Warum beteiligt sich Adexa nicht am Apotheken-Streik?
In Brandenburg, Schleswig-Holstein, Hamburg und im Saarland sind Apothekeninhaber aufgerufen, ihre Apotheken am heutigen Mittwochnachmittag geschlossen zu lassen. Damit will der Berufsstand seinen Unmut gegen die geplante Absenkung des Apothekenhonorars ausdrücken, die der Bundestag aller Voraussicht nach am morgigen Donnerstag mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz beschließen wird.
Initiator der Aktionen sind die Apothekerverbände. Eine Reihe von Kammern sowie Verbände aus anderen Bundesländern und sogar die ABDA haben aber ihre Solidarität mit den Streikenden erklärt. Die ABDA hat zudem Flyer und Infomaterial zur Verfügung gestellt.
Warum sich Adexa nicht am Protest beteiligt
Im Vorfeld der Proteste kam immer wieder die Frage aus der Apothekerschaft auf, warum die Apothekengewerkschaft Adexa nicht aktiv zum Streik aufruft. Das erklärt sie nun in einer Mitteilung.
Adexa sei von Apothekeninhabern, aber auch von Mitgliedern gefragt worden, warum sich die Apothekengewerkschaft nicht mit einem Aufruf zum „Streik“ beteilige, heißt es dort.
Dafür gibt es der Mitteilung zufolge zwei Gründe:
- Adexa ist zu keiner Zeit von einer der beteiligten Organisationen angefragt worden.
- Adexa kann Mitglieder nur im Rahmen von Tarifverhandlungen zum Streik aufrufen. Andernfalls macht sich die Gewerkschaft zivilrechtlich schadensersatzpflichtig gegenüber denjenigen Apothekenleitungen, die sich nicht an der Protestaktion beteiligen.
Das bedeute jedoch nicht, dass Adexa die Aktion nicht prinzipiell begrüßt und – bei einer Anfrage durch die beteiligten Apothekerorganisationen – nicht auch mitgetragen hätte, schreibt die Gewerkschaft weiter. Aber: „Eine gemeinsame Aktion kann aber nur gelingen, wenn sie rechtzeitig gemeinsam geplant wird. Und wenn die Mitarbeitenden wie auch die Gewerkschaft sicher sein können, dass ihnen aus der Teilnahme keine arbeits- und haftungsrechtlichen Schäden drohen.“
So bleibt für die Apothekengewerkschaft „ein schaler Beigeschmack, dass die beteiligten Inhabervertretungen offenbar lieber auf eine geschlossene Protestfront mit der Interessenvertretung der Beschäftigten verzichten, als ‚Werbung‘ für die Gewerkschaft zu machen.“
Man ist allerdings davon überzeugt, dass Beschäftigte sich in ihrem eigenen Interesse an dem Protest beteiligen werden, wenn ihre Apothekenleitung diesen Protest mit ihrem Team umsetzen will. „Sie werden die Patient:innen und Kund:innen über die Hintergründe informieren, so wie sie täglich auch die Kommunikation und Beratung in den Apotheken meistern“, schreibt Adexa.
Adexa fehlt Flächendeckung bei Protestaktion
„Was Apothekenangestellte jedoch nicht leisten können und sollten: die Kartoffeln aus dem Feuer holen, wenn die berufspolitische Arbeit der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber nicht rechtzeitig, nicht geschlossen, nicht laut und nicht mutig genug ist!“
Deswegen sei die Apothekengewerkschaft noch einmal aktiv geworden und zählt diese Aktivitäten am Ende ihrer Mitteilung auf: Man habe sich am Montag noch einmal mit einem Schreiben an die Bundestagsfraktionen gewandt und darin begründet, warum eine Erhöhung des Kassenabschlags fatale Auswirkungen auf die flächendeckende Versorgung haben werde – und warum sie wohnortnahe Arbeits- und Ausbildungsplätze gefährde. In dem Schreiben habe man die Bundestagsmitglieder aufgefordert, sich dem Votum des Bundesrats anzuschließen und auf die Erhöhung zu verzichten.
Zudem wolle man die Mitglieder bei arbeitsrechtlichen Fragen rund um die Protestaktion unterstützen.
Besonders optimistisch, dass die Proteste erfolgreich sind, ist die Adexa übrigens nicht. Es sei keine bundesweite Aktion, sie ging vom Apothekerverband Saarland aus und habe mittlerweile die „Unterstützung“ der ABDA, indem diese Materialien bereitgestellt habe, so die Adexa.
Es bleibe abzuwarten, mit welcher Durchschlagskraft die Protestaktion verlaufen wird und welche Präsenz sich außerhalb der Fachmedien entfalte. „Dass die Impulse aus einzelnen Apothekerverbänden kamen und keine Flächendeckung erreicht wurde, dass sich vor allem Berlin nicht anschließt, lässt – zusammen mit früheren Erfahrungen – nicht allzu viel hoffen.“