Schwangerschaft: Ist aktives Folat besser als Folsäure?
Folsäure zählt zu den wasserlöslichen Vitaminen (Vitamin B11). Vor allem Schwangere und Stillende haben einen erhöhten Bedarf, denn bei einem Mangel drohen Frühgeburt, Neuralrohrdefekte, Herzfehler, eine Gaumenspalte oder ein niedriges Geburtsgewicht beim Kind.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt Frauen daher zusätzlich zu Folat-reicher Ernährung bei Kinderwunsch eine Substitution von 400 µg synthetischer Folsäure, beginnend vier Wochen vor einer geplanten Schwangerschaft sowie bis zum Ende der zwölften Schwangerschaftswoche.
In zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln ist statt synthetischer Folsäure „aktives Folat“ enthalten, die aktive Form der Folsäure im Körper (L-Methylfolat, 5-Methyltetrahydrofolat, 5-MTHF). Als Vorteil wird von den Herstellern zum Beispiel angegeben, dass nicht alle Menschen in vollem Ausmaß Folsäure in Folat umwandeln könnten.
Folsäure kann in aktives Folat umgewandelt werden
Das niederländische Pharmakovigilanzzentrum Lareb betont in einer aktuellen Meldung jedoch, dass grundsätzlich jeder in der Lage sei, Folsäure in aktives Folat umzuwandeln. Es gäbe Menschen, die genetisch bedingt nur rund 65 % der normalen Enzymaktivität haben und entsprechend weniger umwandeln, doch die empfohlene Dosis von 400 µg synthetischer Folsäure führe bei allen Frauen zu einem ausreichenden Anstieg der Menge an aktivem Folat im Blut.
Alle Studien zur Prophylaxe von angeborenen Defekten wären zudem mit Folsäure durchgeführt worden, so die Meldung des niederländischen Instituts. Es müsse erst in Studien gezeigt werden, dass „aktives Folat“ dafür genauso geeignet sei.
Gut zu wissen: Umrechnung von Folsäure in Folat
Folat aus der Nahrung und synthetische Folsäure aus Nahrungsergänzungsmitteln haben eine unterschiedliche Bioverfügbarkeit. Dem trägt die Umrechnung in Folat-Äquivalente Rechnung:
1 µg Folat-Äquivalent entspricht:
- 1 µg Nahrungsfolat
- 0,5 µg synthetische Folsäure bei Aufnahme auf nüchternen Magen
- 0,6 µg synthetische Folsäure bei Aufnahme zusammen mit anderen Lebensmitteln
Empfohlene Mengen zur Substitution werden jeweils in µg synthetischer Folsäure angegeben, die zusätzlich zu einer Folat-reichen Ernährung eingenommen werden sollen.
Folsäure: Beginn der Einnahme und Dosierung entscheidend
Um das Risiko angeborener Fehlbildungen so gering wie möglich zu halten, ist das Wichtigste, so der Appell der Lareb-Autoren, Folsäure zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Dosierung einzunehmen: Vier Wochen vor Eintritt der Schwangerschaft beginnen, 400 µg pro Tag einnehmen, bis (so die von der deutschen abweichende niederländische Empfehlung) zum Ende der zehnten Schwangerschaftswoche. Quellen:
https://www.bfr.bund.de/cm/350/jod-folat-folsaeure-und-schwangerschaft.pdf
https://www.lareb.nl/news/actief-folaat-is-niet-beter-dan-foliumzuur-bij-een-zwangerschap-swens
https://www.lareb.nl/mvm-kennis-pagina/Foliumzuur-of-folaat-tijdens-de-zwangerschap