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Welche Rolle spielt die Uhrzeit beim Essen?

Schüssel mit Joghurt und Müsli
Ein ausgewogenes Frühstück hält über den Tag länger satt. | Bild: New Africa / AdobeStock

Lieber fünf kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich zu nehmen oder doch besser drei Hauptmahlzeiten? Und macht es einen Unterschied, was man zu welcher Uhrzeit isst? Diese Fragen beschäftigen nicht nur ernährungsbewusste Endverbraucher, sondern auch die Forschung.

„Früher ging man davon aus, dass eine Kalorie eine Kalorie ist und es entsprechend keinen Unterschied macht, wann sie konsumiert wird“, sagt Olga Ramich, Leiterin der Forschungsgruppe Molekulare Ernährungsmedizin am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE). 

Eine Studie aus Schottland bestätigt dies: Ein Team der University of Aberdeen kam zu dem Ergebnis, dass es im Hinblick auf den Energiestoffwechsel keinen Unterschied macht, ob man morgens oder abends die Mehrzahl der täglichen Kalorien zu sich nimmt.

Reichhaltiges Frühstück hält länger satt

Die übergewichtigen Testpersonen in dieser Studie stellten jedoch fest, dass sie an den Tagen, an denen sie ein größeres Frühstück aßen, ihren Appetit besser unter Kontrolle hatten. Für den restlichen Tag fühlten sie sich dadurch gesättigt.

Für Olga Ramich ist eben dieses beobachtete Sättigungsgefühl interessant: „Damit ergibt sich zwar keine direkte Regulation des Stoffwechsels durch die zeitliche Verteilung der Kalorien, aber eine positive Verhaltensauswirkung.“ Darüber hinaus hätten andere Untersuchungen durchaus gezeigt, dass die Tageszeit Einfluss auf die durch die Mahlzeit ausgelöste Stoffwechselreaktion nimmt.

Frühstück lässt Blutzuckerspiegel weniger steigen

Mit ihrer Forschungsgruppe habe sie mehrere Studien durchgeführt, um die Auswirkungen derselben Mahlzeit morgens und nachmittags miteinander zu vergleichen. „Dabei haben wir festgestellt, dass der Blutzucker nach der späten Mahlzeit deutlich stärker steigt als morgens.“ Ebenso sei der Körper morgens besser dazu in der Lage, Kohlenhydrate zu verstoffwechseln.

Eine ähnliche Beobachtung machten Forscher der Universität Lübeck. Sie hatten in einer ersten Studienphase 16 normalgewichtigen Männern ein niederkalorisches Frühstück und ein hochkalorisches Abendessen gegeben. In der zweiten Phase wurde dies umgedreht. Das Ergebnis: Der Blutzucker- und Insulinspiegel stieg nach dem Frühstück im Vergleich zum Abendessen weniger deutlich an. Die Wissenschaftler schlossen daraus, dass der menschliche Energieumsatz morgens grundsätzlich höher sei als abends.

Biologische Uhr beim Essen berücksichtigen

Solche Studien sind vor allem für die sogenannte Chrononutrition interessant. Dieses Forschungsgebiet untersucht den in der Vergangenheit oft vernachlässigten Zusammenhang zwischen biologischer Uhr und Nahrungsaufnahme. Dieser sei aber äußerst wichtig, sagt Ramich vom DIfE: „Alles ist zeitabhängig: Die zirkadiane Uhr bestimmt sowohl Stoffwechselvorgänge als auch unser Verhalten.“

Man unterscheidet hierbei zwei sogenannte Chronotypen: Die Lerchen fühlen sich morgens fit und voller Energie, gehen aber eher früher ins Bett. Die Eulen bleiben dagegen länger wach und brauchen morgens mehr Zeit, um in die Gänge zu kommen. Dementsprechend lassen Eulen gerne das Frühstück ausfallen. Einigen Studien zufolge konsumieren sie auch mehr Fastfood, Kaffee und Alkohol, wie Olga Ramich erklärt.

Dieses ungesunde Verhalten sei vermutlich zum Teil auch darauf zurückzuführen, dass der gesellschaftliche Takt oft gegen den biologischen Rhythmus von Eulen arbeitet. „Gerade solche Menschen sollten auf eine gesunde Ernährung, feste Essenszeiten und eben ein Frühstück achten“, betont Ramich mit Blick auf Studien, denen zufolge ein Weglassen der Morgenmahlzeit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nährstofflücken sowie Adipositas und Typ-2-Diabetes erhöht. Sie empfiehlt Eulen, sich optimalerweise an ein kleines Frühstück zu gewöhnen, selbst wenn sie morgens noch keinen Hunger haben.

Dennoch sollte bei einem reichhaltigen Frühstück die Gesamtkalorienmenge des Tages berücksichtigt werden: „Es ist natürlich nicht nur wichtig, wann man isst, sondern auch, was man isst und wie viel man isst. Und das sollte vor allem zum Frühstück ausgewogen und gesund sein.“ Quelle: dpa