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Zum Tag der Endometriose am 29. September: Endometriose erhöht Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung

Frau fasst sich mit den Händen an die Brust
Frauen mit Endometriose haben ein höheres Risiko für Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen und Schlaganfall. | Bild: My Ocean studio / AdobeStock

„Frauen mit Endometriose haben im Vergleich zur Normalbevölkerung ein erhöhtes assoziiertes Langzeitrisiko für schwerwiegende unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse. Dazu gehörten akute Myokardinfarkte und ischämische Schlaganfälle, Herzrhythmusstörungen (einschließlich Vorhofflimmern, fortgeschrittener atrioventrikulärer Block zweiten und dritten Grades und Implantation eines implantierbaren elektronischen Herzgeräts) und Herzversagen.“  

Zu dieser vergleichsweise sehr eindeutig formulierten Schlussfolgerung kommen die dänischen Forschenden um Erstautorin Eva Havers-Borgersen und Seniorautor Emil L. Fosbøl vom Department of Cardiology am „Rigshospitalet“, dem Universitäts-Hospital der Uni Kopenhagen.

Die Mediziner hatten als Ausgangshypothese festgestellt, dass die immer noch mit vielen Fragezeichen behaftete Diagnose Endometriose viele pathophysiologische Gemeinsamkeiten mit kardiovaskulären Erkrankungen hat. Ob es auch eine Korrelation zwischen den Erkrankungsarten gibt, war dagegen bislang erst wenig und nur wenig aussagekräftig untersucht.

Gut zu wissen: Was weiß man bis jetzt über Endometriose?

  • Endometriose betrifft rund 10 Prozent aller Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter.
  • Gewebe, das dem der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, kommt dabei außerhalb der Gebärmutterhöhle vor – in manchen Fällen auch im Darm, der Lunge oder dem Gehirn.
  • Das Gewebe reagiert auf den hormonellen Zyklus der Frau genauso wie die Gebärmutterschleimhaut – und verursacht dabei insbesondere krampfartige Schmerzen.
  • Obwohl die Erkrankung grundsätzlich bereits seit dem Jahr 1690 bekannt ist, wird sie immer noch oft erst spät diagnostiziert. Betroffene klagten in der Vergangenheit oft darüber, mit ihrem Leiden nicht ernst genommen zu werden.
  • Die genaue Ursache ist noch nicht geklärt.
  • Es gibt keine Prävention.
  • Von einer operativen Entfernung von Endometrioseherden abgesehen, gibt es keine Therapie.
  • Vor der Pubertät und nach der Menopause tritt Endometriose praktisch nicht auf.

Endometriose steht im Zusammenhang mit kardiovaskulären Erkrankungen

Die dänischen Forschenden hatten für ihre Arbeit, deren Ergebnisse sie jetzt im Fachmagazin European Heart JournalEuropean Heart Journal: "Endometriosis and long-term cardiovascular risk: a nationwide Danish study", Stand: 09/2024  veröffentlichten, Daten aus dem dänischen nationalen Gesundheitsregister und Meldedaten verwendet.  

In Dänemark kann jeder Einwohner über eine eindeutig ab Geburt zugewiesene Melderegisternummer auch innerhalb des dänischen Gesundheitssystems identifiziert werden und so können biografische und Gesundheitsdaten verlinkt werden. Dadurch konnten die Wissenschaftler nach Korrelationen zwischen der Diagnose Endometriose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen suchen und deren Auftreten mit einer Kontrollgruppe ohne Endometriose vergleichen.  

Anhand dieser landesweiten dänischen Register wurden dementsprechend Frauen mit diagnostizierter Endometriose der Geburtsjahre 1977 bis 2021 identifiziert und mit Kontrollpersonen in einem Verhältnis von eins zu vier auf der Grundlage des Geburtsjahres abgeglichen.

Für Herz-Kreislauf-Erkrankungen definierten die Forschenden als primäres Ergebnis eine Mischung der Fälle von akutem Myokardinfarkt (Herzinfarkt) und ischämischem Schlaganfall. Sekundäre mit einbezogene Resultate aus der Datenanalyse waren das Auftreten von Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz sowie die Sterblichkeit.

Insgesamt bezogen die Mediziner Daten von 60.508 Frauen mit Endometriose und 242.032 angepassten Kontrollpersonen ein. Das Durchschnittsalter lag bei 37,3 Jahren.

Frauen mit Endometriose leiden öfter an Herzinfarkt und Schlaganfall 

Im Ergebnis fanden die Forschenden, dass Frauen mit Endometriose verglichen mit den Kontrollen ohne ein signifikant höheres Risiko aufwiesen, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Die Inzidenz dafür lag bei Frauen mit Endometriose pro 1.000 Personenjahren bei 3,2, bei Frauen ohne bei 2,7.

Auch die berechneten Risikoraten für Herzrhythmusstörungen und Herzversagen lagen bei von Endometriose betroffenen Frauen signifikant höher als bei denen ohne. Die Forschenden fanden außerdem, dass Frauen mit der Diagnose Endometriose öfter an Komorbiditäten litten und mehr Arzneimittel einnahmen als die Kontrollen ohne.

Um ihre Daten zu validieren, unterzogen die Wissenschaftler die Daten sechs Sensitivitäts-Analysen. So ergab sich auch dann ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wenn die Frauen mit Herzinfarkten und Schlaganfällen aus der Analyse ausgeschlossen wurden, wenn Variablen zu Bildung, sozio-ökonomischem Status oder Krebs einbezogen wurden oder wenn die Daten nach dem Zeitpunkt der Diagnose stratifiziert („geschichtet“) wurden. 

Auch bei den Daten aus einer zweiten Kohorte, den Geburtsjahrgängen 2000 bis 2021, ergab sich das gleiche Bild der Risikoverteilung.

Weitere Forschung insbesondere zu den Ursachen notwendig

Insofern sind sich die dänischen Forschenden ihrer Ergebnisse sehr sicher – sie schränken lediglich ein, dass es sich bei dieser Studie um eine Beobachtungsstudie handele und daher der Nachweis der Kausalität nach wie vor schwer zu führen sei.  

„Auch wenn aus dieser Beobachtungsstudie keine voreiligen Schlüsse gezogen werden sollten, deuten unsere Ergebnisse auf einen signifikanten Zusammenhang zwischen Endometriose und einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen hin und machen deutlich, dass weitere Forschungsarbeiten erforderlich sind, um den zugrunde liegenden Mechanismus hinter diesen Zusammenhängen zu untersuchen“, schreiben die Forschenden. Quelle:
- Eva Havers-Borgersen, Dorthe Hartwell, Charlotte Ekelund, Jawad H Butt, Lauge Østergaard, Christine Holgersson, Morten Schou, Lars Køber, Emil L Fosbøl, Endometriosis and long-term cardiovascular risk: a nationwide Danish study, European Heart Journal, 2024;, ehae563, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehae563
 

Zum Tag der Endometriose

Endometriose ist eine sehr weit verbreitete Krankheit, darauf macht der jährliche „Tag der Endometriose“ am 29. September aufmerksam. In diesem Jahr steht der Aktionstag ganz unter dem Motto „Endometriose und Bewegung“. In diesem Zuge hat die Endometriose Vereinigung Deutschland Startplätze für den 50. BMW Berlin-Marathon vergeben, der ebenso am 29. September stattfindet.