PTAheute-Pinnwand KW 15/2024: Securpharm, Cannabis und Antibiotikaresistenzen
Täglich erreichen uns zahlreiche Meldungen rund um Pharmazie, Gesundheit und Apothekenmarkt. Hier finden Sie eine Übersicht über die News und Pressemeldungen der aktuellen Woche.
Cannabis auf BtM-Rezept: Keine Retax bis 1. Mai
Seit 1. April zählen Cannabis und Dronabinol nicht mehr zu den Betäubungsmitteln. In der Praxis- und Apothekensoftware kann dies allerdings erst zum 1. Mai umgesetzt werden. Der GKV-Spitzenverband hat nun erklärt, dass bis dahin nicht retaxiert werde, wenn Cannabis und Dronabinol auf BtM-Rezept verschrieben werden.
Für die Abrechnung von Cannabis- und Dronabinol-Verordnungen gegenüber den Krankenkassen sei es unerheblich, ob über ein Muster-16-Rezept oder ersatz- oder hilfsweise über den entsprechenden Teil des BtM-Rezeptes abgerechnet werde, so der Spitzenverband. Quelle: daz.online
Verdreifachung von Behandlungen wegen Cannabis binnen 10 Jahren
Die Zahl der Menschen, die in Folge von Cannabis-Konsum wegen gesundheitlicher Probleme zum Arzt mussten, hat sich nach Angaben der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdreifacht.
Die Zahl der bei der Kasse versicherten Betroffenen, die wegen eines akuten Rausches, einer Abhängigkeit, Entzugserscheinungen oder psychischer Probleme aufgrund von Cannabinoiden ambulant behandelt wurden, lag demnach im Jahr 2012 bei knapp 1.300 Fällen, 2022 waren es etwa 4.000 Fälle. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung sei das ein Anstieg von 65.400 im Jahr 2012 auf 209.000 Fälle im Jahr 2022, teilt die KKH mit.
In der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen gab es demnach etwa eine Verdopplung der Fälle von hochgerechnet 5.600 auf rund 11.300. Da nur gesicherte ambulante Arztdiagnosen in die Analyse eingeflossen seien, dürfte die Dunkelziffer höher liegen, so die KKH. Die Krankenkasse hat für ihre Analyse die Daten ihrer 1,6 Millionen Versicherten mit Blick auf den Diagnose-Code F12 „Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide“ ausgewertet. Quelle: dpa / mia
Dürfen Zahnärzte Cannabis verordnen?
Grundsätzlich dürfen Zahnmediziner nur Arzneimittel verordnen, die in ihrem Fachgebiet zur Anwendung kommen. Konkrete Einschränkungen dieser Vorgabe im Sinne einer Positivliste gibt es nicht, sodass es in den Apotheken immer wieder zu Unsicherheiten kommt, welche Medikamente abgabefähig sind.
Im Fall von Cannabis hat sich der Gesetzgeber allerdings klar festgelegt: Er schließt in § 3 Absatz 1 Medizinal-Cannabisgesetz explizit Zahnärzte sowie Tierärzte von der Verschreibung, der Verabreichung und dem Überlassen zum unmittelbaren Verbrauch von medizinischem Cannabis aus.
Auch der Bezug von Cannabis auf Vorlage eines Arztausweises sei damit ausgeschlossen, betont die ABDA.
Für die Apotheken besteht somit Rechtssicherheit: Nach dem Willen des Gesetzgebers dürfen lediglich Humanmediziner Medizinalcannabis verordnen und beziehen. Quelle: daz.online
Europaparlament will Antibiotikaresistenzen stärker bekämpfen
Das Europaparlament will zum Schutz von Menschenleben einen besseren Umgang mit Antibiotika erreichen. Dazu legten die Abgeordneten ihre Position zu einer umfassenden Reform der EU-Pharma-Gesetzgebung fest.
„Diese Überarbeitung ebnet den Weg zur Bewältigung kritischer Herausforderungen wie Arzneimittelknappheit und Antibiotikaresistenz“, sagt der SPD-Abgeordnete Tiemo Wölken, der das Vorhaben aufseiten des Parlaments mitverhandelt. So solle künftig besser begründet werden müssen, wenn ein Arzt oder eine Ärztin Antibiotika verschreiben will.
Außerdem hat das Europaparlament eine verpflichtende, starke Kostenbeteiligung von Pharma- und Kosmetikfirmen an der Abwasserreinigung beschlossen. Demnach müssen die Hersteller künftig mindestens 80 Prozent der Kosten tragen. Dies werde durch nationale Gelder ergänzt, damit es keine Engpässe – insbesondere bei Medikamenten – gebe und sie bezahlbar blieben.
