Neuer Speicheltest auf Prostatakrebs
Prostatakrebs zählt bei Männern in Deutschland mittlerweile zu den häufigsten Krebserkrankungen, jährlich erkranken rund 65.000 Männer daran.
Beim Prostatakrebs handelt es sich um einen bösartigen Tumor in der Vorsteherdrüse des Mannes, Ärzte sprechen auch von einem Prostatakarzinom.
Das bösartige Geschwulst bildet sich meist in der äußeren Zone der Prostata. Dieser Bereich liegt relativ weit von der Harnröhre entfernt. Zu einer Einengung der Harnröhre verbunden mit Problemen beim Wasserlassen kommt es meist erst dann, wenn der Tumor schon relativ groß ist und häufig schon Metastasen gebildet hat.
Gut zu wissen: Aufgaben der Prostata
Die Prostata ist eine männliche Geschlechtsdrüse, die auch als Vorsteherdrüse bezeichnet wird. Sie gehört neben den Hoden zu den männlichen Fortpflanzungsorganen.
Die kastanienförmige Drüse liegt im männlichen Unterleib und umschließt den Anfang der Harnröhre. Die Prostata bildet ein Sekret, das einen Teil des Ejakulats ausmacht.
Diese milchige Flüssigkeit dient als Nährlösung für die Samenzellen, außerdem weist das Prostatasekret einen schwach sauren pH-Wert auf und regt damit die Beweglichkeit der Spermien an.
Krebsvorsorge: Tastuntersuchung der Prostata
Männer können sich ab einem Alter von 45 Jahren im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung die Prostata untersuchen lassen. Die Kosten dazu werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Bei dieser Tastuntersuchung tastet der Arzt vom Enddarm aus mit dem Finger die Prostata ab, diese ist direkt unterhalb der Harnblase am Enddarm.
Durch eine solche Tastuntersuchung können allerdings nur rund ein Drittel der vorhandenen Prostatakarzinome entdeckt werden. Denn die bösartigen Veränderungen lassen sich zuverlässig erst ab einer Größe von 1 cm ertasten und auch nur dann, wenn sie in der Nähe des Darms liegen. Liegt der Tumor auf der dem Darm abgewandten Seite der Prostata, kann er vom Arzt meist nicht ertastet werden.
PSA-Test als Früherkennungsmethode für Prostatakrebs
Als alleinige Früherkennungsmaßnahme ist diese Art der Untersuchung daher nicht ausreichend und die meisten Mediziner empfehlen als zusätzliche Früherkennung die Durchführung eines PSA-Tests.
Dieser Test gehört nicht zum gesetzlichen Früherkennungsprogramm und die Kosten müssen vom Patienten übernommen werden. Im Blut wird dabei ein Eiweiß bestimmt, welches ausschließlich in der Prostata gebildet wird.
Dieses Prostata-spezifische Antigen (PSA) wird an die Samenflüssigkeit abgegeben und dient dazu, die Samenflüssigkeit zu verdünnen, damit sich die Spermien gut bewegen können.
Bedingt durch die gute Durchblutung der Prostata kann das Protein auch im Blut nachgewiesen werden. Bei einem Tumor, aber auch bei entzündlichen Veränderungen und gutartigen Vergrößerungen in der Prostata, steigt der PSA-Wert im Blut an.
PSA-Wert nicht zwingend Indiz für Krebs
Ob ein Mann nun an Prostatakrebs erkrankt ist, lässt sich allerdings auch nach der Durchführung des Tests nicht eindeutig sagen. Ein erhöhter PSA-Wert kann ein Hinweis auf einen Tumor sein, es können aber auch andere Ursachen in Betracht kommen.
Wie bereits beschrieben, kann jede entzündliche Veränderung oder gutartige Vergrößerung zu einer Erhöhung des PSA-Wertes führen. Und auch bei völlig normalem Wert kann trotzdem ein Prostatakarzinom vorliegen.
Gewissheit bringt letztendlich nur die Entnahme einer Gewebeprobe aus der Prostata. Eine solche Prostatabiopsie wird empfohlen, wenn der PSA-Wert bei der ersten Untersuchung bei über 4 Nanogramm pro Milliliter liegt oder wenn sich im Verlauf mehrerer Messungen eine ansteigende Tendenz zeigt.
