übergewicht. Vorerkrankungen erhöhen bekanntlich das Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19, auf das Ansteckungsrisiko scheinen sie jedoch keinen Einfluss zu haben. Sehr wohl eine Rolle scheint dagegen das Alter der Personen zu spielen, Kinder infizierten sich seltener als Erwachsene, am häufigsten steckten sich dabei Senioren ab 65 Jahren an.

Frische Luft vermindert das Risiko einer Ansteckung

Die Forscher konnten zudem feststellen, dass an den Stellen, an denen die Luft durch die Lüftung wieder in den Saal zurückgeblasen wurde, ein besonders hohes Risiko für eine Ansteckung bestand. Eine solche Klimaanlage mit nur schwacher Frischluftzufuhr sorgt letztendlich dafür, dass die Viren-haltige Luft sogar mehrfach an den Gästen vorbeiströmt und sich das Infektionsrisiko noch erhöht. Die Teilnehmer atmen dann eine besonders hohe Konzentration an Viren ein. Diejenigen Personen, die sich in der Pause an der frischen Luft aufgehalten hatten, hatten dagegen ein vermindertes Risiko für eine Infektion.

Weitere Studie zum Luftaustausch

Den Einfluss des Luftaustauschs auf die Viruskonzentration untersuchte auch ein Team um Kevin van den Wymelenberg von der University of Oregon. Bei 35 mit dem SARS-CoV-2-Erreger infizierten Studenten untersuchten die Forscher während einer Quarantäne von 10 Tagen regelmäßig die Virenkonzentrationen in der Luft, im Bad auf dem Fußboden, am Lüftungsgitter sowie auf Gebrauchsgegenständen wie dem Handy oder dem Computer. Überall konnte das Coronavirus nachgewiesen werden. Als wichtigster äußerer Einflussfaktor auf die Menge an Viren erwies sich dabei, wie häufig die Studenten während ihrer Zeit zu Hause das Fenster zum Lüften geöffnet hatten. Bei Studienteilnehmern, die während ihrer Quarantäne nur selten lüfteten, konnten teilweise doppelt so hohe Virenkonzentrationen sowohl in der Luft als auch auf den Gegenständen nachgewiesen werden. Auch diese Untersuchung konnte also noch einmal eindrucksvoll zeigen, dass regelmäßiges Lüften zu den wichtigsten und am einfachsten durchzuführenden Maßnahmen gehört, um das Risiko für eine Infektion in Innenräumen wirkungsvoll zu senken.

Zurück