Vorschlag aus Brandenburg: Ausbildungsvergütung für PTA? So kann es gehen!
In den Apotheken herrscht deutschlandweit ein Fachkräftemangel, der sich durch alle Berufsgruppen zieht. Auch Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher sprach das Thema bei der letzten Kammerversammlung in Potsdam an. Unter anderem ging sie auf die PTA-Ausbildung ein. Diese ist in Brandenburg derzeit nur in Eisenhüttenstadt möglich.
Das Land fördert die Ausbildung – dennoch gibt es ein großes Problem bei der PTA-Ausbildung: Im Gegensatz zu anderen Ausbildungen gibt es keine Vergütung. Förderung durch das Land und Stipendien von Apotheken reichen auch aus Sicht von Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher nicht aus. Es seien weitere „kreative Lösungen“ notwendig, so die Gesundheitsministerin – und dafür gibt es sogar schon einen Vorschlag.
Immer weniger PTA-Schüler
Eine erste Idee brachte der Leiter der PTA-Schule in Eisenhüttenstadt, Clemens Tründelberg, in die Kammerversammlung mit. In einem Vortrag zeigte er zunächst die Situation auf: 24 Schüler kann er in einer Schulklasse aufnehmen. 2015/2016 gab es noch 71 Bewerbungen, seitdem sank die Zahl beständig. 2020/21 waren es noch 46, von denen letztlich 22 tatsächlich starteten. In diesem Jahr stellen sich nur noch 13 Schüler der Prüfung. Der Rest der Klasse sei bereits abgesprungen. Das liege daran, dass er selbst Schüler aufnehmen müsse, bei denen er Zweifel habe, ob sie die Ausbildung durchhalten – schließlich brauche er mindestens 18 Schüler, um überhaupt eine Klasse eröffnen zu können.
Das Stipendien-Programm, an dem sich 95 Apotheken im Land beteiligten, sei gut: Fast alle Schüler der derzeitigen 2021-Klasse hätten eine Stipendiumsapotheke gefunden und erhielten nun 150 bis 300 Euro im Monat. Einige hätten aber Probleme bei ihrer Suche. Insgesamt wünscht sich Tründelberg ein größeres Engagement der Apothekenleitungen. Der PTA-Beruf sei den Schulabgängern immer noch recht unbekannt. Jede Apotheke, die PTA sucht, sollte in ihrem Schaufenster mit einem Plakat darauf aufmerksam machen. Immerhin handele es sich um sichere, krisenfeste und familienfreundliche Arbeitsplätze.
Allerdings sei es schwierig, junge Menschen für den Beruf zu gewinnen, wenn ebenso dringlich Pflegekräfte, Azubis für die Sparkasse oder die Verwaltung gesucht werden – denn hier wird die Ausbildung vergütet. Da komme er auf einer Ausbildungsmesse mit einem „Null-Euro-Schild“ für einen Assistenzberuf ohne Aufstiegschancen nicht weit.
Modell: 450 Euro Ausbildungsvergütung
Tründelberg hat sich daher ein Modell zur Finanzierung der Ausbildungsvergütung überlegt: In einer Variante würden die Schüler 450 Euro in den ersten beiden Jahren erhalten. Dies würde die Apotheken 38 Euro im Monat kosten (Berechnungsgrundlage: 570 Apotheken finanzieren 48 Schüler, also zwei Klassen).
In einer zweiten Variante erhielten die Azubis 450 Euro nur im ersten Jahr oder 225 Euro über zwei Jahre – dies wäre mit monatlich 19 Euro pro Apotheke zu realisieren. Mit 9,50 Euro im Monat könnten die Brandenburger Apotheken immerhin noch 225 Euro im ersten Jahr finanzieren. Letztere Option ähnelt dem Stipendien-Modell, wobei hier die Summe von einer einzigen Apotheke aufgebracht werde.
Gesetzgeber soll „Grundlage für Ausbildungsvergütung schaffen“
Über diesen Vorschlag können sich die Brandenburger Delegierten nun Gedanken machen. Wie wichtig das Thema ist, zeigt auch ein Antrag, den die Kammer Brandenburg beim kommenden Deutschen Apothekertag (DAT) in die Hauptversammlung einbringen will. Mit diesem soll der Gesetzgeber aufgefordert werden, „eine Grundlage zu schaffen, dass PTA während der schulischen Ausbildung eine Ausbildungsvergütung bekommen“.
Die Delegierten der Kammerversammlung beschlossen zudem zwei weitere Anträge für den DAT. Bei ihnen stehen der Abbau von Bürokratie und die Abkehr von der Präqualifizierungspflicht der Apotheken im Mittelpunkt.