Tag der Zahngesundheit am 25. September: Wie sinnvoll ist eine professionelle Zahnreinigung?
Sie kann bis über 100 Euro kosten, oft schickt die Praxis alle sechs Monate eine neue Einladung dafür: Die „professionelle Zahnreinigung“ ist zum weit verbreiteten Standard für Erwachsene und häufig sogar schon für Kinder geworden. Doch wie groß ist der medizinische Nutzen für gesunde Zähne? Experten sehen große Einschränkungen.
„Eindeutige wissenschaftliche Belege zum medizinischen Nutzen der sogenannten professionellen Zahnreinigung gibt es bisher nicht“, sagt Markus Hüttmann von der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland zum Tag der Zahngesundheit am 25. September. Wie sinnvoll eine solche Behandlung für die Zahngesundheit ist, sei bislang kaum in aussagekräftigen Studien untersucht.
Gut zu wissen: Tag der Zahngesundheit am 25. September
Jährlich findet am 25. September der Tag der Zahngesundheit statt. Bundesweit machen Veranstaltungen auf das Thema Mund- und Zahngesundheit aufmerksam. Krankenkassen, Gesundheitsämter, Landesarbeitsgemeinschaften und auch Zahnärzte organisieren dazu eigene Aktionen.
In diesem Jahr steht vor allem die Prophylaxe in Kitas und Schulen im Fokus. Unter dem Motto „Gesund beginnt im Mund – in Kita & Schule!“ soll auf das bundesweite Programm zur Erkennung und Verhütung von Zahnerkrankungen aufmerksam gemacht werden, das seit mehr als 30 Jahren für eine erfolgreiche mundgesundheitliche Prävention in deutschen Bildungseinrichtungen steht. Kinder sollen schon von klein auf von einer Anleitung zur gründlichen und regelmäßigen Zahnhygiene und einer Aufklärung zum Thema Mundgesundheit profitieren.
IGeL-Monitor klärt über Nutzen ärztlicher Leistungen auf
Hüttmann verweist auf den sogenannten IGeL-Monitor, der über Sinn und Nutzen von ärztlichen Leistungen aufklärt. „Was bringt es, sich die Zähne und Zahnzwischenräume säubern, von Belägen befreien, polieren und fluoridieren zu lassen?“, wird in dem Bericht von 2012 gefragt. Die Antwort: „unklar“. Hüttmann schränkt aber ein: „Die dortige Untersuchung bezieht sich nur auf Erwachsene mit gesunden Zähnen und nicht auf Menschen mit Parodontal-Erkrankungen.“ Hinter dem IGeL-Monitor steht der Medizinische Dienst der Krankenkassen.
Der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Christoph Benz, will die Einstufung so nicht stehen lassen. Das sei stark verkürzt, sagt er. Der medizinische Nutzen sei sehr wohl belegt, es fehle nur an randomisierten kontrollierten Studien. Diese gelten als Goldstandard zur Nutzenbewertung von Behandlungen. Probanden werden dabei vor der Behandlung zufällig einer Therapie- oder Placebo-Gruppe zugeordnet.
Tägliche Mundpflege wichtiger als professionelle Zahnreinigung
Stefan Wolfart, Direktor der Klinik für Zahnärztliche Prothetik und Biomaterialien an der Uniklinik RWTH Aachen, verweist auf Hilfe für Patienten mit erkranktem Zahnfleisch. Für sie könne die professionelle Zahnreinigung mehrmals im Jahr sinnvoll sein – je nachdem, wie geschädigt die Zähne und wie stark Kariesbakterien aktiv seien.
„Sofern ein Patient in der Lage ist, seine Zähne perfekt zu pflegen, ist natürlich auch keine professionelle Zahnreinigung notwendig“, sagt Wolfart. Wenn Kinder und Erwachsene ihre Zahngesundheit erhalten wollten, sollten sie besser regelmäßig ihre Zähne mit fluoridhaltiger Zahnpasta putzen, sagt Hüttmann.
Ähnlich sieht das Julian Schmoeckel, Oberarzt der Kinderzahnheilkunde der Universitätsmedizin Greifswald: In der Kinderzahnheilkunde seien professionelle Zahnreinigungen selten wirklich notwendig. Wichtiger sei die Individualprophylaxe beim Zahnarzt, „die ja einmal pro Halbjahr auch von der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) übernommen wird, bei der das Zähneputzen kontrolliert und trainiert wird“.
Für Klinikdirektor Wolfart gehört zu einer guten Reinigung allerdings auch eine Anleitung des Patienten, seine Mundhygiene zu Hause kontinuierlich zu verbessern. So könne der Zahnbelag angefärbt und der Patient auf die sensiblen Stellen im Mund hingewiesen werden. Denn letztlich, so betonen die Experten, entscheidet vor allem die tägliche Pflege über die Gesundheit der Zähne.
Warum ist die professionelle Zahnreinigung dennoch so beliebt?
Viele Krankenkassen übernehmen höchstens einen Teil der Kosten für professionelle Zahnreinigungen. Warum sind diese trotz der recht hohen Kosten bei oft fragwürdigem Nutzen so beliebt? Die Unabhängige Patientenberatung hält das Streben nach Schönheitsidealen als eine Motivation für denkbar. So mancher verlässt die Praxis wohl mit dem guten Gefühl, viel für optisch schöne Zähne getan zu haben. Quelle: dpa / mia