Ökotest bewertet Antimykotika und Nagelöle: Nagelpilzmittel aus der Apotheke
Wer Nagelpilz hat, braucht vor allem zwei Dinge – ein gutes antimykotisches Präparat und viel Geduld. Bis ein vollständig gesunder Nagel nachgewachsen ist, dauert es Monate – und ebenso langwierig ist auch die Behandlung. Während man an der eigenen Geduld feilen kann, ist man bei den Antipilzmitteln darauf angewiesen, dass sie wirken. Dem ging Ökotest nach.
19 antimykotische Mittel aus der Apotheke und 18 kosmetische Nagelöle
Die Verbraucherschützer kauften 18 rezeptfreie und apothekenpflichtige Lacke gegen Nagelpilz – mit Amorolfin (z. B. Loceryl®), Ciclopirox (z. B. Ciclopoli®) oder Terbinafin (z. B. Terbinafin – 1A Pharma® Nagellack gegen Nagelpilz) sowie eine Bifonazol-haltige Creme (Canesten® extra) mit der gleichen Indikation – in der Apotheke.
Doch mit wirksamen Arzneimitteln muss es nicht getan sein. Denn am besten ist die Vorbeugung durch eine optimale Pflege der Nägel, wie mit kosmetischen Nagelölen. Sie enthalten keine antimykotischen Wirkstoffe, sondern setzen auf pflegende, fette und feuchtigkeitsspendende Inhaltsstoffe. Diese sollen den Nagel geschmeidig halten und vor Sprödigkeit und damit vor dem Eindringen unerwünschter Erreger, wie bestimmte Nagelpilzarten, schützen. Welche Präparate sind nach Meinung von Ökotest nun empfehlenswert – bei der Pilzbehandlung und der Nagelpflege?
Großes Lob für Antipilz-Arzneimittel aus der Apotheke
PTA und Apotheker dürfte es nicht verwundern: Die antimykotischen Lacke gegen Nagelpilz schneiden durchweg mit „sehr gut“ ab. Die Wirksamkeit sei belegt, zudem enthielten sie keine bedenklichen Hilfsstoffe.
Angesichts der Anforderungen der Behörden für eine Zulassung – Wirksamkeit, Unbedenklichkeit, Qualität –, erstaunt das Ergebnis nicht. Hätten die Hersteller diese Punkte in den zulassungsrelevanten Studien nicht belegt, hätten ihre antimykotischen Lacke keine Zulassung erhalten.
Doch welcher der Wirkstoffe ist nun der „beste“? Sollte man eher auf Amorolfin, Ciclopirox oder Terbinafin setzen? Eine wissenschaftliche Einschätzung gab Professor Manfred Schubert-Zsilavecz von der Pharmazeutischen Chemie der Goethe-Universität Frankfurt am Main für Ökotest ab: Schubert-Zsilavecz zufolge lässt sich keine Präferenz erkennen, bei indikationsgerechter Anwendung eignen sich alle Wirkstoffe gleichermaßen. Es fehlen zudem Studien, die die einzelnen Wirkstoffe direkt gegeneinander vergleichen, sodass sich keine Empfehlung aussprechen lässt.
„Gut“ für Canesten® extra – warum?
Neben den Lacken interessierte sich Ökotest auch für eine Creme gegen Nagelpilz: Canesten® extra mit Bifonazol. Die antimykotische Creme schneidet immer noch „gut“ ab, ein „sehr gutes“ Testergebnis verpasst sie allerdings. Warum?
Auch bei diesem Präparat hapert es nicht an der Wirksamkeit, allerdings fand das von Ökotest beauftragte Labor Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH). Und die bewertet Ökotest wegen möglicher krebserregender Verbindungen kritisch. Insbesondere dann, wenn sie aufgrund der Pilzinfektion und der dadurch spröden Nägel noch einfacher in den Körper eindringen könnten.
Welche Pflege für die Nägel?
In einer zweiten Testreihe untersuchte Ökotest kosmetische Nagelöle. Dabei ging es vorrangig um bedenkliche Inhaltsstoffe, kritische Duftstoffe oder Polyethylenglykole (PEG).
Erfreulicherweise findet Ökotest auch bei den Nagelpflegeprodukten „sehr gute“ Produkte – mit dabei auch Produkte, die es in Apotheken gibt: Dr. Hauschka Neem Nagelöl von Wala (zertifizierte Naturkosmetik) mit Erdnussöl, Auszügen aus Neemblättern und Wundklee.
Weniger überzeugt ist Ökotest von anderen Produkten. So enthält Essie Apricot Nail & Cuticle Oil künstlichen Moschusduft, was dem Nagelöl die Note „befriedigend“ beschert. Die letzten Ränge belegen das Nagelpflegeprodukt von Artdeco und das Anny Miracel Öl.
Ökotest fand stark erhöhte Werte für PEG. PEG fördern die Penetration von Stoffen, allerdings auch von unerwünschten. Ein Kritikpunkt, den Ökotest immer wieder anbringt bei Kosmetika. Gestört hat sich Ökotest bei diesen beiden Nagelölen außerdem an enthaltenen UV-Filtern, die nach Ansicht von Ökotest „bedenklich“ sind.
Braucht man einen Podologen?
Eine Nagelpilzbehandlung klappt in Eigenregie – mit viel Geduld. Podologen können jedoch unterstützen, indem sie die krankhaften und verdickten Nagelschichten professionell entfernen, sodass der antimykotische Wirkstoff besser wirken kann.
„Aussitzen“ und warten, dass der Nagelpilz von alleine verschwindet – darauf sollte man nicht hoffen. Nagelpilz ist ansteckend und kann noch weitere Nägel befallen und auch auf andere Menschen (im selben Haushalt oder öffentlichen Schwimmbädern) übertragen werden. Als wenig hilfreich bewertet Ökotest Hausmittel, die dem Nagelpilz nur mit Knoblauch, Teebaumöl oder schwarzem Tee den Garaus machen sollen.
Die vollständigen Testergebnisse gibt es bei Ökotest.