Darüber hinaus soll Abwasser den neuen Regeln zufolge künftig auch streng hinsichtlich etwa antibiotikaresistenter Erreger, Viren oder Mikroplastik überwacht werden. Die EU-Länder werden verpflichtet, die Wiederverwendung von behandeltem Abwasser aus allen kommunalen Kläranlagen zu fördern, wo dies angebracht ist – vor allem in Gebieten mit Wasserknappheit. Die neuen Vorschriften müssen nun auch noch von den EU-Staaten formal angenommen werden, bevor sie in Kraft treten können. Quelle: dpa / mia
Weniger Beschäftigte in Apotheken
Die Zahl der Beschäftigten in Apotheken sinkt. Das ergeben aktuelle Zahlen der Gesundheitsberichterstattung des Bundes (GBE). Während die Zahl der Apotheken bereits seit dem Jahr 2000 schwindet – von 22.155 auf 17.571 zum Jahresende 2023 – war die Zahl der Beschäftigten in Apotheken konstant und für lange Zeit gestiegen – von 142.075 im Jahr 2000 auf 168.465 im Jahr 2020. Doch seitdem ist die Beschäftigungszahl rückläufig: Sie sank 2022 auf 167.605.
Die Zahl der beschäftigten PTA ging 2022 um 149 zurück. Gestiegen ist hingegen die Zahl der approbierten Mitarbeiter von 41.418 im Jahr 2021 auf 42.050 im Folgejahr.
Auch die Zahl der PKA in Ausbildung nimmt zu: von 3.792 im Jahr 2021 auf 4.019 im Folgejahr, ebenso die der PTA-Praktikanten von 2.091 auf 2.143. Quelle: daz.online
Wartungsarbeiten bei Securpharm
Nach Angaben von Securpharm verarbeitet das System täglich mehr als zwölf Millionen Transaktionen – und bei jeder Transaktion wird binnen Millisekunden mindestens ein Packungsdatensatz im System gesucht, identifiziert und gegebenenfalls in seinem Status geändert.
Da jede Transaktion im System gespeichert wird, sei der Datenbestand gewaltig, erklärt die deutsche Organisation für die Echtheitsprüfung von Arzneimitteln. Mehr als fünf Milliarden Seriennummern sind mittlerweile zusammengekommen.
Damit Securpharm auch künftig läuft, wird das System am 13. April 2024 ab 20 Uhr für circa 20 Stunden gewartet. Ein „neues zukunftssicheres Datenbankmodell“ werde ausgerollt, kündigt Securpharm an.
Während dieser Zeit werde das System nicht zur Verfügung stehen, da die Datenbank für die Dauer dieser Maßnahme nicht durch neue Transaktionen verändert werden dürfe, heißt es. In dieser Zeit erhalten die verifizierenden Stellen – also auch Apotheken – die Rückmeldung SP-901 (System not available).
Für Apotheken greifen in dieser Zeit die üblichen Handlungsempfehlungen. Eine Arzneimittelabgabe ist auch bei Ausfall des Securpharm-Systems möglich. In den Securpharm-FAQ der ABDA heißt es dazu, dass Verifizierung und Ausbuchung in diesem Fall nachträglich durchzuführen sind, sobald die Störungen behoben sind. Zuvor ist aber eine Sinnesprüfung angesagt – und es sollte selbstverständlich kein Fälschungsverdacht vorliegen. Quelle: daz.online
STIKO: Schulimpfungen zur Steigerung der HPV-Impfquote
Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO), Klaus Überla, hat sich für eine stärkere Rolle der Schulen ausgesprochen, um die Zahl der Impfungen gegen krebserregende HPV-Infektionen zu steigern.
In anderen Ländern werde deutlich, dass „die besten Impfraten im Rahmen von Schulimpfungen erzielt“ werden könnten, wird Überla in den Medien zitiert. Daher müssten auch hierzulande Impfungen in der Schule angeboten werden.
„Das wäre eine gute Möglichkeit, die Rate zu steigern und damit langfristig Leben zu retten.“ Der Virologe hielte es außerdem für sinnvoll, in den Schulen mehr über die Entstehung von Tumoren und über die Wirksamkeit von Impfungen zu informieren. Quelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/150222/STIKO-Chef-fuer-Schulimpfungen-zur-Steigerung-der-HPV-Impfquote-unter-Kindern?rt=579bf652040de330a94377e866488cd2
WHO: Hepatitis-Todeszahlen steigen trotz sinkender Infektionen
Weltweit werden laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) viel zu wenige Hepatitis-Erkrankungen diagnostiziert und behandelt. Deshalb sei die Zahl der Menschen, die an viraler Hepatitis starben, von 1,1 Millionen im Jahr 2019 auf 1,3 Millionen im Jahr 2022 angestiegen, so die WHO. 83 Prozent der Todesfälle gingen demnach auf Hepatitis B zurück, 17 Prozent auf Hepatitis C.
Bei den Hepatitis-Neuinfektionen registrierte die WHO einen leichten Rückgang, von 2,5 Millionen im Jahr 2019 auf 2,2 Millionen im Jahr 2022. Dies deute darauf hin, dass Impfkampagnen und andere Vorbeugungsmaßnahmen Wirkung zeigen. Dennoch würden noch immer jeden Tag 6.000 Menschen angesteckt, betonte die Organisation.
