Nach Pilzvergiftung Spenderleber nötig
Aufgrund einer schweren Pilzvergiftung hat eine Frau in Münster vor wenigen Tagen eine Spenderleber erhalten. Bereits vergangene Woche wurden drei Kinder und ein Erwachsener nach dem Verzehr von Knollenblätterpilzen mit akutem Leberversagen in die Universitätsklinik in Essen eingeliefert.
Während sich bei einem fünf Jahre alten Jungen die Leber selbst regeneriert, erhielten die anderen drei Patienten zwischenzeitlich eine Spenderleber. Für sie war – wie bei der Patientin in Münster – im sogenannten High-Urgency-Verfahren europaweit mit Hochdruck nach einer Spenderleber gesucht worden.
Gut zu wissen: Was ist das High-Urgency-Verfahren?
Befindet sich ein Patient in einer akut lebensbedrohlichen Situation, besteht besondere Dringlichkeit (High Urgency/HU) zur Transplantation. Dementsprechend werden diese Patienten auf der Warteliste für ein Spenderorgan vorgezogen.
Laut Deutscher Leberstiftung gilt diese HU-Listung zunächst für zwei Wochen, in dieser Zeit wird meist ein Organ gefunden. Meistens erfolgt eine Transplantation in solchen Eil-Fällen bereits innerhalb von Stunden oder binnen zwei bis drei Tagen.
Aufgrund der Größe der Leber ist es bei Kindern jedoch schwieriger ein passendes Organ zu finden. Das kann die Wartezeit verlängern. Man kann zwar eine Leber auch auf zwei Personen aufteilen („Split-Leber“), das gilt in einer High-Urgency-Situation jedoch in der Regel nicht als erste Option.
Nach Angaben des Universitätsklinikums Münster befindet sich die Frau nach der erfolgten Transplantation weiterhin in einem kritischen Zustand. Die vier Patienten aus Essen sind mittlerweile in einem stabilen Zustand, werden jedoch weiterhin engmaschig und intensiv betreut.
Knollenblätterpilz ist hochgiftig
Essbare von giftigen Pilzen zu unterscheiden, ist nicht einfach. Der Knollenblätterpilz gilt als einer der giftigsten Pilze überhaupt. Das Tückische: Er sieht dem Champignon sehr ähnlich. Die Universitätsmedizin Essen warnte eindringlich vor dem Verzehr selbst gesammelter Pilze, da diese schnell zu verwechselnde, gefährliche Arten wie den Knollenblätterpilz enthalten könnten.
Schon sehr kleine Mengen des hochgiftigen Knollenblätterpilzes können tödlich wirken, weil die Leber schwer geschädigt wird.
Das Toxin des Knollenblätterpilzes werde über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen, erklärt Markus Cornberg, medizinischer Geschäftsführer der Deutschen Leberstiftung. Wenn dort Beschwerden auftreten, sei Eile geboten.
Bei schnellem Eingreifen etwa mit Kohletabletten sei ein Leberschaden noch aufzuhalten, es gebe auch ein Gegengift, erläutert er. Als Intensivmaßnahme bei drohendem Leberversagen gebe es die Möglichkeit, das Gift aus dem Körper herauszuwaschen. Akutes Leberversagen bedeutet laut Stiftung, dass die Leberfunktion komplett zusammenbricht. Weil dieses Krankheitsbild lebensbedrohlich sei, müsse eine Lebertransplantation geprüft werden.
Ohne die Leber geht nichts, sie ist das größte innere Organ des Menschen und für die Entgiftung des Körpers zuständig. Ist die Funktion gestört, wird der Körper mit Giftstoffen überschwemmt. Für Patienten mit Leberversagen ist eine Lebertransplantation Experten zufolge oft die einzige Möglichkeit einer lebensrettenden Behandlung.
Pilze nicht ohne Experten sammeln
Cornberg mahnt: „Finger weg von Pilzen aus dem Wald.“ Auch auf Apps solle man sich als Laie nicht verlassen. „Pilze sollte man im Supermarkt kaufen.“ Wer unbedingt sammeln wolle, solle das nur zusammen mit ganz erfahrenen Pilzexperten tun.
„Der Knollenblätterpilz lauert überall.“ Wie stark die Vergiftung ausfalle, hänge vor allem davon ab, wie viel man von dem Knollenblätterpilz gegessen habe. Eine Rolle könne aber auch spielen, wie groß und schwer die betreffende Person sei.
Vergiftungsfälle nach Pilzverzehr würden nicht gemeldet, es gebe keine Zahlen, schildert Cornberg. 2023 seien der Stiftung wieder zunehmend viele Fälle bekanntgeworden, da es sehr früh im Jahr feucht gewesen sei, was das Pilz-Wachstum begünstige. Auch dieses Jahr sei bisher sehr feucht ausgefallen.