Fragen und Antworten zu Vitamin A
Vitamin A ist ein essenzieller Nährstoff. Wir müssen ihn also über die Nahrung aufnehmen, da der Körper das fettlösliche Vitamin nicht selbst bilden kann. Wer sich ominvor ernährt, also auch tierische Produkte zu sich nimmt, ist in der Regel ausreichend mit Vitamin A versorgt.
Doch in welchen Lebensmitteln ist besonders viel Vitamin A, bzw. dessen Vorstufe Beta-Carotin, enthalten? Und welche Personengruppen sollten besonders auf eine ausreichende Zufuhr von Vitamin A achten, damit sie keinen Mangel erhalten?
Wir beantworten wichtige Fragen rund um Vitamin A.
Welche Lebensmittel sind reich an Vitamin A?
Nach wie vor ist das in Karotten und in anderen Gemüsesorten enthaltene Beta-Carotin ein für den Menschen wertvoller Mikronährstoff. Beta-Carotin (auch Provitamin A genannt) wird im menschlichen Körper in Retinol umgewandelt, die aktive Transportform des Vitamin A.
Aus Retinol entsteht der Metabolit Retinal, der eine entscheidende Rolle im Auge spielt: Gemeinsam mit einer Proteinkomponente bildet er in den Stäbchen der Netzhaut (= Retina) das lichtempfindliche Sehpigment Rhodopsin, das zuständig ist für das Hell- und Dunkelsehen.
Karotten und Beta-Carotin-haltiges Gemüse sollten immer mit etwas Fett zubereitet werden, um die Resorption der fettlöslichen Vitamin-A-Vorstufe optimal sicherzustellen. Dafür sind 5 g Fett pro Mahlzeit ausreichend.
Hühnereier, Käse, fetter Fisch und Leberwurst sind weitere Vitamin-A-reiche Lebensmittel, die auf unserem Speisezettel zu finden sind.
Wer hat ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-A-Mangel?
In den westlich geprägten Industrieländern sind ein ernährungsbedingter Vitamin-A-Mangel und dadurch bedingte Einschränkungen der Sehkraft sehr selten. Es besteht eher eine Überversorgung, zumal auch einige industriell hergestellte Lebensmittel mit Beta-Carotin angereichert sind.
Risikogruppen für eine Vitamin-A-Unterversorgung sind Menschen mit gestörter Fettverdauung, mit eingeschränkter Leberfunktion aufgrund von Alkoholismus, außerdem Neugeborene und Hochbetagte.
Anders sieht es in den sogenannten Entwicklungsländern aus. Dort ist ein Vitamin-A-Mangel sehr häufig. Viele Kinder verlieren vor allem im Zusammenhang mit Masernerkrankungen ihre Sehkraft. Eine Vitamin-A-Supplementierung hilft, die Krankheitslast und Sterberate bei Masern zu senken, was auch einer Erblindung vorbeugt.
Auch ohne eine Maserninfektion kommt es in Entwicklungsländern häufig durch eine Vitamin-A-Mangel-bedingte Austrocknung der Bindehaut sowie der Tränendrüsen zu schweren Augenerkrankungen mit Erblindung. Eine entsprechende Vitamin-A-Supplementation kann dabei helfen.
Haben Schwangere einen erhöhten Vitamin-A-Bedarf?
Menschen und Tiere speichern etwa 90 Prozent des aufgenommenen Vitamins in der Leber, deshalb ist tierische Leber das mit Abstand Vitamin-A-reichste Lebensmittel.
In der Schwangerschaft besteht ein Mehrbedarf an Vitamin A um 20 bis 50 Prozent. Grundsätzlich kann er über die Nahrung gedeckt werden, rein praktisch passiert das jedoch häufig nicht.
Abgesehen davon, dass Innereien und Leber nicht jeder Frau schmecken, herrscht große Unsicherheit darüber, ob Schwangere überhaupt Leber essen sollten. Viele Schlachttiere werden heute mit hohen Vitamin-A-Zusätzen gefüttert. So hoch, dass die mit einem Lebergericht verspeisten Mengen für Frauen in der Frühschwangerschaft gefährlich teratogen wirken, das heißt beim Ungeborenen zu Fehlbildungen führen können. Deshalb ist der Verzehr von Leber heutzutage keine Empfehlung mehr für Schwangere.
Um den erhöhten Bedarf an Vitamin A in angemessener Dosis sicherzustellen, wird zu einer Supplementierung von 3.000 I.E. (0,9 mg) Retinol-Äquivalenten ab dem 4. Schwangerschaftsmonat geraten. Allerdings ist vor allem bei Erstgebärenden ohne Risikofaktoren die Wahrscheinlichkeit einer Vitamin-A-Unterversorgung sehr gering.
Die Gabe von synthetischer Retinsäure z. B. als Aknetherapeutikum (Tretinoin, Isotretinoin) ist in der Schwangerschaft absolut kontraindiziert.
Wie können Veganer ihren Vitamin-A-Bedarf decken?
Vitamin A kommt ausschließlich in tierischen Produkten wie Leber, Eiern, Milchprodukten und Fisch vor, die von Veganern gemieden werden. Der Vitamin-A-Bedarf lässt sich jedoch in der Regel gut durch den Verzehr von Obst und Gemüse decken, die viel Beta-Carotin enthalten (z. B. Paprika, Karotten, Aprikosen).
Sollte ein Veganer in der Apotheke nach Supplementen fragen, ist aus ernährungsphysiologischer Sicht ein Vitamin-A-Präparat sinnvoller als ein Beta-Carotin-Präparat, weil manche Menschen aufgrund eines genetischen Polymorphismus das Beta-Carotin nicht ausreichend aufspalten können.
Doch dann ergibt sich ein neues Problem: Vitamin-A-Präparate liegen häufig als Weichgelatinekapseln vor, die von Veganern ebenfalls abgelehnt werden. Es ist außerdem meist nicht ersichtlich, ob der enthaltene Retinylester aus synthetischer Produktion oder aus einer tierischen Quelle stammt.
Bei Produkten, die speziell für Veganer beworben werden, ist darauf zu achten, ob sie tatsächlich synthetisch hergestellte Retinylester enthalten oder nur die nicht für jeden Menschen optimal bioverfügbare Vorstufe Beta-Carotin.