Cheat Day: Ist das wirklich gesund?
Eine internationale Forschungsgruppe unter Leitung eines Teams am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf konnte durch Laborexperimente an Mäusen und Studien mit Menschen zeigen, dass bereits eine kurze Abweichung von einer ballaststoffreichen Ernährung das Mikrobiom verändert und Zellen des adaptiven Immunsystems funktionell einschränkt.
Wenig Ballaststoffe und mehr Fett macht anfälliger für Infektionen
Zunächst wurde im Mausmodell festgestellt, dass die Tiere unter einer ballaststoffarmen, fettreichen Ernährung ein verändertes Immunprofil hatten, was sie anfälliger für Infektionen machte.
Sowohl mukosale als auch systemische CD4+-T-Zellen wurden durch die ballaststoffarme Diät in ihrer Funktion beeinträchtigt. Von Bakterien des Darmmikrobioms im Zuge ihres Stoffwechsels hergestellte kurzkettige Fettsäuren, wie zum Beispiel Butyrat und Acetat, fanden sich im Stuhl der fettreich ernährten Nager weniger als bei den Mäusen mit ballaststoffreicher Nahrungszufuhr.
Erhielten die Versuchstiere der „Junk-Food“-Gruppe dann Futter mit hohem Gehalt an Fasern und anderem unverdaulichem Pflanzenmaterial, erholte sich die Immunfunktion und das Mikrobiom wieder.
Statt Cheat Day besser abwechslungsreich ernähren
Die Forschungsgruppe führte auch eine Humanstudie durch: Sechs Probanden erhielten fünf Tage eine ballaststoffreiche Diät, gefolgt von fünf Tagen mit fettreichen, ballaststoffarmen Lebensmitteln.
Nach der energiedichten Nahrung befanden sich weniger kurzkettige Fettsäuren in den Fäzes der Probanden. Auch Darmbakterien, die diese Stoffwechselprodukte herstellen, wurden weniger (Faecalibacterium prausnitzii, Agathobaculum butyriciproducens).
Die Anzahl von T-Helferzellen im Blut der Teilnehmer war ähnlich wie im Mausmodell reduziert. Diese Auswirkungen waren nur vorübergehend und verschwanden nach ballaststoffreicher Ernährung wieder.
Erstautor der Studie, Dr. Francesco Siracusa, ordnet in einer Pressemitteilung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf ein:
„Unsere Daten machen deutlich, wie schnell und tiefgreifend sich unsere täglichen Essensentscheidungen auf unsere Gesundheit auswirken können. Positiv ausgedrückt heißt dies, dass mithilfe einer regelmäßigen ausgewogenen Ernährung etwa die Wirksamkeit von Impfstoffen und Immuntherapien maximiert werden könnte.“
Das Fenster der Immunschwäche, das möglicherweise durch übermäßige Schlemmerei geöffnet wird, schließt sich durch ausgewogene Kost wieder.
Anstatt an einem oder mehreren Tagen nur energiedicht zu essen und an anderen eine ballaststoffreiche Lebensmittelauswahl zu treffen, ist es wahrscheinlich ratsamer, jeden Tag ein wenig zu „sündigen“. Auf diese Weise würden auch täglich mikrobiomfreundliche Ballaststoffe aufgenommen. Um diese These zu stützen, fehlen weitere, große Humanuntersuchungen. Quellen:
Ernährung: „Cheat Days” beeinträchtigen vorübergehend das Immunsystem. Pressemitteilung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, 14. August 2023
Siracusa F et al. Short-term dietary changes can result in mucosal and systemic immune depression. Nature Immunology, 14. August 2023, https://doi.org/10.1038/s41590-023-01587-x