In der Apotheke werden PTA mit den unterschiedlichsten Themen konfrontiert. Lesen Sie hier die tagesaktuellen News aus den Bereichen Pharmazie, Forschung, Ernährung, Gesundheit und vielem mehr. Bleiben Sie informiert, um Ihre Kunden stets kompetent zu beraten.
Ist Rohmilch wirklich so gesund?

Je natürlicher, desto besser: Mit dieser Idee kaufen manche Menschen gerne Rohmilch. Diese bekommen sie direkt vom Hof, zum Beispiel über Milchtankstellen. Rohmilch wird – anders als herkömmliche Frischmilch oder H-Milch – vor dem Verkauf nicht pasteurisiert und homogenisiert.
Rohmilch sei gesünder, habe einen höheren Vitamingehalt als pasteurisierte Milch oder enthalte gesundheitsfördernde Probiotika – viele dieser vermeintlichen Vorteile von Rohmilch sind wissenschaftlich nicht belegt oder auch widerlegt, erklärt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Angesichts der gesundheitlichen Risiken, die von Rohmilch ausgehen, seien die Nachteile von Rohmilch höher als die Vorteile.
Verzehr von Rohmilch kann zu Lebensmittelinfektionen führen
Da Rohmilch nicht pasteurisiert, also erhitzt wird, kann sie mit Darmkeimen verunreinigt sein. „Diese können eine Lebensmittelinfektion hervorrufen und insbesondere Säuglingen, Kleinkindern oder Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, wie beispielsweise schwangere und älteren Mitmenschen, gefährlich werden“, schreibt das BfR.
Vor allem Darmkeime wie Campylobacter oder E. coli seien in Rohmilch zu finden. Diese können teils schwere Durchfallerkrankungen oder Darmentzündungen hervorrufen. Infektionen mit Shiga-Toxin-bildenden E. coli können zum Beispiel ein sogenanntes hämolytischurämisches Syndrom auslösen, das bei Kindern zu Nierenversagen führen kann.
In einem Monitoring aus dem Jahr 2019 wurden in circa 5 Prozent der untersuchten Rohmilch-Proben solche Keime nachgewiesen. Mit dem Durchfall-Erreger Campylobacter waren 2,5 Prozent der Proben belastet.
Rohmilch vor dem Verzehr immer erhitzen
Aus diesen Gründen ist der Verkauf von Rohmilch grundsätzlich verboten. Eine Ausnahme bildet die Abgabe solcher Milch „direkt ab Hof“. Allerdings müssten die Betriebe die Verbraucher hier auf die Notwendigkeit des Erhitzens vor dem Verzehr hinweisen.
Denn das ist die Empfehlung des BfR: Um das Infektionsrisiko zu verringern, sollte Rohmilch vor dem Verzehr erhitzt werden (bei mindestens 72 °C für 15 Sekunden). Dann sei sie ein sicheres Lebensmittel.
Nährstoffangebot von Rohmilch und Frischmilch vergleichbar
Nach BfR-Angaben ergeben sich durch das Pasteurisieren von Milch keine Nachteile für die Gesundheit. Lediglich die Menge an B-Vitaminen nehme geringfügig ab.
Die Mineralstoffe und Milchfette blieben unverändert, seien also bei Rohmilch und normaler Frischmilch gleich. „Diese geringen Unterschiede im Vitamingehalt sind aufgrund der hierzulande insgesamt guten Nährstoffversorgung für die Vitamin-Versorgung unerheblich.“