Lebenserwartung: Rauchen hat großen Einfluss
Die regionalen Unterschiede in der Lebenserwartung in Deutschland werden gerne damit erklärt, dass die sozioökonomischen Verhältnisse unterschiedlich seien. Die neue Studie hat jedoch ermittelt, dass es am unterschiedlichen Rauchverhalten in der Vergangenheit liegt.
Frauen sind weniger von negativen Folgen des Rauchens betroffen
Besonders deutliche Effekte erbrachte die Studie für den männlichen Teil der Bevölkerung: In ganz Deutschland wäre demnach die Lebenserwartung der Männer ohne rauchbedingte Sterblichkeit um circa 1,4 Jahre höher. Im Süden (Baden-Württemberg und Bayern), wo der Raucheranteil geringer ist, beträgt der Verlust an Lebenserwartung nur 1 Jahr. Dagegen liegt der Verlust in Nordrhein-Westfalen (höherer Raucheranteil) mit 1,7 Jahren über dem Durchschnitt, ebenfalls in Norddeutschland mit 1,6 Jahren. Die Studie zeigt jedoch auch, dass der Anteil rauchbedingter Todesfälle bei den Männern überall rückläufig ist.
Bei den Frauen offenbart die Studie einen gegenläufigen Effekt: Bei ihnen nehmen generell die negativen Auswirkungen des Rauchens zu. Dies wird damit erklärt, dass sich das Rauchen unter Frauen später ausbreitete als bei den Männern. Momentan sind die Frauen noch etwas weniger von den negativen Folgen des Rauchens betroffen. Ohne rauchbedingte Sterblichkeit läge ihre Lebenserwartung in Deutschland durchschnittlich um 0,9 Jahre höher – mit ähnlichen regionalen Unterschieden wie bei den Männern.
Den Forschern bereitet Sorge, dass es nach 1990 vor allem in Ostdeutschland unter Frauen zu einem Anstieg der Raucherinnen gekommen sei. Der rauchbedingte Einfluss auf ihre Lebenserwartung könnte bei ihnen also noch zunehmen.
Mehr Raucher in sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen
Die Studienautoren räumen aber ein, dass sich die geringere Lebenserwartung im Osten Deutschlands nur zu einem kleineren Teil durch unterschiedliches Rauchverhalten erklären lasse. Hier spielten weitere Faktoren wie etwa hohe Arbeitslosigkeit nach der deutschen Wiedervereinigung eine wichtige Rolle.
Die Autoren weisen außerdem darauf hin, dass sich das Rauchen seit einigen Jahrzehnten zunehmend in sozial benachteiligten Bevölkerungsteilen konzentriere. Daher sei in wirtschaftlich schwächeren Regionen der Raucheranteil tendenziell höher. Das sei ein Grund dafür, dass regional unterschiedliche sozioökonomische Bedingungen in Zusammenhang mit unterschiedlicher Lebenserwartung stehen. Quelle: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB)