Aktuelles
3 min merken gemerkt Artikel drucken

Lebensgefährdende Bewusstseinsstörung: Was ist eigentlich ein Leberkoma?

Funktionsstörungen der Leber können in schweren Fällen zum Leberkoma führen. | Bild: LIGHTFIELD STUDIOS / AdobeStock

Die Leber stellt das zentrale Stoffwechsel- und Entgiftungsorgan im Körper dar. Funktionsstörungen der Leber, etwa infolge einer Leberzirrhose oder einer Vergiftung, können sich deshalb gravierend auswirken. 

Kann die Leber ihre Entgiftungsaufgabe nicht mehr ausreichend erfüllen, führt dies häufig auch zu einer Hirnfunktionsstörung – der sogenannten hepatischen Enzephalopathie. Eine wesentliche Rolle spielt dabei Ammoniak. Es entsteht regulär als Stoffwechselendprodukt bei der Verdauung von Nahrungseiweiß. Normalerweise wird es aus dem Darm über die Pfortader zur Entgiftung in die Leber geleitet. Ist die Entgiftung aber gestört, steigt die Ammoniakkonzentration im Blut stark an. Über die Blut-Hirn-Schranke gelangt das Ammoniak ins Gehirn, wo es zu Schädigungen führt. Es entsteht eine hepatische Enzephalopathie. 

Folgen einer Leber-Hirn-Störung 

Oft wird eine hepatische Enzephalopathie zunächst nicht ernst genommen, da sie sich im Anfangsstadium vergleichsweise harmlos äußert: mit Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und gestörter Feinmotorik. Im weiteren Verlauf wird der Patient jedoch zunehmend schläfriger und apathischer, er zittert und hat eine undeutliche Sprache. Verschärft sich die Situation noch weiter, treten Verwirrtheit, Wahnvorstellungen, Muskelstarre und Krämpfe auf. 

Im Endstadium kann es schließlich zum lebensbedrohlichen Leberkoma (Coma hepaticum) kommen. Hierbei handelt es sich um eine schwere Form der Bewusstseinsstörung. Der Betroffene reagiert nicht mehr auf Schmerz- oder andere Reize. Dann kann eine Leberdialyse oder eine Lebertransplantation nötig werden. 

Beim Leberkoma werden – je nach Ursache – zwei Formen unterschieden: zum einen das Leberausfallkoma, das sich infolge einer Vorschädigung der Leber, meist einer Leberzirrhose, entwickelt. Die andere Form ist das Leberzerfallskoma. Dieses ist die Folge eines akuten Leberversagens, meist aufgrund einer Vergiftung (z. B. mit Paracetamol oder Knollenblätterpilzen) oder einer akuten Virushepatitis. 

Wie kann man ein Leberkoma verhindern?

Um ein Leberkoma zu verhindern und die hepatische Enzephalopathie zu therapieren, muss möglichst die Ausgangsursache – also die Leberstörung – behandelt werden. Außerdem gilt es, die Ammoniakspiegel zu senken. Dies geschieht durch eine Einschränkung der Eiweißzufuhr, außerdem durch die Gabe von Lactulose, den Einsatz von Antibiotika, um die Ammoniak-bildenden Bakterien im Darm abzutöten, und von L-Ornithin-L-Aspartat, um den Harnstoffzyklus zu entlasten. Quellen: Universitätsklinikum Würzburg; DAZonline, 12.05.2022; www.doccheck.com; www.leber-info.de; C. Werning: Medizin für Apotheker, WVG 2008  

Leberkoma in Kürze

  • Schwere, lebensgefährdende Form der Bewusstseinsstörung; letzte Stufe einer Leber-Hirn-Störung (hepatische Enzephalopathie).
  • Entsteht durch Leberfunktionsstörung (aufgrund von Leberzirrhose, schwerer Infektion, akuter Vergiftung etc.): Durch mangelnde Entgiftung reichert sich Ammoniak im Blut an, gelangt ins Gehirn und verursacht Hirnfunktionsstörungen.
  • Kann Leberdialyse und Lebertransplantation erforderlich machen.
  • Behandlung der hepatischen Enzephalopathie durch Eiweißrestriktion, Lactulose, Antibiotika, L-Ornithin-L-Aspartat.