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Schützt Zähneputzen vor Lungen­entzündungen?

zwei Zahnbürsten in Wasserglas im Badezimmer
Tägliches Zähneputzen kann beatmete Patienten vor einer erworbenen Lungenentzündung im Krankenhaus schützen. | Bild: Pixel-Shot / AdobeStock

Eine im Krankenhaus erworbene Lungenentzündung (nosokomiale Pneumonie) sei nicht nur die häufigste nosokomiale Infektion, sondern auch diejenige, die mit der höchsten Morbidität in Verbindung stehe, liest man im Fachjournal „JAMA Internal Medicine“https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/article-abstract/2812938 

Etwa ein Prozent der Krankenhauspatienten treffe eine solche Lungenentzündung, sie sei mit einer erhöhten Sterblichkeit sowie längeren Krankenhausaufenthalten assoziiert. Und: Wirksame Präventionsstrategien gebe es kaum. 

Eine recht einfache Maßnahme könnte vielleicht helfen, dass es zu weniger im Krankenhaus erworbenen Lungenentzündungen kommt: Zähneputzen. 

Wissenschaftler sammelten alle bislang veröffentlichten Daten zu nosokomialen Pneumonien und Zähneputzen, analysierten insgesamt 15 Studien mit 10.742 Patienten (2.033 auf der Intensivstation, 8.097 Nicht-Intensivpatienten) und fassten ihre Ergebnisse in einer Übersichtsarbeit (Meta-Analyse, Review) zusammen(„Association Between Daily Toothbrushing and Hospital-Acquired Pneumonia: A Systematic Review and Meta-Analysis“) . Die meisten Patienten waren intubiert.

Bei täglicher Mundhygiene kürzere Beatmungszeiten

Vor allem bei Patienten, die invasiv mechanisch beatmet werden, scheint eine tägliche Mundhygiene, die Zähneputzen berücksichtigt, vorteilhaft. 

Den Wissenschaftlern zufolge ist sie bei beatmeten Patienten mit weniger Lungenentzündungen, die im Krankenhaus erworben werden, verbunden – ebenso mit einer geringeren Sterblichkeit auf der Intensivstation und kürzeren Beatmungsdauern sowie Intensivstationsaufenthalten. 

Insgesamt verringerte das tägliche Zähneputzen das Risiko für nosokomiale Pneumonien um 33 Prozent und die Sterblichkeit um 19 Prozent. Die Patienten mussten durchschnittlich 1,24 Tage weniger beatmet werden und waren 1,78 Tage kürzer auf der Intensivstation. Keinen Effekt hatte das tägliche Zähneputzen hingegen auf den Antibiotikagebrauch und die Dauer des Krankenhausaufenthalts insgesamt.

Gut zu wissen: Wie sollte man die Zähne putzen?

Die Wissenschaftler interessierten sich auch dafür, wie häufig man den Patienten die Zähne putzen muss, um einen positiven Effekt auf das Auftreten von Lungenentzündungen zu beobachten. 

Das Ergebnis: Zweimal tägliches Zähneputzen genügt, denn: Häufigeres Zähneputzen hätte nur einen ähnlichen Effekt gezeigt wie das zweimalige, erklären die Studienautoren.

Ist eine Mundspülung mit Chlorhexidin ebenso wirksam?

Das Antiseptikum Chlorhexidin verringert als Mundspülung die mikrobielle Besiedlung im Mundraum. Die Anwendung von Chlorhexidin ist bei beatmeten Patienten jedoch umstritten, da manche Studien eine höhere Sterblichkeit nahelegen und es nicht klar ist, ob das Antiseptikum Lungenentzündungen überhaupt verhindern kann. 

In der jüngsten Leitlinie der „Society for Healthcare Epidemiology of America“ empfehlen die Experten deswegen eine „tägliche Mundpflege mit Zahnbürste, aber ohne Chlorhexidin“. 

Sie stützen ihre Empfehlung auf zwei Metaanalysen, in denen Zähneputzen mit signifikant niedrigeren Beatmungs-assoziierten Pneumonien sowie mit einer kürzeren Beatmung und Aufenthalten auf der Intensivstation verbunden war.

Insgesamt sehen die Autoren der Studie – Selina Ehrenzeller und Michael Klompas vom „Department of Population Medicine“ der Harvard Medical School in Boston (USA) – ihre Arbeit als Beleg dafür, „wie wichtig es ist, Maßnahmen und Programme zu entwickeln, die das tägliche Zähneputzen bei Krankenhauspatienten fördern, insbesondere bei Patienten, die mechanisch beatmet werden“.