Aktuelles
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Was ist eigentlich Morbus Dupuytren?

Bill Nighy
Der Schauspieler Bill Nighy kann aufgrund von Morbus Dupuytren seine Ringfinger und kleinen Finger nicht mehr benutzen. | Bild: IMAGO / PA Images

Morbus Dupuytren gehört zu den Fibromatosen der Hand. Sie äußert sich zu Beginn durch knotige bis strangförmige Verhärtungen im Bereich des Ringfingers und kleinen Fingers. Im Krankheitsverlauf schrumpft das Gewebe und die Finger beugen sich immer stärker zur Handinnenfläche. 

Therapie bei Morbus Dupuytren vom Patienten abhängig

Morbus Dupuytren kann individuell sehr unterschiedlich verlaufen. Oft entwickelt sich die Krankheit schleichend über Jahre, kann aber auch in jedem Stadium zum Stillstand kommen. Selten spüren die Betroffenen Schmerzen. Demnach richtet sich eine Therapie nach den individuellen Beeinträchtigungen durch die Symptome.

Das Therapieziel ist die Wiederherstellung der Handfunktion. Eine Heilung ist nicht möglich. Je nach Stadium der Erkrankung können konservative oder operative Methoden in Erwägung gezogen werden. Zu den konservativen Therapieoptionen zählen u. a. Ultraschallbehandlungen, Injektionen mit Glucocorticoiden oder eine Strahlentherapie. Bei Letzterer muss aufgrund der möglichen Komplikationen eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung getroffen werden.

Operative Eingriffe wie eine Fasziektomie werden meist vorgenommen, wenn die Funktion der Hand bereits deutlich eingeschränkt ist. Grundsätzlich besteht jedoch bei allen therapeutischen Maßnahmen die Möglichkeit, dass die Dupuytren-Kontraktur erneut auftritt.

Morbus Dupuytren ist weit verbreitet

Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2021 hat eine weltweite Prävalenz von etwa 8 Prozent festgestellt. Männer sind dabei drei- bis viermal häufiger betroffen als Frauen und mit zunehmendem Alter steigt die Inzidenz. Häufig tritt Morbus Dupuytren zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr das erste Mal auf.

Ein prominenter Betroffener von Morbus Dupuytren ist der britische Schauspieler Bill Nighy (74). Er ist bekannt aus Filmen wie „Tatsächlich … Liebe“, „Fluch der Karibik“ oder „Living“, für den er 2023 für den Oscar nominiert war. 

Bei Nighy ist die Beugung von Ringfinger und kleinem Finger an beiden Händen mittlerweile so stark ausgeprägt, dass er diese Gliedmaßen nicht mehr benutzen kann. In einem Interview gibt er an, dass die Erkrankung mütterlicherseits vererbt wurde und bei ihm in den 20ern aufkam. Schmerzen habe er keine.

Ursache von Morbus Dupuytren noch unklar

Bislang ist noch nicht eindeutig geklärt, woher die palmare Fibromatose kommt. Die Wissenschaft geht jedoch davon aus, dass die Erkrankung bis zu 80 Prozent durch ein Zusammenspiel verschiedener Gene verursacht wird.  

Zudem tritt Morbus Dupuytren laut Studien gehäuft auf, wenn bereits Diabetes mellitus, eine Lebererkrankung oder Epilepsie vorliegt. Auch eine langjährige Arbeit mit vibrierenden Werkzeugen scheint das Risiko für Morbus Dupuytren zu erhöhen.

Manchmal wird die palmare Fibromatose auch als „Wikinger-Krankheit“ bezeichnet. Dieser Bezeichnung liegt die Annahme zugrunde, dass in Nordeuropa bis zu 30 Prozent der Männer über 60 Jahre von Morbus Dupuytren betroffen sind. So zumindest schreiben es 2023 Forschende um Richard Ågren in der „Molecular Biology and Evoultion“.  

Neandertaler-Gen für Morbus Dupuytren verantwortlich?

Hierfür werteten sie in einer Metaanalyse die Daten von 7.871 Krankheitsfällen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe bestehend aus über 645.000 gesunden Personen aus drei Biobanken aus und fanden 61 genetische Risikofaktoren für Morbus Dupuytren. 

Drei davon seien neandertalischen Ursprungs, schreiben die Forschenden. So sei die Krankheit ein Beispiel dafür, wie die Vermischung mit Neadertalern zu regionalen Unterschieden in der Krankheitsprävalenz führt, lautet das Fazit.

Gut zu wissen: Einfluss des Neandertaler-Gens

Eine bestimmte Variante des Neadertaler-Gens wurde zuletzt mit einem höheren Risiko für schwere Corona-Infektionen assoziiert. Außerdem weiß man, dass Menschen mit dem Neadertaler-Gen schmerzempfindlicher sind.

Ältere Studien konnten hingegen keine Hinweise dafür finden, dass Morbus Dupuytren von „Wikingern“ abstammt. Richard Ågren et. al. erklären dies damit, dass jene Studien, die eine hohe afrikanische Prävalenz festgestellt haben, Diabetes-Patienten aus Jordanien und eine kleine Kohorte gemischter Personen auf der Insel Tristan da Cunha (Britisches Überseegebiet im Südatlantik) fälschlicherweise als Individuen afrikanischer Abstammung eingeordnet hätten.

Schlussendlich sind noch nicht alle Zusammenhänge zwischen unseren Genen und der Erkrankung Morbus Dupuytren geklärt. Quellen: gelbe-liste.de, doccheck.com, aerzteblatt.de, doi.org/10.1093/molbev/msad130 

Morbus Dupuytren in Kürze:

  • unheilbare, chronische Erkrankung der Hände
  • vor allem Männer ab dem 40. Lebensjahr betroffen
  • langsam fortschreitende Verhärtungen mit Schrumpfung von Gewebe, meist im Bereich des Ringfingers und kleinen Fingers
  • konservative oder operative Therapie zur Wiederherstellung der Handfunktion möglich
  • Ursache noch unklar, vermutlich genetisch bedingt