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Neuer Festbetrag: Brivudin: erhöhte Mehrkosten für Patienten

Für Brivudin-haltige Arzneimittel müssen Patienten seit Anfang April deutliche Mehrkosten zahlen. | Bild: Aristo Pharma GmbH | Voy_ager / AdobeStock

Versicherte, die aktuell eine Verordnung über ein Brivudin-haltiges Arzneimittel in der Apotheke einlösen, werden zur Kasse gebeten – und das nicht zu knapp: Für das Originalpräparat Zostex® von Berlin-Chemie werden seit dem 1. April mehr als 60 Euro Mehrkosten fällig. Wie kommt es dazu?

Neue Festbetragsgruppe erhöht Mehrkosten für Patienten

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat eine neue Festbetragsgruppe eingeführt, welche die „Virostatika mit Wirkung auf Herpesviren – Gruppe 1“ auf Stufe 2 einstuft. Laut G-BA befinden sich in Stufe 2 „Wirkstoffe mit pharmakologisch-therapeutisch vergleichbaren Wirkstoffen, insbesondere mit chemisch verwandten Stoffen“. 

Der in Zostex® enthaltene Wirkstoff Brivudin befindet sich nun in der gleichen Gruppe wie Aciclovir, Famciclovir und Valaciclovir. Sie überschneiden sich im Bereich Zulassung sowie Indikationsfeld „Herpes Zoster“, was für die Beurteilung der therapeutischen Vergleichbarkeit ausschlaggebend ist.

Gut zu wissen: Wie wirkt Brivudin?

Brivudin gehört zur Gruppe der Nucleosidanaloga und hebt sich durch seine besonders starke Wirksamkeit von anderen Vertretern dieser Gruppe ab. Medikamente mit diesem Wirkstoff dienen der Behandlung von Varicella-Zoster-Viren, welche eine Gürtelrose (Herpes Zoster) auslösen.  

Das Prodrug (= inaktive Vorstufe eines Arzneistoffs) wird in den virusinfizierten Zellen in seine Wirkform umgewandelt und hemmt dort die DNA-Polymerase. Die Vermehrung der Zoster-Viren wird so verhindert, was zum Abklingen der Gürtelrose-Erkrankung führt.

 Häufige Nebenwirkungen von Brivudin sind Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel und Erbrechen. Zu beachten ist die wichtige, im schlimmsten Fall tödlich endende Wechselwirkung mit Wirkstoffen aus der Gruppe der 5-Fluoropyrimidine (z. B. 5-Fluorouracil, Capecitabin, Tegafur), welche zur Chemotherapie eingesetzt werden.

Auch Brivudin-Generika sind betroffen

Aufgrund der neuen Einstufung entstehen nicht ausschließlich beim Originalpräparat Zostex® Mehrkosten, sondern auch bei den beiden Generika von Aristo und GALENpharma. Die Mehrkosten sind bei keinem der Präparate zu vernachlässigen. Für das günstigste Präparat von Aristo werden 29 Euro fällig, die Zuzahlung von 5 Euro ist mit eingerechnet.  

Für privat Versicherte ändert sich nichts, die Preise bleiben in diesem Fall gleich. Die Situation wird aktuell zusätzlich erschwert, weil die Generika-Präparate nicht vollumfänglich lieferbar sind.

Brivudin-Rezept: So beraten Sie richtig

Steht ein Patient mit einem Brivudin-Rezept in der Apotheke, der die Mehrkosten nicht bezahlen möchte oder kann, sollte das pharmazeutische Personal den Arzt kontaktieren. Die Therapie kann auf ein anderes, therapeutisch vergleichbares Virostatikum umgestellt werden, welches keine Mehrkosten mit sich bringt. Dazu gehört beispielsweise Aciclovir.  

Therapieumstellung auf vergleichbares Virostatikum

Welche Vor- und Nachteile bei einer Therapieumstellung entstehen, ist schwer zu sagen. Brivudin punktet bei der Adhärenz: Denn die Einnahme von nur einer Tablette täglich über einen Zeitraum von einer Woche ist einfach umzusetzen. Beim Wirkstoff Aciclovir ist hingegen eine täglich mehrfache Einnahme der gängige Therapiestandard.