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Wie gefährlich ist Candida auris?

Mann hält Fieberthermometer
Wenn Candida auris in den Brutkreislauf gelangt, drohen hohes Fieber, Organschäden und Sepsis. | Bild: sushytska / AdobeStock

Von der Hefepilzgattung Candida ist vor allem die Art Candida albicans medizinisch relevant, etwa als Erreger von Mundsoor oder Windeldermatitis. 

In letzter Zeit macht eine andere Art von sich reden: Candida auris (C. auris). Dieser Candida-Pilz wurde erstmals im Jahr 2009 in Japan beschrieben. Da er den Gehörgang eines Patienten befallen hatte, bekam er den Artnamen „auris“ (lateinisch für „Ohr“). Seither treten vermehrt Infektionen des Menschen auf. 

Candida auris verbreitet sich zunehmend

Seit 2015 verbreitet sich Candida auris zunehmend in den USA. Im April dieses Jahres wurde dort eine starke Zunahme von C.-auris-Infektionen beobachtet. Auch in einigen europäischen Ländern – England, Italien, Spanien – kam es zu Ausbrüchen. In Deutschland gab es seit 2015 lediglich Einzelfälle. Doch die Fallzahlen haben auch hier zugenommen.

Allerdings ist die absolute Zahl der C.-auris-Fälle gering. So wurden bis zum Jahresende 2022 insgesamt 43 Infektionsfälle erfasst. In 16 Fällen war die Infektion therapiebedürftig.

Candida auris ist resistent gegenüber gängigen Arzneimitteln

Doch warum sorgt dieser Hefepilz überhaupt für so viel Aufmerksamkeit? Candida auris kann bei immungeschwächten oder vorerkrankten Personen schwere invasive Erkrankungen auslösen. Wenn der Erreger in den Brutkreislauf gelangt, drohen hohes Fieber, Organschäden und Sepsis.  

Zur Lebensgefahr wird der Pilz vor allem wegen seines Potenzials, gegenüber allen verfügbaren Antimykotika-Klassen Resistenzen zu entwickeln. Am Nationalen Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) erwiesen sich 80 Prozent der untersuchten C.-auris-Pilzstämme als hochresistent gegenüber dem gängigen Antimykotikum Fluconazol. 

Selbst gegenüber der vergleichsweise neuen Substanzklasse der Echinocandine wurden Resistenzen festgestellt. Wegen dieser potenziellen Multiresistenzen ist die Behandlung von C.-auris-Infektionen erheblich erschwert. Auch einige gängige Desinfektionsmittel sind gegen den Hefepilz nicht ausreichend wirksam.

Für wen ist der Hefepilz eine Bedrohung?

Candida auris wird über direkten und indirekten Kontakt von Patient zu Patient übertragen. Auch Personen, die selbst nicht erkranken, können C. auris auf ihrer Haut tragen und weitergeben. Aus diesen Gründen besteht insbesondere in Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäusern oder Pflegeheimen die Gefahr von schwer kontrollierbaren Ausbrüchen.

Experten betonen, dass Candida auris für gesunde Menschen keine Bedrohung darstelle. Der deutliche Anstieg an Infektionsnachweisen während der vergangenen zwei Jahre sollte jedoch als Alarmsignal gewertet werden. 

Die amerikanischen Centers for Disease Control klassifizieren C. auris als „dringliche Bedrohung“ – die höchste Priorisierungskategorie innerhalb der multiresistenten Krankheitserreger. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) misst diesem Pilz die höchste Prioritätsstufe bei. Quellen: Julius-Maximilians-Universität Würzburg; Robert Koch-Institut (RKI); Nationales Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen (NRZMyk); U.S. Department of Health and Human Services Centers for Disease Control and Prevention