Ringelröteln: Infektionszahlen schießen in die Höhe
Für Kinder im Kindergarten- und Schulalter sind Ringelröteln gerade ein allgegenwärtiger Begleiter. Die Infektionszahlen steigen seit einiger Zeit.
Experten vermuten einen „Nachholeffekt“. Durch die Corona-Maßnahmen der letzten Jahre fielen auch Infektionen mit Kinderkrankheiten geringer aus. Seit Aufhebung der Maßnahmen beobachtet man, dass viele kleine Kinder, die sich in den letzten Jahren nicht immunisiert haben, dies jetzt mit zahlreichen Infekten nachholen.
Ringelröteln sind hochansteckend und widerstandsfähig. Welcher Erreger steckt dahinter und sind sie für werdende Mütter genauso gefährlich wie die Röteln?
Ringelröteln – was ist das eigentlich?
Ringelröteln zählen zu den Klassikern der Kinderkrankheiten – das heißt, Infektionen kommen vor allem im Kindesalter vor, können aber auch bei Erwachsenen auftreten. 40 bis 60 % der Bevölkerung weisen positive Immunglobulintiter auf, haben also schon einmal eine Ringelröteln-Erkrankung durchgemacht.
Mit den Röteln haben sie außer der Namensvetternschaft nicht viel gemeinsam. Die Röteln werden durch das Röteln-Virus ausgelöst, gegen das es einen Impfstoff gibt. Ringelröteln kommen durch das Humane Parvovirus B19 und treten ausschließlich bei Menschen auf. Bisher gibt es gegen diesen Erreger noch keine Impfung.
Ähnlich wie Röteln, aber auch Masern oder Scharlach, kann bei einer Ringelröteln-Infektion ein typischer roter Hautausschlag auftreten. Die Krankheit wird daher auch Erythema infectiosum genannt (Erythema ist altgriechisch für „Röte“).
Gut zu wissen: Kinderkrankheiten mit Ausschlag
Folgende Kinderkrankheiten haben als Symptom Hautausschlag und müssen voneinander unterschieden werden:
- Masern
- Dreitagefieber
- Windpocken
- Röteln und
- Scharlach
Symptome und Verlauf einer Infektion mit Ringelröteln
Ringelröteln gelten in der Regel als harmlos. Rund ein Drittel der Infektionen verläuft sogar asymptomatisch ohne jegliches Krankheitsgefühl. Im Normalfall gilt: Eine Infektion im Kindesalter verläuft milder als bei Erwachsenen, so wie bei den meisten Kinderkrankheiten.
Prodromalphase
Die Infektion läuft in zwei Phasen ab. Zu Beginn (Prodromalphase) treten, wenn überhaupt, nur leichte, grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen, leichte Lymphknotenschwellungen und Unwohlsein auf. Selten kommen arthritisähnliche Symptome dazu. Vor allem bei Frauen und Mädchen hat man gehäuft Schmerzen und Entzündungen in den kleinen Gelenken festgestellt.
Exanthemphase
Charakteristisch für die Ringelröteln ist ein Hautausschlag ein bis zwei Wochen nach der Ansteckung, vor allem bei Kindern.
Das Tückische: Am ansteckendsten ist man ein paar Tage vor dem Ausschlag. Treten die typischen Hautrötungen auf, an denen man die Ringelröteln erkennt, ist die Erkrankung in der Regel schon am Abklingen.
Bei circa 20 % der Infizierten zeigt sich dieses Exanthem, also ein großflächiger Hautausschlag, ist aber nur selten juckend. Die Rötungen beginnen im Gesicht. Die gleichmäßige Ausbreitung weg von der Nasenwurzel über beide Wangen bildet eine schmetterlingsartige Form, man spricht daher vom „Schmetterlingserythem“ oder auch von der „Ohrenfeigenkrankheit“.
In den Folgetagen zeigt sich ein mittelfleckiger roter Hautausschlag auch auf Schultern, Oberarmen, Beinen und dem Gesäß, der sich nach ein paar Tagen zu der typischen Girlanden- oder Ringelform verändert und nach und nach verblasst. Im Regelfall verschwindet er nach spätestens zehn Tagen wieder, kann aber durch Stress, Sonne oder Baden erneut ausgelöst werden.
Wie erfolgt die Ansteckung bei Ringelröteln?
Das Parvovirus B19 wird von Mensch zu Mensch übertragen. Durch Tröpfcheninfektion, also durch Niesen, Husten, Sprechen, gelangen Erreger mittels infektiöser Körperflüssigkeiten von einem Wirt zum anderen.
Anders als zum Beispiel bei Masern oder Röteln können die Viren auch über Gegenstände wie Türklinken oder Spielzeug übertragen werden, wenn diese vorher kontaminiert wurden. Die Erreger gelten als sehr widerstandsfähig und sind daher auch auf Oberflächen für längere Zeit ansteckend.
