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Was ist eigentlich das Renfield-Syndrom?

Gemälde von Dracula
Kult oder Krankheit? Der klinische Vampirismus beschreibt den Drang, Blut zu trinken. | Bild: Rafa / AdobeStock

Im 1897 erschienenen Schauerroman „Dracula“ des irischen Schriftstellers Bram Stoker gibt es die Figur des R. M. Renfield. Dieser Mann ist geistig krank und dem Vampir Dracula fanatisch ergeben. Er wurde zum Namensgeber für das Renfield-Syndrom, das auch als klinischer Vampirismus bezeichnet wird. 

Vampirismus: Zwanghaftes Bedürfnis, Blut zu trinken

Das seltene Renfield-Syndrom findet sich überwiegend bei Männern. Die Betroffenen haben das zwanghafte Bedürfnis, Blut zu konsumieren. Meist beginnt die Störung in der Jugend und äußert sich in Form von Autovampirismus – also dem Trinken des eigenen Bluts. Betroffene haben daher oft Schnittverletzungen an den Unterarmen, aus denen sie das Blut saugen. 

Die Störung entwickelt sich dann weiter zum wahren Vampirismus – also dem Konsum von fremdem menschlichen Blut. Dahinter steht oft die Vorstellung, mit der Blutaufnahme auch Kraft und Lebensenergie aufnehmen zu können. 

In der Regel erfolgt das Bluttrinken einvernehmlich, teilweise in bestimmten Subkulturen (z. B. Gothic-Szene). Das Blut wird dabei nicht wie im Vampir-Roman durch einen Biss, sondern üblicherweise mittels einer Kanüle aus dem Arm des Blutgebers entnommen.

Renfield-Syndrom keine eigenständige Krankheit

Das Renfield-Syndrom ist nicht als eigenständige Krankheit klassifiziert. Manche Experten sehen es als Begleiterscheinung anderer Krankheiten wie der Schizophrenie. Andere halten es für eine Form von Paraphilie, also eine Störung des Sexualverhaltens aus dem Bereich des Sadomasochismus. Vor diesem Hintergrund wird angenommen, dass das Bluttrinken sexuell erregend wirkt.  

Auch was die Ursachen des Vampirismus betrifft, wird spekuliert. Häufig findet sich ein traumatisierendes Erlebnis in der Kindheit. Es gibt Fallberichte, wonach Menschen mit Renfield-Syndrom als kleine Kinder einen geliebten Menschen durch gewaltsamen Tod verloren haben.  

Renfield-Syndrom doch nur ein Vampir-Kult?

Kritiker wenden ein, dass es sich beim Vampirismus nicht um eine psychische Störung, sondern vielmehr um einen Vampir-Kult handele, der durch die entsprechenden Romane und Filme hervorgerufen worden sei. 

Doch andererseits gibt es Berichte über Fälle von klinischem Vampirismus, die schon vor dem Entstehen des Dracula-Romans datieren. Durch die berühmte Gruselgeschichte und den daraus abgeleiteten Namen Renfield-Syndrom erhielt der Vampirismus aber erst verstärkt Aufmerksamkeit. Quellen:
- Journal oft the History oft the Neurosciences, Vol. 20, 2011
- Deutschlandfunk
 

Renfield-Syndrom in Kürze

  • Auch als klinischer Vampirismus bezeichnet; seltene psychische Störung, möglicherweise eine Paraphilie (Störung des Sexualverhaltens) oder Begleiterscheinung von Krankheiten wie z. B. Schizophrenie
  • Benannt nach der Romanfigur Renfield in „Dracula“.
  • Betroffene haben den Drang, Blut zu trinken.
  • Entwickelt sich meist in der Jugend, häufig zunächst durch Aufnahme von Eigenblut.
  • Blutentnahme erfolgt gewöhnlich einvernehmlich mit dem „Opfer“.
  • Ursache der Störung unklar, möglicherweise Traumaerlebnis in früher Kindheit