Nur bei 13 Prozent aller Menschen mit chronischer Hepatitis B war die Erkrankung Ende 2022 diagnostiziert, und nur 3 Prozent hatten Zugang zu einer antiviralen Therapie. Bei Hepatitis C war demnach etwa ein Drittel der Fälle diagnostiziert, etwa ein Fünftel der Betroffenen waren in Behandlung.
Viele Länder würden Hepatitis-Medikamente noch immer zu teuer einkaufen, obwohl günstigere Generika am Markt seien, kritisiert die WHO. Außerdem würden Tests und Therapien vielerorts nicht vom Staat finanziert, sondern seien von den Patienten zu bezahlen. Quelle: dpa / mia
Neue Studie: Wie gesund ist pflanzliche Ernährung?
Wie wirken sich vegetarische und vegane Ernährung auf unsere Gesundheit aus, und welche Vor- und Nachteile haben sie? Das will die großangelegte Studie Coplant untersuchen.
„Es gibt jedoch bislang kaum wissenschaftlich belastbare Daten zu den Auswirkungen heutiger pflanzenbasierter Ernährungsweisen auf den Körper“, heißt es auf der Studienwebsite. Diese Datenlücke soll die Untersuchung schließen und Empfehlungen für eine gesunde und nachhaltige Lebensweise entwickeln.
Die Studie ist ein Kooperationsprojekt des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), des Max Rubner-Instituts, des Forschungsinstituts für pflanzenbasierte Ernährung (IFPE) und der Universitäten Jena, Bonn, Heidelberg, Regensburg und Wien. Coplant steht für „Cohort on plant-based diets“.
Dem BfR zufolge gab es zwar in der Vergangenheit bereits Studien zu dem Thema, allerdings seien diese nicht unbedingt auf heutige Ernährungsformen übertragbar. „Beispielsweise stieg das Angebot von veganen Lebensmitteln und Fleischersatzprodukten, die teilweise hochverarbeitet, zucker-, fett- und salzreich sind, in den letzten Jahren deutlich an“, schreibt das Institut.
An der Studie nehmen Frauen und Männer im Alter von 18 bis 69 Jahren teil. Sie ernähren sich entweder vegan, vegetarisch, pescetarisch (kein Fleisch, aber Fisch) oder essen sowohl pflanzliche als auch tierische Produkte. Sie müssen unter anderem Fragen zu ihrer Ernährungsweise und Gesundheit beantworten und werden im Abstand von einigen Wochen mehrfach körperlich untersucht. Zu Hause müssen sie ein Ernährungsprotokoll ausfüllen und Stuhlproben sammeln.
Das soll etwa Aufschluss darüber geben, welche Vitamine und Mineralien ausreichend aufgenommen werden oder nicht. Beim ersten Probanden sollten am Dienstag Blutdruck, Herzfrequenz und die Handkraft gemessen werden.
Die Studiendauer ist nach BfR-Angaben auf mindestens 20 Jahre angelegt. Mit ersten Ergebnissen rechnet das Institut frühestens nach dem Abschluss der Rekrutierung in den Jahren 2026 oder 2027. Quelle: dpa / mia
Leichter Zuwachs bei OTC-Arzneimitteln
Der Markt für Selbstmedikation legt nur noch leicht zu, wie die neuen „OTC-Daten 2024“ des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI) zeigen.
Demnach ist der Markt der verschreibungsfreien Arzneimittel von 2022 auf 2023 nach Packungen um 0,5 Prozent gewachsen, nachdem er im Jahr davor noch um 12 Prozent zugelegt hatte.
Insgesamt ist gut jede zweite Arzneimittelpackung, die in Apotheken verkauft wird, nicht verschreibungspflichtig. Quelle: daz.online
Weitgehendes Verbot von Quecksilber-Zahnfüllungen
Das EU-Parlament hat grünes Licht für ein weitgehendes Verbot von quecksilberhaltigen Zahnfüllungen ab 2025 gegeben. Ziel ist es, Gesundheit und Umwelt vor den schädlichen Auswirkungen von Quecksilber zu schützen. Ausnahmen soll es geben, wenn ein Zahnarzt oder eine Zahnärztin eine solche Füllung etwa aufgrund von medizinischen Bedürfnissen des Patienten für unbedingt erforderlich hält.
Durch das Einatmen von Quecksilberdämpfen können Gehirn, Lunge, Nieren und das Immunsystem dauerhaft geschädigt werden. In der Vergangenheit wurde das Schwermetall zum Beispiel in Batterien, Thermometern und Leuchtstoffröhren verwendet.
Trotz weniger schädlicher Alternativen werden nach Angaben des Parlaments in der EU jährlich immer noch rund 40 Tonnen Quecksilber für Zahnamalgam verwendet. Derzeitige Vorschriften würden solche Füllungen nur bei Kindern unter 15 Jahren sowie bei schwangeren und stillenden Frauen verbieten. Quelle: dpa / mia