Kritik am PSA-Test
Auch viele Experten sehen den PSA-Test mittlerweile kritisch. Gerade bei diesem Testverfahren kommt es leicht zu sogenannten Überdiagnosen. Es wird also eine zwar bösartige Erkrankung entdeckt, diese hätte aber zu Lebzeiten des Patienten wahrscheinlich keine Probleme bereitet.
Viele Prostatakarzinome sind wenig aggressiv, wachsen daher langsam und sind in der Regel auch nicht lebensbedrohlich. Der Patient lässt nach der Diagnose meist trotzdem eine Operation und anschließende Chemotherapie durchführen – die Therapie wäre aber gar nicht erforderlich gewesen.
Neuer Speicheltest zur Krebsfrüherkennung
Sowohl die Tastuntersuchung als auch der PSA-Test sind also keine zuverlässige Früherkennungsmethode für ein Prostatakarzinom. Deshalb suchen Forscher weltweit nach neuen Methoden, um Prostatakrebs besser erkennen zu können.
Britische Wissenschaftler haben nun einen Speicheltest vorgestellt, der das Risiko, an einem Prostatakrebs zu erkranken, frühzeitig erkennen und zudem zuverlässiger als der PSA-Test sein soll.
An der dazu durchgeführten Studie nahmen über 6.000 Männer zwischen 55 und 69 Jahren aus Europa teil. In diesem Alter steigt das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, deutlich an.
Wie funktioniert der neue Speicheltest?
Um den Speicheltest zu entwickeln, wurde zunächst das Erbgut von Hunderttausenden Männern genau analysiert und gezielt nach Genveränderungen gesucht, die mit Prostatakrebs in Verbindung stehen.
Dabei konnten 130 genetische Variationen in der DNA gefunden werden. Männer, die viele dieser Veränderungen in ihrem Erbgut aufweisen, haben damit ein hohes Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken. Mithilfe des Speicheltests kann nun gezielt nach diesen Genvarianten gesucht und für jeden Mann ein persönlicher Risikowert ermittelt werden.
Männer mit einem hohen Wert wurden dann zu weiteren Untersuchungen eingeladen. Bei 40 Prozent von ihnen wurde tatsächlich ein Prostatakarzinom gefunden. Damit konnte der Speicheltest genauere Ergebnisse als der PSA-Test liefern – bei diesem wird im Schnitt nur bei 25 Prozent der Patienten mit erhöhtem PSA-Wert Prostatakrebs diagnostiziert.
Der Speicheltest kann dabei auch jene Männer identifizieren, die einen normalen Wert im PSA-Test haben und noch keine Auffälligkeiten bei einer MRT-Untersuchung zeigen. Als weiteren Vorteil kann das neue Testverfahren mehr aggressive Tumoren finden. Diese wachsen sehr schnell und haben eine hohe Tendenz zur Ausbreitung.
Untersuchung zum Speicheltest noch nicht abgeschlossen
Bisher ist der Speicheltest nur im Rahmen einer Studie untersucht worden. Bis zur tatsächlichen Anwendung werden noch weitere Untersuchungen durchgeführt.
Zunächst sollen die gefundenen genetischen Veränderungen auch bei jüngeren Männern getestet werden. Damit möchten die Wissenschaftler sicherstellen, dass der Speicheltest später bei allen Männern angewendet werden kann.
Ziel des Speicheltests ist es, Männer mit einem hohen Risiko für einen aggressiven Prostatakrebs zu finden und gleichzeitig Männern, mit einem geringen Risiko unnötige Behandlungen zu ersparen. Quellen:
https://www.prostata-hilfe-deutschland.de/prostata-news/speicheltest-erkennt-prostatakrebs
https://www.netdoktor.de/news/prostatakrebs-speicheltest-praeziser-als-psa-test/
https://www.icr.ac.uk/news-archive/asco-2024-prostate-cancer-spit-test-better-for-men-with-high-genetic-risk-than-standard-blood-test