Hilft Sonnenlicht bei Multipler Sklerose?
Die Multiple Sklerose (MS) gehört zu den Autoimmunerkrankungen. Allein in Deutschland sind rund 250.000 Menschen davon betroffen. Um die Erkrankung besser zu verstehen und neue Therapien zu entwickeln, ist die Erforschung von Ursachen und Risikofaktoren von besonderer Wichtigkeit. Einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf scheint z. B. Sonnenlicht zu haben.
Erste Hinweise darauf, dass ausreichend Sonnenlicht eine MS-Erkrankung verhindert oder mildert, gibt es bereits seit den 1960er-Jahren. Ein Forscher beobachtete damals Soldaten, die rund um den Globus stationiert waren. Er erkannte einen Zusammenhang mit der Anzahl an Sonnenstunden, denen die Soldaten ausgesetzt waren. Eine genaue wissenschaftliche Erklärung dafür konnte man damals aber noch nicht geben.
Zur Erinnerung: Was ist Multiple Sklerose?
Bei MS handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der Lymphozyten die Myelinscheiden an den Nervenzellen angreifen. Hauptsächlich sind davon Nervenzellen im zentralen Nervensystem betroffen. Die dadurch entstehenden Entzündungen setzen die Nervenleitgeschwindigkeit herab.
Die Symptome treten schubweise auf und reichen von Sehstörungen, Lähmungen und gestörter Reizwahrnehmung bis hin zu Inkontinenz oder Schwindel. Frauen sind von MS bis zu dreimal häufiger betroffen als Männer.
Eine MS ist derzeit noch nicht heilbar. Die Behandlung verfolgt das Ziel, die schubfreie Zeit so lang wie möglich auszudehnen.
Weniger MS-Beschwerden bei ausreichend Sonneneinstrahlung
Anfang 2021 fanden Neurowissenschaftler der Universität Münster in einer Studie heraus, dass Sonnenlicht den Schweregrad einer MS offenbar positiv beeinflusst. Für diese Beurteilung wurden die Daten von mehr als 2.000 Patienten herangezogen, welche durch eine große Datenbasis auf hohem wissenschaftlichen Niveau ergänzt wurden. Sogar in Deutschland auf einer Strecke von gerade mal 1.000 km konnte eine Süd-Nord-Achse bezüglich der MS-Erkrankung in Zusammenhang mit Sonnenlicht erkannt werden. „Die Daten stützen das Ergebnis: Nimmt die Sonneneinstrahlung zu, nehmen die MS-Beschwerden im Mittel ab“, so die Forscher.
Wahrscheinlich spielen die UV-Strahlen, deren Intensität und die Bildung von ausreichend Vitamin D im Körper eine wichtige Rolle. Dennoch raten die Forscher davon ab, es mit der Sonne zu übertreiben, denn auch MS-Patienten sind vor Hautkrebs nicht gefeit. Die allgemeine Empfehlung von 30 Minuten Sonnenbaden pro Tag gilt daher auch im Zusammenhang mit diesen Ergebnissen.
Neue Studiendaten: Zeit an der frischen Luft senkt MS-Risiko
Neue Untersuchungsergebnisse wurden vor kurzem in der amerikanischen Fachzeitschrift „Neurology“ publiziert. Darin gibt eine MS-Studie Auskunft darüber, ob Kinder und Jugendliche ihr persönliches MS-Risiko im Laufe des Lebens positiv beeinflussen können.
Dabei wurde ein Zusammenhang zwischen der Entstehung einer MS und der Zeit, welche die Kinder im Freien an der frischen Luft verbracht haben, entdeckt. „Bereits 30 bis 60 Minuten ergaben ein 52 Prozent geringeres MS-Risiko, bei zwei Stunden waren es sogar 81 Prozent“, so die Forscher.
Zwar können auch andere Faktoren wie beispielsweise die Genetik oder Infektionen eine Rolle bei der Krankheitsentstehung spielen, allerdings können diese im Gegensatz zur Zeit im Freien nicht aktiv beeinflusst werden. Ausreichend Bewegung an der frischen Luft scheint demnach einen größeren Effekt auf unsere Gesundheit zu haben, als wir uns im Alltag manchmal vorstellen können.