Was ist eigentlich ein Morbus Basedow?

Mit einer Publikation im Jahr 1840 ging der deutsche Arzt Carl von Basedow (1799–1854) in die Medizingeschichte ein. Er beschrieb in diesem Artikel eine Konstellation von drei Krankheitsmerkmalen: Exophthalmus (Hervortreten der Augäpfel), Struma (Kropf) und Tachykardie (beschleunigter Puls).
Zusätzlich litten die von Basedow vorgestellten Patienten noch unter weiteren Symptomen wie Schweißausbrüchen, Durchfall, Gewichtsabnahme und Zittern. Das Krankheitsbild wurde „Basedowsche Krankheit“ genannt. Heute hat sich die Bezeichnung „Morbus Basedow“ etabliert.
Wie entsteht Morbus Basedow?
Heute kennt man auch die genauen Krankheitsmechanismen: Der Morbus Basedow ist eine Autoimmunerkrankung. Das heißt, der Körper bildet Antikörper, die gegen körpereigene Strukturen gerichtet sind.
Die Autoantikörper beim Morbus Basedow binden an die TSH-Rezeptoren auf den Schilddrüsenzellen und werden deshalb TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK) genannt. Die TRAK verhindern, dass TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) an die Rezeptoren binden kann.
Die TRAK bewirken an den Rezeptoren, dass die Schilddrüse dauerhaft und unkontrolliert stimuliert wird. Als Folge werden die Schilddrüsenhormone T4 und T3 im Übermaß gebildet – eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) entsteht.
Welche Symptome treten bei Morbus Basedow auf?
Die Überfunktion der Schilddrüse führt zu einem erhöhten Stoffwechsel und äußert sich mit typischen Symptomen wie Unruhe, Reizbarkeit, Herzrasen, Schwitzen, Durchfall, Heißhungerattacken und gleichzeitigem Gewichtsverlust, Zittern, Haarausfall, Schlafstörungen.
Die seinerzeit von Carl von Basedow beschriebenen Symptome von hervortretenden Augen und Kropf finden sich jedoch nur bei circa der Hälfte der Patienten, meist bei starker Ausprägung der Erkrankung.
Zu einem Kropf kommt es, wenn wegen der Dauerstimulation der TSH-Rezeptoren durch die Antikörper ständig Wachstumsreize auf das Schilddrüsengewebe erfolgen und sich die Schilddrüse dadurch vergrößert.
Die Augensymptomatik (auch endokrine Orbitopathie genannt) entsteht, wenn die Antikörper auch das Gewebe in der Augenhöhle zum Wachsen anregen und dadurch der Augapfel nach vorne gedrückt wird („Glupschaugen“).
Morbus Basedow: Mehrheitlich Frauen betroffen
Der Morbus Basedow ist die häufigste Ursache für eine Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose). Er tritt bei Frauen wesentlich häufiger auf als bei Männern (ca. fünfmal häufiger). Die Autoimmunerkrankung kommt zwar familiär gehäuft vor, aber es ist keine eindeutige genetische Ursache bekannt.
Ein Morbus Basedow kann sich in jedem Lebensalter und ohne erkennbaren Anlass entwickeln. Manchmal steht der Ausbruch der Erkrankung allerdings im Zusammenhang mit einem vorausgegangenen Virusinfekt oder einer schweren psychischen Belastungssituation.
Labordiagnostisch lässt sich ein Morbus Basedow durch die Bestimmung der TSH-Serumspiegel und von freiem T4 sowie den Nachweis von TSH-Rezeptor-Antikörpern im Blut bestätigen. Außerdem können eine Ultraschall-Untersuchung und evtl. eine Szintigraphie (bildgebendes Verfahren der nuklearmedizinischen Funktions- und Lokalisationsdiagnostik) der Schilddrüse weitere Hinweise geben.
Wie wird Morbus Basedow behandelt?
Um die erhöhte Konzentration an Schilddrüsenhormonen zu hemmen, wird der Morbus Basedow mit Thyreostatika wie Carbimazol, Propylthiouracil oder Thiamazol behandelt. Ergänzend werden Betablocker eingesetzt, um das Herz zu schützen. Sind die Augen beteiligt, müssen Steroide gegeben werden.
Oftmals bildet sich die Basedow-Symptomatik unter der Behandlung zurück. Wenn auch keine Antikörper mehr nachweisbar sind, können die Medikamente möglicherweise nach einiger Zeit abgesetzt werden.
Führt die Therapie jedoch nicht zum Erfolg, kann eine Radiojodtherapie oder die operative Schilddrüsenentfernung notwendig werden – mit anschließender lebenslanger Schilddrüsenhormon-Substitution. Quellen: Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie e.V. (DGE); AOK; www.morbusbasedow.de; I. Milek: Das große PTAheute-Handbuch, 3. Aufl., DAV 2023; DAZ Nr. 4/2024; Deutsches Ärzteblatt 15/2014
Morbus Basedow in Kürze
- Autoimmunerkrankung der Schilddrüse
- TSH-Rezeptor-spezifische Autoantikörper (TRAK) binden an TSH-Rezeptoren im Schilddrüsengewebe. Dadurch dauerhafte Schilddrüsenaktivierung mit Konzentrationsanstieg von Schilddrüsenhormonen; Hyperthyreose-Entwicklung.
- Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion, u. a. Tachykardie, Schweißausbrüche, innere Unruhe, Durchfall, Gewichtsverlust
- Bei ca. der Hälfte der Betroffenen typische sichtbare Basedow-Symptome: endokrine Orbitopathie (hervortretende Augen, Exophthalmus, „Glupschaugen“) und Schilddrüsenvergrößerung.
- Frauen wesentlich häufiger betroffen als Männer
- Ursache nicht genau bekannt; offenbar genetische Prädisposition; Krankheitsentwicklung oft nach Virusinfekten oder psychischer Belastung
- Behandlung mit Thyreostatika, damit häufig Ausheilung, ansonsten Schilddrüsenentfernung oder Radiojodtherapie