Corona-News des Tages: Meldungen vom 20. bis 24.07.2020
Mittwoch, den 22.07.2020
Würzburg: Corona-Studie in Kitas geplant
In einer neuen Studie sollen mehr als 800 Kinder im Vorschulalter aus der Region Würzburg auf das Coronavirus getestet werden. Die Forscher wollen eine Methode finden, um Infektionen mit dem Virus frühzeitig in Kindertageseinrichtungen zu entdecken und rechtzeitig zu reagieren, sagte der Oberbürgermeister der Stadt Würzburg, Christian Schuchardt (CDU), am heutigen Mittwoch. Ziel der Studie ist es auch, einen kontinuierlichen Betrieb der Kinderbetreuung trotz Corona-Ausbrüchen zu ermöglichen.
Ab Herbst sollen Vorschulkinder aus neun Einrichtungen über drei Monate regelmäßig auf eine Infektion mit dem Sars-CoV-2-Virus getestet werden. Die Teilnahme ist freiwillig. Organisiert wird die Studie von der Stadt, der Universität und dem Universitätsklinikum Würzburg. Beteiligt sind Virologen, Allgemeinmediziner sowie die Kinder- und Jugendpsychiatrie der Würzburger Uniklinik. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt im Rahmen des Forschungsnetzwerks InfectControl die Studie mit mehr als einer Million Euro. Quelle:dpa/sn
Biontech: Hunderte Millionen Impfstoffdosen für die USA
Das Mainzer Biopharma-Unternehmen Biontech und der US-Konzern Pfizer sollen Hunderte Millionen Dosen eines möglichen Impfstoffs gegen COVID-19 an die USA liefern. Eine entsprechende Vereinbarung mit den US-Behörden haben beide Unternehmen am Mittwoch bekanntgegeben. Biontech betonte zugleich, man stehe mit weiteren Regierungen in Gesprächen über Lieferabkommen für einen Impfstoff.
Noch steht allerdings kein Impfstoff zur Verfügung: Die Impfstoffkandidaten der beiden Unternehmen befinden sich derzeit in der klinischen Entwicklung und sind in keinem Land der Welt für den Gebrauch zugelassen. Sobald sie aber erfolgreich produziert werden und die entsprechende Notfallgenehmigung vorliegt, sollten die Vereinigten Staaten zunächst 100 Millionen Impfstoffdosen erhalten, hieß es. Nach deren Lieferung zahle die US-Regierung 1,95 Milliarden US-Dollar (rund 1,68 Mrd Euro).
Später habe die US-Regierung die Möglichkeit, bis zu 500 Millionen weitere Dosen zu erwerben. Die beiden Unternehmen wollen noch im Oktober das Zulassungsfahren beginnen, falls erste Studien erfolgreich sind. Die erste Charge in die USA soll demnach voraussichtlich im vierten Quartal geliefert werden. Quelle: dpa/sn
100 Millionen Euro für Impfstoff-Forschung
Die EU-Kommission will 100 Millionen Euro für ein Projekt der internationalen Forschungsallianz Cepi (Coalition for Epidemic Preparedness Innovations) zur Erforschung von Coronavirus-Impfstoffen zur Verfügung stellen. Das teilte die Kommission am Mittwoch in Brüssel mit. Das Geld kommt aus dem EU-Forschungs- und Innovationsprogramm „Horizont 2020“.
Zur Bekämpfung der Corona-Krise soll nach diesen Vorstellungen rasch ein Impfstoff gegen das Virus entwickelt werden, der weltweit allen zur Verfügung steht. Die EU-Kommission, Regierungen und internationale Partner haben dafür insgesamt 15,9 Milliarden Euro zugesagt. Quelle: dpa/sn
Warum Deutschland bisher gut durch die COVID-19-Krise gekommen ist
Bei der Bewältigung der COVID-19-Pandemie steht Deutschland im europäischen Vergleich recht gut da. Eine aktuelle Studie des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) analysiert, woran das liegen könnte und was die Länder für die Zukunft daraus lernen könnten. Dabei machten Sie unter anderem Unterschiede in folgenden Bereichen aus:
- Zahl der Intensivbetten, Ärzte und Pflegekräfte
- Haushaltsstrukturen (Single- bzw. Paarhaushalte vs. Mehrpersonenhaushalte)
- Ort der Testungen (ambulant vs. stationär) Quelle: daz.online/hb
Aktuelle Infektionszahlen für Deutschland
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) 454 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages gemeldet. Damit waren seit Beginn der Corona-Krise mindestens 202.799 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert, wie das RKI heute Morgen meldete (Datenstand 22.7., 0.00 Uhr).
In Deutschland starben den RKI-Angaben zufolge bislang 9.095 mit dem Virus infizierte Menschen – das bedeutet ein Plus von 5 im Vergleich zum Vortag. Bis heute Morgen hatten 188.600 Menschen die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden.
Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen mit Datenstand 21.7., 0.00 Uhr, in Deutschland bei 1,04 (Vortag: 1,15). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwa einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab. Der Sieben-Tage-R-Wert lag nach RKI-Schätzungen mit Datenstand 21.7., 0.00 Uhr, bei 1,08 (Vortag: 1,13). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen. Quelle: dpa/sn
WHO ergreift Maßnahmen gegen „Infodemie“
Im Kampf gegen ein Virus, dass Millionen Menschen in aller Welt bedroht, gibt es eine zweite Front: die Informationsflut mit vielen falschen und missverständlichen Informationen, die das Vertrauen der Menschen in Behörden und Experten zu untergraben droht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Wissenschaftler aus zahlreichen Disziplinen und Ländern zusammengebracht, die eine völlig neue Forschungsdisziplin schaffen wollen: Infodemiologie. Das ist das Ergebnis einer Online-Konferenz, die am Dienstag zu Ende gegangen ist. Beteiligt waren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Disziplinen wie Mathematik, EDV, Soziologie, Psychologie, Gesundheit, Kommunikation und anderen.
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus hatte schon zu Anfang der Coronavirus-Pandemie vor einer „Infodemie“ gewarnt, die Menschen mit einer schier unendlichen Flut von Information zu erschlagen drohte. Darunter seien Falschinformationen und Verschwörungstheorien, die Menschen verunsicherten. Wie dieses Phänomen in den Griff zu bekommen ist, soll die Disziplin der Infodemiologie zu Tage fördern.
Eine unüberschaubare Menge an Informationen könne sich negativ auf die Gesundheit auswirken, so die WHO, etwa weil sie Stress und Sorgen verstärken und Menschen womöglich dahin trieben, gefährlichen Ratschlägen zu folgen. „Es war noch nie deutlicher als heute, dass Kommunikation eine wesentliche gesundheitspolitische Intervention ist, die ebenso wie Epidemiologie, Virologie und klinisches Management zur Bekämpfung von Pandemien beiträgt“, so die WHO.
Es sei nötig, den Informationsfluss in sozialen Medien messen zu können, sagte Pier Luigi Sacco von der Universität IULM in Mailand. Offene Fragen seien unter anderem, wie Menschen lernen können, gute von schlechten Quellen zu unterscheiden, wie Missverständnisse beim Informationsaustausch durch kulturelle Verschiedenheiten unterbunden werden können, wie effektiver kommuniziert werden könne. Quelle:dpa/sn
Grünes Licht für Biontech-Impfstoff-Test in Brasilien
Die brasilianische Überwachungsbehörde für Gesundheit, Anvisa, hat einen weiteren Test für einen Corona-Impfstoff zugelassen – diesmal mit deutscher Beteiligung. Wie aus einer Veröffentlichung im Amtsblatt „Diário Oficial“ am gestrigen Dienstag hervorging, erlaubte die Anvisa dem Mainzer Biopharma-Unternehmen Biontech und dem US-Konzern Pfizer, Tests für eine Impfung gegen COVID-19 in Brasilien vorzunehmen. Es ist bereits die dritte Erlaubnis dieser Art der Behörde, um die Wirksamkeit von Corona-Wirkstoffen zu überprüfen.
Anfang der Woche hatte der chinesische Pharmakonzern Sinovac in Brasilien die entscheidende dritte Testphase seines Impfstoffs gestartet. Ein Impfstoff des britischen Pharmaunternehmens AstraZeneca, entwickelt von Forschern der Universität Oxford, wird in dem größten und bevölkerungsreichsten Land Lateinamerikas schon seit Juni getestet.
In Brasilien mit rund 210 Millionen Einwohnern breitet sich das Virus immer noch rasant aus. Mehr als zwei Millionen Menschen haben sich mit Corona infiziert, mehr als 80.000 Menschen sind im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit COVID-19 gestorben. Quelle: dpa/sn
Indien: Jeder Vierte Einwohner Neu Delhis hat Corona-Antikörper
Ein Corona-Antikörper-Test im Auftrag der indischen Regierung hat ergeben, dass hochgerechnet knapp jeder vierte Mensch (23,48 Prozent) in der Hauptstadt Neu Delhi Antikörper im Blut hat. Untersucht worden seien Proben von 21.387 Personen, schrieb Indiens Gesundheitsministerium in einer Mitteilung am gestrigen Dienstag.
Dieser Wert ist deutlich höher als die offiziellen Zahlen der bekannten Coronafälle. Demnach haben oder hatten weniger als ein Prozent der Bevölkerung von Neu Delhi Corona – konkret mehr als 123.000 Menschen. Rechnet man hingegen die 23,48 Prozent auf die rund 20 Millionen Einwohner Neu Delhis hoch müsste es mehr als 4,5 Millionen Fälle geben.
Das Gesundheitsministerium erklärte, dass viele Leute asymptomatisch seien. Allerdings ist in Indien die Corona-Testrate auch deutlich tiefer als in vielen reicheren Ländern. Indien ist derzeit auf Platz drei der bekannten Coronafälle weltweit – mit knapp 1,2 Millionen Fällen. Davor sind Brasilien mit mehr als 2,1 Millionen und die USA mit mehr 3,8 Millionen Fällen. Quelle: dpa/sn