Eine Desinfektion mit herkömmlichen Mitteln kann den Viren nichts anhaben, ein Eindämmen ist daher eher schwierig. Dass die typische Symptomatik, nämlich der ringelförmige Hautausschlag, entweder gar nicht oder erst auftritt, nachdem Infizierte schon hochansteckend waren, befeuert ein unbemerktes Ausbreiten der Viren. Ringelröteln-Infektionen häufen sich vor allem in Kitas und Schulen im Spätwinter bis zum Frühsommer.
Die Inkubationszeit beträgt je nach übertragener Virusmenge zwischen vier und 21 Tage, auch in dieser Zeit sind die „Träger“ schon ansteckend. Zwei Lichtblicke gibt es aber: Im Regelfall verlaufen die Infektionen mild und wer einmal die Ringelröteln hatte, bleibt lebenslang dagegen immun und infiziert sich kein zweites Mal.
Für wen sind Ringelröteln gefährlich?
Für immunkompetente Kinder und Erwachsene ist eine Infektion mit Ringelröteln also harmlos und nichts Ungewöhnliches. Für Immunsupprimierte, Patienten mit Blutbildungsstörungen und Schwangere sieht es etwas anders aus: Für sie kann eine Infektion mit dem Parvovirus B19 sehr gefährlich werden.
Da das Virus besonders die Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) befällt, kann es bei Patienten mit einer chronischen Anämie (Thalasanämie, Sichelzellenanämie) zu einer verkürzten Überlebenszeit der Erythrozyten kommen, wodurch die Blutbildung stark gestört wird.
In schweren Fällen kann die Infektion durch eine Knochenmarksdepression sogar tödlich enden. Auch Menschen mit einem Immundefekt können durch das Parvovirus B19 eine chronische Anämie entwickeln.
Ringelröteln in Schwangerschaft gefährden Fötus
Der Angriff gegen das blutbildende System ist auch ein Problem für Schwangere. Auch immunkompetente gesunde Frauen, die noch keine Infektion in ihrem Leben durchlaufen haben, sind gefährdet. Infiziert sich die Mutter, können Viren über die Plazenta auf den Fötus übertragen werden.
Durch den Befall der Erythrozyten-Vorläuferzellen kann es auch beim Baby zur Blutarmut kommen. Eine häufige Folge dieser Anämie ist der Hydrops fetalis. Dabei kommt es zu Flüssigkeitsansammlungen in den Körperhöhlen und um die Organe des Fötus, was bei 5 % zum Tod des Kindes und somit zum Spontanabort führt.
Vor allem Föten im ersten und zweiten Trimenon (besonders von Schwangerschaftswoche 10–22) sind gefährdet, aber auch im letzten Drittel ist eine Fehlgeburt durch Ringelröteln möglich. Das Erkrankungsrisiko des ungeborenen Kindes ist im Vergleich zu den Röteln allerdings deutlich geringer, auch Missbildungen des Babys sind nicht bekannt.
Da ein Hydrops fetalis mit intrauterinen Bluttransfusionen behandelt werden kann, muss eine infizierte Schwangere regelmäßig mittels Ultraschall überwacht werden, um schwere Komplikationen für das Ungeborene frühestmöglich zu verhindern.
Prävention und Therapie bei Ringelröteln
Anders als gegen Mumps, Masern und Röteln gibt es noch keinen Impfstoff gegen Parvoviren. Gegen Ringelröteln kann man daher nur durch eine durchgemachte Infektion immun werden.
Natürlich gelten die üblichen Präventionsmaßnahmen gegen Infektionskrankheiten: Regelmäßiges und richtiges Händewaschen sowie Schleimhautkontakt mit ungewaschenen Händen meiden. Schwangere ohne Eigenschutz vor Ringelröteln sollten Kitas und Schulen bei einer Infektionswelle nicht betreten.
Ob ein Immunschutz besteht, kann durch eine Antikörperbestimmung herausgefunden werden, wenn dies unklar sein sollte.
Die Therapie gegen Ringelröteln ist rein symptomatisch. Antipyretische Wirkstoffe können helfen, Fieber zu senken. Ansonsten können Schmerzmittel gegen Kopf-, Hals- und Gelenkschmerzen eingenommen werden. Ruhe, Stressminimierung und das Meiden von Sonne und Baden sind einem schnellen Abklingen der Symptome förderlich. Die Krankheit verläuft in der Regel selbstlimitierend gutartig. Quellen
https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/ringelroeteln/
https://flexikon.doccheck.com/de/Erythema_infectiosum
https://www.rosenfluh.ch/media/dermatologie-aesthetische-medizin/2009/04/Virale_Hauterkrankungen_bei_Kindern.pdf